Dienstag, 11. Februar 2020

Kommentar zum Abstimmungsresultat: Der SCL hat sich verschätzt


Das Langenthaler Volk hat entschieden: Mit 2‘486 zu 2‘070 Stimmen lehnte es am vergangenen Sonntag die Erhöhung des jährlichen Unterstützungsbeitrags an die Eismiete des SCL Nachwuchses ab. Das Resultat ist bemerkenswert. Trotz prominenter politischer Unterstützung, trotz wohlwollender Zeitungsberichte, trotz einer gross angelegten Werbekampagne, hat . Warum?

Ein Grund für die Niederlage des Clubs: Er hat es verpasst sich Verbündete bei anderen Sportclubs zu suchen. Hätte er bei Sportvereinen und ihren Nachwuchsabteilungen angeklopft und gemeinsam mit ihnen auf ein Sportförderungskonzept gedrängt, dass die städtischen Beiträge an die Vereine (und deren Gebühren) klären würde, hätte er nicht nur auf eine breitere Unterstützung hoffen können, er hätte auch gezeigt, dass es ihm nicht nur um die eigenen Interessen geht, sondern generell um das Wohl des Sportnachwuchses. Das hätte ihm viele Pluspunkte eingebracht und ihn auch vom Image des ehrgeizigen, egoistischen Clubs befreit.  

Jetzt kann man argumentieren, dass man für die Ausarbeitung dieses Sportförderungskonzepts – das offenbar erst angedacht ist - keine Zeit mehr hatte  und der SCL eine schnelle Lösung brauchte. Es ist tatsächlich ein Versäumnis der Politik, dass dieses Konzept in der Stadt schlichtweg fehlt. Aber genau deshalb war es ein Fehler, den Beitrag an den SCL Nachwuchs unbefristet sprechen zu wollen. Als Übergangslösung hätte das Anliegen zweifellos mehr Chancen gehabt. Der SCL blieb auch in diesem Punkt kompromisslos. 

Der grösste Fehler war jedoch die Art und Weise wie der Club diese Erhöhung einforderte.  Sein Kräftemessen mit dem Gemeinderat, in dessen Verlauf der SCL sogar kurzzeitig die Zahlung der Eismiete einstellte, kam nicht überall gut an. Es unterstrich den grossen Einfluss dieses Clubs und die Sonderstellung, die er in Langenthal geniesst. Kein anderer Verein oder Sportclub wäre in der Lage gewesen, die Exekutive so unter Druck zu setzen. Das ist eine Tatsache, die der SCL  gleich selbst mit dieser Aktion demonstriert hat. Da nützte es dann auch nichts mehr, vorzurechnen, dass eine Stunde in der Turnhalle viel weniger kostet, als eine Stunde auf dem Eis. Der Gerechtigkeitssinn der Menschen war geweckt. 

Dass es dem Referendumskomitee ohne grossen Werbeaufwand und nur mithilfe von Argumenten gelungen ist, das Volk von einem „Nein“ zu überzeugen, beweist, dass in einer   Demokratie nicht immer der gewinnt, der am meisten Geld investiert. Das Resultat ist zudem eine Bestätigung für diejenigen Stadträte, die das Referendum ergriffen haben und dafür herbe Kritik einstecken mussten. Letztendlich hatten sie ein gutes Gespür für die Stimmung im Volk. 

Trotz des klar geäusserten Volkswillens, scheint der SCL noch immer Mühe damit zu haben, die eigenen Fehler zu erkennen. Wenn der Verwaltungspräsident der Langenthaler Nachwuchs AG, sich darüber echauffiert, dass die „lokale, politische Elite es fertig gebrachte habe, dass dieser Vorstoss mit falschen Argumenten eine Abfuhr erhalten habe“, verkennt er, dass der Gemeinderat sich für dieses Anliegen sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat. Er missachtet ebenso, dass einflussreiche Stadträte – und Stadträtinnen sich für den SCL stark gemacht haben, und dass schlussendlich auch sie es waren, die im Stadtrat, in der Zeitung und auf Social Media Stellung bezogen haben. Mangelnden Einsatz kann man den Befürwortern – und Befürworterinnen wohl kaum vorwerfen.

Ebenfalls unklug ist es, darüber zu lamentieren, dass in der Stadt ja wieder einmal nichts vorwärts gehe und man offenbar nur Durchschnitt bleiben wolle. Damit suggeriert er, dass einzig der SCL diese Stadt lebenswert und einzigartig macht. Diese Arroganz hat dem Club in dieser Abstimmung geschadet, sie wird ihm auch in der nächsten schaden, wenn die Verantwortlichen nicht lernen, sich zurückzunehmen.

Denn es steht bereits die nächste grosse Abstimmung zum Eissport vor der Tür. Der Planungskredit für die neue Eishalle im Hard und die Sanierung der alten Eishalle im Schoren wird am 15. März vor das Volk kommen. Die Ausgangslange wird anders sein, als bei der vergangenen Abstimmung und die Karten werden noch einmal neu gemischt. Auch wenn die zurückliegende und die zukünftige Abstimmung gerne miteinander verknüpft wurden – inhaltlich haben sie eigentlich nichts miteinander zu tun.

Dennoch täten der SCL, die Exekutive und die Pro – Seite gut daran, aus dem Abstimmungsresultat vom Sonntag zu lernen. Gelingt es ihnen nicht, auch kritische Stimmen von Nutzen eines Stadions für alle zu überzeugen, dürfte auch das schwierig werden. Diese kritischen Stimmen wird man nicht besänftigen, indem man sie per se als Neider – und Neiderinnen abstempelt. 

Sondern indem man auf sie zugeht.



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