Dienstag, 4. Februar 2025

Das andere Stadtratsprotokoll - der (Fast) Liveticker zur Stadtratssitzung vom 03.02.2025: Die Shorts - Edition

 

Teil 1: Das Vorgeplänkel

 

  • Ich bin wieder da! Und das kann natürlich nur eines bedeuten: Endlich wieder Stadtrat. Ich hoffe, ihr seid alle erholt und eure Knochen sind alle heil geblieben, denn bestimmt verbringen einige von euch den Winter damit, sich auf absurd dünne Bretter zu stellen und damit in ebenso absurd hohem Tempo den Hang runterzurasen (es gebe übrigens deutlich billigere Methoden sich den Hals zu brechen, just saying). Ich hingegen habe meine freie Zeit dazu genutzt, mir so viel Raclette wie möglich einzuverleiben (Raclette isch Liebi, Raclette isch Läbe), meine Katzen zu verwöhnen (Prioritäten), mir am Neujahr an einem Open – Air den Hintern abzufrieren (was macht man nicht alles um einmal live mit Plüsch «Heimweh» zu grölen), mein Pensum auf 100 % zu erhöhen (was bedeutet, dass ich meine wenigen freien Tage damit verbringe Erwachsenenscheiss zu machen), Geburtstag zu feiern (schon wieder 23 geworden, wie schön), auf einen gewissen Kuchen zu warten, den ich immer noch nicht bekommen habe (enttäuschend) und mir die Haare abzuschneiden (ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich jetzt aussehe wie eine stylische Französin oder doch eher wie ein Kind, dass sich einen Topf auf dem Kopf gesetzt hat und drum herum abgesäbelt hat, aber sie wachsen ja schnell).

  • Und heute ist eine besondere Stadtratssitzung – also, natürlich ist jede Stadtratssitzung besonders, aber die ist ein bisschen besonderer – denn das nigelnagelneue Parlament tritt zum ersten Mal zusammen. Gut, ein paar Stadtrrät:innen sind vielleicht nicht mehr so ganz neu, sondern leicht angebraucht, aber in der Konstellation hatte unser Lieblingsgremium nicht das Vergnügen. Und ach ist das schön, wie sich alle nach dieser langen Zeit der Trennung herzlich begrüssen und in die Arme fallen, wie eine grosse Familie – naja, vielleicht ist es eine latent dysfunktionale Familie, aber wie hat Tolstoi so schön gesagt: „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise. “ (So literarisch kennt ihr mich gar nicht, nicht wahr?)

Teil 2: Das Wort des Weisen

  • Als Erstes werden gleich mal die neuen Stadträt: innen gequält, indem sie wie in der Schule bei der Nennung ihres Namens aufstehen müssen. Aber hey, immerhin mussten sie nicht sagen, was ihre Hobbys sind und von was sie letzte Nacht geträumt haben (es gibt nichts Unangenehmeres als Vorstellungsrunden – wobei doch: Vertrauensübungen).

  • Eröffnet wird die Sitzung vom amtsältesten Mitglied Robert Kummer (FDP), der die Gelegenheit nutzt seine eigenen Gedanken und Werte in Worte zu fassen. Respekt und ehrliche Diskussionen seien ihm wichtig. «Langenthal ist etwas Besonderes – überschaubar und lebenswert.» Auch Toleranz gehört für ihm zu den wichtigsten Grundlagen eines erfolgreichen Zusammenlebens. Gerade im Stadtrat, so Kummer, wo unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen, sei der Ton, in dem diese vorgetragen werden. Wenig überraschend – bis ins Markt ein Liberaler – betont Robert Kummer auch die Ausgabendisziplin. Langenthal habe das Potential zu wachsen, so Kummer, aber es müsse schlau geschehen. Das bezeichnet er als effiziente Haushaltspolitik (also, nicht so, wie ich meinen Haushalt führe)

  • Und dann die obligatorische Eigenverantwortung, ein Wort, dass sich alle Bürgerliche gegenseitig gross in ihre Poesiealben schreiben. «Persönliches Engagement ist entscheidend für den Erfolg unserer Gemeinschaft und unserer Stadt.» Dies zu fördern sei die Aufgabe der Kommissionen und des Stadtrats, erklärt Robert Kummer und streicht die Vorbildfunktion der Gremien hervor (JAAA, GENAU!!!). Zum Schluss wünscht er sich eine Legislatur, die geprägt ist, von gegenseitigem Respekt und Toleranz. Das war mal eine überraschend kurze Rede. So kurz, dass der Stadtrat erst mit Verzögerung applaudierte, weil er meinte, da käme noch was.

    Teil 3: Der Pate

  • Und wir bekommen ein neues Stadtratspräsidium: Fabian Fankhauser von der GLP wird zum Familienpatriarch –äh, ich meine natürlich, zum Big Boss gekürt, Diego Clavadetscher (FDP) zum kleineren Big Boss, also zum Vize. Flankiert werden sie zukünftig von ihren Stadtratskolleg:innen Fanny Zürn (Grüne) und Corinna Grossenbacher (SVP), die das Amt der Stimmenzählerinnen übernehmen und das Vergnügen haben werden, jeweils zu eruieren, wem welche Hand gehört und ob am Ende nicht ein paar Hände fehlen, die eigentlich da sein sollten. Also, im Sinne von, die oben sein sollten, natürlich sollten alle ihre Hände behalten (was schreibe ich da eigentlich?)

  • Traditionellerweise hält der neue Stadtratspräsident ebenfalls eine Eröffnungsrede und er beginnt gleich mit einem nicht besonders angenehmen, aber dafür wichtigen Thema. «Es ist als Gremium auch unsere Aufgabe, faschistische und rechtsradikale Gruppen abzulehnen, dasselbe gilt, wenn Antisemitismus von linker Seite betrieben wird. Nur wenn wir zusammen als Rechtsstaat einstehen, können wir Langenthal vorwärtsbringen». Er sei froh, so Fankhauser, sässen hier keine Neonazis (in Anspielung auf die unrühmliche Episode, in der wir PNOSler im Stadtrat hatten). Auch wenn er nicht hier geboren sei, verbringe er fast schon sein ganzes Leben hier und sei verbunden mit der Stadt, deshalb sei es ihm wichtig, dass man Sorge zu der Stadt trage, führt der neue Stadtratspräsident weiter aus. Wie Robert Kummer wünscht er sich ein aktives Gremium («nur Karten hochheben reicht nichtt) und ein Gremium, das nah bei den Leuten bleibe. Und als Zeichen dafür, dass man nicht für sich selbst im Stadtrat sitzt, sondern für das allgemeine Wohl, hat er sich dafür entschieden, den Stadträt:innen nicht wie sonst üblich, ein Geschenk zu überreichen, sondern das dafür vorgesehene Geld an den Tierschutz Oberaargau zu spenden. Da weht doch glatt ein Hauch Grün durch den Saal – Wundertüte Grünliberale, man weiss nie, was man bekommt, sind es jetzt Linke, die sich verlaufen haben, oder Liberale, die die Rechtskurve verpasst haben – nach dieser Rede würde ich jetzt fast zu ersterem tendieren.

  • Speditiv ist der neue Stadtratspräsident schon mal, in dem Tempo, in dem er durch die Sitzung rast und die Wahlen der verschiedenen Kommissionen durchpeitscht, ganz nach dem Motto: «Machen wir vorwärts, dann können wir essen gehen, ich habe nämlich schon lange Durst.» Und nicht einmal der Gemeinderat hat etwas zu sagen, sondern hüllt sich in vornehmes exekutives Schweigen. Wow, Leute! Ist ja schön, seid ihr so auf Zack, aber was mache ich mit meinem Best of? Hallo? Kann bitte jemand noch was Lustiges sagen oder muss ich alles alleine machen?

  • Offensichtlich Ja. Wir sind fertig. Finito. Ende. Ich bin doch gar noch nicht angekommen und jetzt kann ich schon wieder gehen. Püh. Und noch immer kein Kuchen in Sicht. 

Das andere Stadtratsprotokoll - der (Fast) Liveticker zur Stadtratssitzung vom 03.02.2025: Die Shorts - Edition

  Teil 1: Das Vorgeplänkel   Ich bin wieder da! Und das kann natürlich nur eines bedeuten: Endlich wieder Stadtrat. Ich hoffe, ihr seid alle...