CVP: Hobbits.
Das muntere Hobbitvölkchen wird aufgrund seiner geringen Körpergrösse und
seines knuddeligen Äusseres gerne unterschätzt. Die CVP würde ich zwar nicht
gerade als knuddelig bezeichnen, aber sie ist nicht so gross wie die SP, FDP
oder SVP. Sie polarisiert auch weniger und so wie die Geschichtsschreiber in
Mittelerde die Hobbits jahrhundertelang „übersehen“ haben, wird auch die CVP
gerne mal vergessen. Obwohl sie sich in den letzten Jahren durchaus für
Schlagzeilen gesorgt hat. Unfreiwillig. Gelungen ist ihr das mit zahlreichen
privaten Skandalen, allesamt ausgelöst von Männern, die es mit der ehelichen
Treue nicht allzu genau nehmen.
Die Hobbits führen ein
behagliches und einfaches Leben im beschaulichen Auenland. Aussergewöhnliches,
Exzentrisches und Absonderliches ist ihnen ein Graus. Noch schlimmer finden sie
Abenteuer, die sie, ihrer Meinung nach, nur vom Essen abhalten. Die CVP ist
gewiss nicht so verfressen, dennoch
würden sich die Mitglieder im Auenland ausgesprochen wohl fühlen. Gepflegte
Gärten vor entzückenden Häusern – eigentlich Höhlen – in denen pausbäckige,
wohlgenährte Familien mit mindestens sechs Kindern leben: Das ist in ihren
Augen vermutlich das Paradies. So müsste die Schweiz sein – wenn es nach den
ganz Konservativen in ihren Reihen geht.
Ein Hobbit ist nicht gerade
der geborene Held, wenn er sich aber entschliesst sein gemütliches Dasein
aufzugeben und in die Welt zu ziehen, zeigt er grosse Ausdauer, Standvermögen
und eine zähe Willenskraft, die man ihm gar nicht zugetraut hat. Mit der CVP
verhält es sich ähnlich. Schon oft wurde sie totgesagt, immer wieder kommt sie
auf die Füsse und greift von neuem an. So wie der Hobbit auch im finstersten
Wald voller boshafter Kreaturen noch munter ein Liedchen pfeift, so zeigt sich
auch die CVP selbst bei den schlimmsten Wahlprognosen noch positiv (ob das, wie
bei den Hobbits, an einer gewissen Realitätsverweigerung liegt, sei jetzt mal
dahingestellt.)
Anderen Völkern begegnen die
Hobbits mit gemischten Gefühlen. Die Menschen sind ihnen zu laut, die Elben zu
versponnen, die Zwerge zu raubeinig. So lässt sich auch das Verhältnis der CVP
zu den anderen Parteien kurz umreissen. Als Mittepartei sind ihnen alle davon
zu extrem. Zu wem sie schlussendlich halten, hängt oft auch davon ab, ob gerade
ein eher linksgewandter oder eher rechtsgewandter Parteipräsident am Ruder ist.
Es gibt auch untypische
Vertreter der Hobbitrasse, die von ihren Anverwandten allerdings meist etwas
misstrauisch und irritiert betrachtet werden. Das sind diejenigen Hobbits,
die von Abenteuerlust gepackt werden, in
die Welt ziehen und fremde Sprachen lernen. Die CVP hat ebenfalls viele
Individualisten in ihren Reihen, stimmt deshalb nicht immer geschlossen,
weshalb sie gerne auch mal als „Wendehälse“ verschrien werden (ein Schicksal,
das auf so gut wie alle Mitteparteien zutrifft.)
Im „Herr der Ringe“ sind es
genau diese exzentrischen Hobbits sind, denen die Vernichtung des Ringes
gelingt. Und wenn man diese Handlung in die heutige Zeit in die Schweiz
transportiert, kann man kann sich mühelos vorstellen, wie sich die grossen
Parteien – die SP, die SVP, die FDP, die GRÜNEN – tagelang in den Haaren
liegen, was nun mit dem Ring zu tun sei, während sich die CVP den Ring
schnappt, zum Schicksalsberg marschiert, ihn reinwirft und dann zu den anderen
zurückkehrt, um lässig zu sagen: „Sorry, Leute, wir haben es schon erledigt.
Gehen wir was trinken?“
Immerhin hat die CVP einen
direkten Draht nach oben. Das C steht schliesslich für christlich. Da dürfte so
eine Weltrettung ein Kinderspiel sein.
GLP: Halbelben.
Die Halbelben sind genau genommen kein Volk, sondern eine Dynastie, die ihren
Ursprung bei einer Elbin und einem Menschen findet. Die Halbelben sind
gewissermassen die Früchte dieser eigentlich verbotenen Liebe. Die GLP ist
deutlich wenig romantisch veranlagt, sondern eher nüchtern, aber ähnlich wie
die Halbelben können sie sich auch nie dauerhaft für eine Seite festlegen. Mal
finden sie Numenorer ganz klasse und wollen sie heiraten, nur um dann am Ende
doch mit einem Waldelben durchzubrennen.
Ursprünglich waren sie
eigentlich sogar Waldelben, aber weil die oft Null Verständnis zeigen für
wirtschaftliche Interesse, haben sie sich von ihnen distanziert. Man könnte
vereinfacht sagen: Die Grünen waren ihnen zu bäumig. Wobei der erste
Parteipräsident der GLP sinnigerweise Bäumle hiess.
EVP:
Adler. Die Adler tauchen eigentlich selten in Mittelerde auf und wenn, dann nur
wenn gerade eine Schlacht im Gange ist. Die EVP ist weniger kriegerisch
eingestellt, sie sind aber ähnlich selten anzutreffen, wie die Adler. Letztere
fungieren in Mittelerde gewissermassen als ÖV und transportieren Verwundete
oder Verfolgte überallhin. Auch die EVP ist eine sozial eingestellte Partei
(immerhin war Pfarrer Sieber Mitglied). im Unterschied zu den Sozialdemokraten
und den Grünen sind sie in gesellschaftlichen Fragen eher konservativ. Als evangelische
Volkspartei spielen religiöse Werte bei ihnen eine Rolle. Auch das passt zu den
Adlern, die in Mittelerde als die Boten der Götter gehandelt werden. Ganz so
gross ist die Ehrerbietung gegenüber der kleinen EVP nicht. Ausser in deren
Träumen.
BDP:
Ebenfalls zu den Zwergen kann man die BDP zählen. Diese Partei hat sich von der
SVP abgespalten – grosses Drama – und ist ihr in den Grundpositionen noch immer
sehr ähnlich. Sie zeigt sich aber umgänglicher und kompromissbereiter, was
stark an Gimli erinnert, der sich mit Elben anfreundet und deshalb innerhalb
seines Volkes zum Exzentriker wird. Für die Elben zu zwerigig, für die Zwerge
zu elbisch – Das ist das Los der BDP. Nur, wenn man den einen zu links und den
anderen zu rechts ist, ist man dann nicht genau in der Mitte gelandet?
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