Freitag, 29. März 2019

Willkommen in Mittelerde: Die Parteien der Schweiz, Teil 3


CVP: Hobbits. Das muntere Hobbitvölkchen wird aufgrund seiner geringen Körpergrösse und seines knuddeligen Äusseres gerne unterschätzt. Die CVP würde ich zwar nicht gerade als knuddelig bezeichnen, aber sie ist nicht so gross wie die SP, FDP oder SVP. Sie polarisiert auch weniger und so wie die Geschichtsschreiber in Mittelerde die Hobbits jahrhundertelang „übersehen“ haben, wird auch die CVP gerne mal vergessen. Obwohl sie sich in den letzten Jahren durchaus für Schlagzeilen gesorgt hat. Unfreiwillig. Gelungen ist ihr das mit zahlreichen privaten Skandalen, allesamt ausgelöst von Männern, die es mit der ehelichen Treue nicht allzu genau nehmen.

Die Hobbits führen ein behagliches und einfaches Leben im beschaulichen Auenland. Aussergewöhnliches, Exzentrisches und Absonderliches ist ihnen ein Graus. Noch schlimmer finden sie Abenteuer, die sie, ihrer Meinung nach, nur vom Essen abhalten. Die CVP ist gewiss nicht so verfressen,  dennoch würden sich die Mitglieder im Auenland ausgesprochen wohl fühlen. Gepflegte Gärten vor entzückenden Häusern – eigentlich Höhlen – in denen pausbäckige, wohlgenährte Familien mit mindestens sechs Kindern leben: Das ist in ihren Augen vermutlich das Paradies. So müsste die Schweiz sein – wenn es nach den ganz Konservativen in ihren Reihen geht. 

Ein Hobbit ist nicht gerade der geborene Held, wenn er sich aber entschliesst sein gemütliches Dasein aufzugeben und in die Welt zu ziehen, zeigt er grosse Ausdauer, Standvermögen und eine zähe Willenskraft, die man ihm gar nicht zugetraut hat. Mit der CVP verhält es sich ähnlich. Schon oft wurde sie totgesagt, immer wieder kommt sie auf die Füsse und greift von neuem an. So wie der Hobbit auch im finstersten Wald voller boshafter Kreaturen noch munter ein Liedchen pfeift, so zeigt sich auch die CVP selbst bei den schlimmsten Wahlprognosen noch positiv (ob das, wie bei den Hobbits, an einer gewissen Realitätsverweigerung liegt, sei jetzt mal dahingestellt.)

Anderen Völkern begegnen die Hobbits mit gemischten Gefühlen. Die Menschen sind ihnen zu laut, die Elben zu versponnen, die Zwerge zu raubeinig. So lässt sich auch das Verhältnis der CVP zu den anderen Parteien kurz umreissen. Als Mittepartei sind ihnen alle davon zu extrem. Zu wem sie schlussendlich halten, hängt oft auch davon ab, ob gerade ein eher linksgewandter oder eher rechtsgewandter Parteipräsident am Ruder ist.
Es gibt auch untypische Vertreter der Hobbitrasse, die von ihren Anverwandten allerdings meist etwas misstrauisch und irritiert betrachtet werden. Das sind diejenigen Hobbits, die  von Abenteuerlust gepackt werden, in die Welt ziehen und fremde Sprachen lernen. Die CVP hat ebenfalls viele Individualisten in ihren Reihen, stimmt deshalb nicht immer geschlossen, weshalb sie gerne auch mal als „Wendehälse“ verschrien werden (ein Schicksal, das auf so gut wie alle Mitteparteien zutrifft.)

Im „Herr der Ringe“ sind es genau diese exzentrischen Hobbits sind, denen die Vernichtung des Ringes gelingt. Und wenn man diese Handlung in die heutige Zeit in die Schweiz transportiert, kann man kann sich mühelos vorstellen, wie sich die grossen Parteien – die SP, die SVP, die FDP, die GRÜNEN – tagelang in den Haaren liegen, was nun mit dem Ring zu tun sei, während sich die CVP den Ring schnappt, zum Schicksalsberg marschiert, ihn reinwirft und dann zu den anderen zurückkehrt, um lässig zu sagen: „Sorry, Leute, wir haben es schon erledigt. Gehen wir was trinken?“

Immerhin hat die CVP einen direkten Draht nach oben. Das C steht schliesslich für christlich. Da dürfte so eine Weltrettung ein Kinderspiel sein.

GLP: Halbelben. Die Halbelben sind genau genommen kein Volk, sondern eine Dynastie, die ihren Ursprung bei einer Elbin und einem Menschen findet. Die Halbelben sind gewissermassen die Früchte dieser eigentlich verbotenen Liebe. Die GLP ist deutlich wenig romantisch veranlagt, sondern eher nüchtern, aber ähnlich wie die Halbelben können sie sich auch nie dauerhaft für eine Seite festlegen. Mal finden sie Numenorer ganz klasse und wollen sie heiraten, nur um dann am Ende doch mit einem Waldelben durchzubrennen.
Ursprünglich waren sie eigentlich sogar Waldelben, aber weil die oft Null Verständnis zeigen für wirtschaftliche Interesse, haben sie sich von ihnen distanziert. Man könnte vereinfacht sagen: Die Grünen waren ihnen zu bäumig. Wobei der erste Parteipräsident der GLP sinnigerweise Bäumle hiess.

EVP: Adler. Die Adler tauchen eigentlich selten in Mittelerde auf und wenn, dann nur wenn gerade eine Schlacht im Gange ist. Die EVP ist weniger kriegerisch eingestellt, sie sind aber ähnlich selten anzutreffen, wie die Adler. Letztere fungieren in Mittelerde gewissermassen als ÖV und transportieren Verwundete oder Verfolgte überallhin. Auch die EVP ist eine sozial eingestellte Partei (immerhin war Pfarrer Sieber Mitglied). im Unterschied zu den Sozialdemokraten und den Grünen sind sie in gesellschaftlichen Fragen eher konservativ. Als evangelische Volkspartei spielen religiöse Werte bei ihnen eine Rolle. Auch das passt zu den Adlern, die in Mittelerde als die Boten der Götter gehandelt werden. Ganz so gross ist die Ehrerbietung gegenüber der kleinen EVP nicht. Ausser in deren Träumen.

BDP: Ebenfalls zu den Zwergen kann man die BDP zählen. Diese Partei hat sich von der SVP abgespalten – grosses Drama – und ist ihr in den Grundpositionen noch immer sehr ähnlich. Sie zeigt sich aber umgänglicher und kompromissbereiter, was stark an Gimli erinnert, der sich mit Elben anfreundet und deshalb innerhalb seines Volkes zum Exzentriker wird. Für die Elben zu zwerigig, für die Zwerge zu elbisch – Das ist das Los der BDP. Nur, wenn man den einen zu links und den anderen zu rechts ist, ist man dann nicht genau in der Mitte gelandet?


Donnerstag, 28. März 2019

Willkommen in Mittelerde: Die Parteien der Schweiz, Teil 2


SVP: Zwerge. Die knurrigen, launischen und halsstarrigen Zwerge sind alle irgendwie miteinander verwandt. Entsprechend eng ist ihre Bindung zueinander. Darin ähneln sie der SVP, die nicht nur eine grosse Loyalität von ihren Mitgliedern erwartet, sondern auch in geradezu glühender Liebe zu ihrer Heimat, der Schweiz, entbrannt ist. Die Zwerge bauen magische Türen, um Fremde von ihren verborgenen Reichen fernzuhalten. Das würde die SVP auch gerne, aber erstens besteht die Schweiz ja nicht aus unterirdischen Stollen und zweitens sind die magischen Fähigkeiten bei ihnen eher rar gesät – sieht man von der ausgeprägten Fähigkeit ab, auf verschiedene Probleme, die immer gleiche Lösung zu präsentieren.

Zwerge sind schnell gekränkt, wenn man sie kritisiert, ein Charakterzug, den sie mit der SVP teilen, der es schwer fällt damit umzugehen, wenn jemand sie nicht so toll findet, wie sie sich selber. Auch auf gut gemeinte Ratschläge reagieren sie empfindlich, besonders wenn sie ihren Wahlkampf betreffen. Schliesslich wissen sie selbst wie man eine Axt richtig wirft….äh ich meine, wie man ein Plakat richtig entwirft.
Die Zwerge sind ein Volk, das sehr zurückgezogen lebt und sich hauptsächlich auf die eigenen Belange konzentriert. Ausser, sie können lukrative Geschäfte abschliessen, dann verlassen sie ihre Höhlen und nehmen grosse Strapazen sich, um an ihren Gewinn zu kommen, selbst wenn es bedeutet, dass sie mit goldgierigen Drachen kämpfen müssen. Auch die SVP wirft ihr latentes Misstrauen gegen alles Ausländische über Bord, wenn sie – bzw. die Schweiz – wirtschaftliche Vorteile daraus ziehen können und sind dann durchaus bereit, die Rechte der freien Schweizer – und Schweizerinnen, die sonst mit brennender Innbrunst verteidigen, zu beschneiden.

Wie die Zwerge in Mittelerde, sind auch die Mitglieder der SVP sehr zäh, ausdauernd und widerstandsfähig. So wie ein Zwerg völlig unbeeindruckt bleibt, wenn ihm die Gedärme der Orks um die Ohren fliegen, so lässt sich auch ein SVPler (oder eine SVPlerin) in Diskussionen nicht so schnell ins Bockshorn jagen, egal wie hart sie verbal attackiert werden. Ohnehin dominieren sie jede Gesprächsrunde geradezu spielend. Aufgrund ihrer direkten Art und ihrer einfachen aus – dem – Bauch – heraus – Sprache kommen sie bei den Wählern gut an, genauso wie die Zwerge, spätestens nach den Hobbit – Filmen, zu absoluten Publikumslieblingen mutierten.

Zwischen Zwergen und Elben steht eine alte Fehde, weshalb sie sich nicht sonderlich mögen. Auch die SVP und die Linken kabbeln sich ähnlich hingebungsvoll wie Gimli, der Zwerg und Legolas, der Elb, am Anfang ihrer Bekanntschaft. Und als die emotionalen Diskussionen rund um das EU – Rahmenabkommen dazu führten, dass Linke und SVP für einmal in der Arena auf derselben Seite standen, wird sich wohl auch das eine oder andere Parteimitglied gebrummt haben: „Ich hätte ja nie gedacht, dass ich einmal Seite an Seite mit einem Linken kämpfen würde!“


FDP: . Die Númenórer waren einst die Mächtigsten unter den Menschenvölkern Mittelerdes, heldenhaft und von edler Gesinnung kämpften sie für die Freiheit Mittelerdes und boten dafür sogar den bösesten Bösen die Stirn. Bis sie dann über ihren eigenen Hochmut stolperten. Als hochmütig kann man die FDP nicht unbedingt bezeichnen, aber auch sie war einst ungeheuer mächtig. So bestand der Bundesrat früher – lang, lang ist es her – nur aus FDPlern, so wie auch die Númenórer die am höchsten geehrten Könige in Mittelerde waren.

Auch die FDP kämpft für die Freiheit – sie heissen schliesslich auch die Freisinnigen – allerdings nicht in erster Linie um die Freiheit der Welt, sondern vielmehr um die Freiheit des Einzelnen. Sie sind der Ansicht, dass, wenn jeder sich um sich selbst kümmert, schliesslich für alle gesorgt ist. Der Staat hat lediglich für gewisse Rahmenbedingungen und Regeln zu sorgen – möglichst lockere Bedingungen, damit sich jeder frei entfalten kann. Das passt auch zu den Númenórer, die gerne als Wächter fungieren, sich aber nicht allzu sehr in die Belange anderer Länder einmischen.

Wie die Númenórer hat auch die FDP eine Schwäche für Reichtümer bzw. für das, was man damit anstellen kann. Es widerstrebt ihnen, Wertvolles zu vernichten, wenn man noch irgendeinen Nutzend daraus ziehen könnte. Würde ein Ring der Macht auftauchen, würde wohl auch der eine oder andere FDPler vorschlagen, ihn erst einmal zu behalten: Schliesslich weiss man nie, ob man damit nicht noch einen Gewinn erwirtschaften könnte. Wirtschaft liegt ihnen eben am Herzen, genau wie technischer Fortschritt, von dem sie sich Grosses erhoffen. Wie die Menschen in Mittelerde, die ihr altes Erbe nach und nach vergessen und deswegen die Wälder zurückstutzen, opfert auch die FDP gerne mal ein Stückchen Natur auf dem Weg in eine noch modernere Welt. Selbst wenn sie dafür von Waldelben und Ents (aka Klimademonstraten) Prügel beziehen.

Die Númenórer sind trotz ihrer Schwächen letztendlich die Helden der Geschichte, weil sie hin und wieder grosse Persönlichkeiten hervorbringen. Die Waldläufer, Nachkommen der grossen Könige der Númenórer, sind unter anderem auch Botschafter, die die verschiedenen Völker miteinander verbinden. Die FDP übernimmt als Mittepartei eine ähnliche Rolle und taucht nicht selten im letzten Moment auf dem politischen Schlachtfeld an der Seite von Elben oder Zwergen auf, um ihnen in der entscheidenden Abstimmung zum Sieg zu verhelfen.
 


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