Dienstag, 1. Januar 2019

Wer ist Fräulein Lama?




Fräulein Lama ist ein flauschiges, politisch interessiertes Tierchen. Da es sowohl über ein rötliches Fell als auch über eine grosse Klappe verfügt, ist es vor Jahren der SP beigetreten, wo es sich abwechselnd als Telefonistin und Schreiberling betätigte. Eines Tages besuchte es einen langatmigen Parteitag und begann ihn literarisch festzuhalten – hauptsächlich um nicht vor Langeweile vom Stuhl zu fallen. Es fand schnell Gefallen daran, die Diskussionen auf humorvolle Art und Weise zu kommentieren und die Texte dann auch zu teilen. Es musste sich sogar eingestehen, dass es daran weitaus mehr Gefallen fand als daran selbst an der Front zu politisieren.

Je länger das Lama politische Luft schnupperte, desto mehr bedauerte es, dass Politik immer ein bisschen mit einem „Stock im Arsch“ daherkommt. Politik betrifft uns alle und deshalb muss sie die Menschen auch erreichen. Wenn Politiker sich auf einen hohen Sockel stellen und von oben herab predigen, funktioniert das nicht. Und so reifte im Lama der Entschluss, diese Sockel ein bisschen anzutippen – nicht um sie umkippen zu lassen, aber um ein bisschen Leben in sie reinzubringen. Und wie könnte man das besser erreichen, als mit Humor?

Fräulein Lama liebt das Drama, aber das sogar bei relativ harmlosen Abstimmungen wie Bau einer Umfahrungsstrasse munter Weltuntergangsszenarien entworfen werden, schlug ihr immer mehr auf den Magen und das Gewissen. Zurückzutreten und die Diskussionen mit einem Augenzwinkern zu betrachten, half dem Tierchen, damit umzugehen. So reifte der Wunsch, Politisches mit Witz zu würzen.

Parallel dazu wurde dem Lama auch immer mehr bewusst, dass es zwar so einigermassen informiert ist, was national läuft, aber keinen blassen Schimmer davon hat, was die lieben Stadt – und Gemeinderäte da eigentlich so genau treiben. Und es hat den leisen Verdacht, dass es vielen Langenthaler – und Langenthalerinnen genauso geht. Denn woher soll man es denn auch wissen, wenn es niemand erzählt? Wenn aber niemand Anstalten macht, diesen Part zu übernehmen, muss es eben das Lama selbst machen. Nicht bierernst, nicht mit dem Anspruch, andere zu belehren, sondern mit dem Willen, Lokalpolitik auf spielerische Art sichtbarer zu machen.

Das Lama ist weder besonders weise, noch besonders lebenserfahren. Es ist auch keine moralische Instanz und auch nicht unbedingt das, was man als politisch korrekt bezeichnet. Es ist einfach ein Tierchen, dem der Schalk in den Nacken sitzt, das gerne mit Worten rumspielt und rumalbert. Für seriöse Berichterstattung sind andere zuständig. Für die Weltrettung ebenso. Beim Lama gibt es Spass.

Und Kekse.


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