Freitag, 15. März 2019

Exklusivbericht von der Hauptversammlung der SP Langenthal



Hauptversammlung. Die Königsdisziplin unter den Parteiversammlungen. Der Showdown. Das Grande Finale. Voller Tränen, voller Leidenschaft, voller brodelnder Gefühle. An Hauptversammlungen zerplatzen Träume, werden aber auch neue geboren. An Hauptversammlungen liegt man sich in den Armen und im nächsten Moment möchte man sich erwürgen. Du willst Nervenkitzel? Dann vergiss Bungeejumping, waghalsige Klettertouren oder River Drafting: Geh einfach an eine Hauptversammlung von einer Partei und ihr werdet euren Puls schneller hochjagen als ein Rennpferd galoppieren kann…

Nein, das war natürlich ein Scherz. Hauptversammlungen sind grundsätzlich eine unaufgeregte Angelegenheit. Zumindest bei der SP, bei anderen Parteien werde ich ja nicht eingeladen (also ihr lieben restlichen Parteien wenn ihr mal ein Lama dabei haben wollt: Meldet euch! Ich erzähl eure Parteigeheimnisse auch nicht weiter. Ich verblogge sie nur). An der Hauptversammlung wird der Vorstand gewählt, das Budget bestätigt und die Jahresberichte des Präsidiums genehmigt. Seit ich dabei bin, hat das nie zu Diskussionen geführt. Liegt wohlmöglich einfach daran, dass man das ganze Zeug wohlmöglich selber machen müsste, wenn man rummotzt…nein, natürlich liegt es daran, dass der Vorstand (gibt es eigentlich eine weibliche Form von Vorstand? Nein, Vorstand beinhaltet auch die weiblichen Mitglieder oder? Weil Vorständerin macht ja keinen Sinn…) seine (ihre?) Arbeit so gut macht, dass es nie was zu beanstanden gibt.

Entsprechend entspannt machte ich mich also auf zum….Hotel Bären. Für die SP ein ungewöhnlicher Treffpunkt, denn das altehrwürdige Gemäuer dessen Inneneinrichtung mich immer frappant an das Schloss Schönbrunn in den Sissi – Filmen erinnert, ist, wie mir einige ältere Mitglieder so gleich anvertrauten, eine FDP – Hochburg. Allerdings gehört es tatsächlich zum Konzept der SP Langenthal, das sie für ihre Parteiversammlungen regelmässig das Lokal wechselt. Seit ich Mitglied bin, hat sich meine Ortskenntnis was die lokalen Restaurants betrifft, erheblich verbessert. Ihr seht also, eine Mitgliedschaft lohnt sich (Schleichwerbung!).

Franz – Joseph und Sissi….äh ich meine das Co – Präsidium der SP Langenthal bestehend aus Roland und Saima Sägesser, eröffneten die Hauptversammlung. Roland, der tatsächlich das letzte Mal als ich ihn sah noch ein Löwenkostüm trug, gab gleich zu, dass die Fasnacht – die in Langenthal erst am Dienstag zu Ende ging – ihm noch ein bisschen in den Knochen steckt. Ausserdem hat ihm die tagelange Tätigkeit als Tambourmajor der Flötemadli wohl zu einem kleinen Diktator gemacht, auf jeden Fall verkündete er stolz, er sei es sich nun gewöhnt, dass alle nach seiner Pfeife tanzen. Nun ja. Männer brauchen halt ihre Allmachtsphantasien.

Der weibliche Teil des Co – Präsidiums führte gewohnt schwungvoll durch den Jahresrückblick. Beim Anblick der Bilder schämte ich mich ein bisschen. Tatsächlich war ich letztes Jahr gerade mal an einer einzigen Parteiversammlung. Dafür habe ich an ein paar Aktionen teilgenommen, was meine Karmapunkte wieder auffüllt. Vor allem da es immer mieses Wetter war. Ich weiss nicht, was ich falsch mache, aber immer wenn ich an einer Standaktion mitmache regnet es oder es ist bitterkalt. Meistens ist es dann auch noch eine Kombi von beidem. Und ich kann euch eines verraten: Es macht keinen Spass Wahlzettel zu verteilen, wenn einem die Nase läuft und die Füsse abfrieren.

Grundsätzlich kann die SP Langenthal auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Bei den Grossratswahlen hat die SP Oberaargau abgeräumt. Zwar nicht genug um die Verhältnisse zu drehen, aber sie hat ihre drei Sitze verteidigt und auch ansonsten zugelegt, womit sie den Trend bei den Gemeindewahlen bestätigt hat. Um den Nachwuchs braucht sie sich vorerst auch keine Sorge zu machen, wie die Bilder beweisen, helfen auch die SP – Kinder bei den Aktionen mit Feuereifer mit (zumindest jetzt noch. Wartet nur bis sie angeschissene Teenager sind, mit Kopfhörer rumlaufen und verlernen in ganzen Sätzen zu sprechen. Fertig Jöh!)

Auf ein intensives Jahr kann auch die SP/GL Stadtratsfraktion zurückblicken. Oberflötenmadli Loser fasste für die anwesenden das turbulente Geschehen im Stadtrat zusammen (für den genaueren Bericht empfehle ich euch meine Stadtratsprotokolle) und liess es sich nicht nehmen, auch noch Stellung zu nehmen zu den immer wieder auftauchenden Bemerkungen, dass die SP/GL Fraktion ungewöhnlich viele Wechsel verzeichnet. Im letzten Jahr waren es drei. Das klingt nach viel, ist aber gemessen an der Grösse der Fraktion und im Vergleich zu den anderen Parteien, die ebenfalls Abgänge im Stadträte verzeichneten, ist es noch im Normalbereich. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass die SP tatsächlich schon Jahre hatte, in denen sehr viele Stadträte und Stadträtinnen ausgewechselt wurden. So geschehen in der Legislatur 2008 – 2012 als gleich sechs Mitglieder der Fraktion ausschieden und die SP vor ernsthafte Probleme stellte: Weil man zwei Jahre zuvor nur mit einer 20er Liste, statt einer 40er Liste angetreten war, gingen den Sozialdemokraten sogar beinahe die Ersatzkandidaten aus.

Ebenfalls Stellung nahm Loser zu den herumschwirrenden Gerüchten, dass das Verhältnis vom Stadtrat zum Gemeinderat auch schon entspannter gewesen sei. Sehr viele Geschäfte wurden im Stadtrat gebremst bzw. in eine zweite Lesung geschickt und es scheint tatsächlich so, als würde der Stadtrat sich mehr Macht wünschen. Ob das an den vielen Rechtsgelehrten liegt, die mit ihrer Detailverliebtheit die juristisch weniger sattelfesten Stadtratsmitglieder an den Rand des Wahnsinns treiben oder an der wild grassierenden „Kommissionitis“ („Wir haben keine Lösung für das Problem, aber lass uns doch erst einmal eine Kommission gründen, bevor wir weiterreden.“), wer weiss das schon. Langweilig wird es im Stadtrat auf jeden Fall nie. Im nächsten Jahr stehen viele emotioal aufgeladenen Diskussionen an: Porzi, SCL, Stadion. Gut für mich, dann geht mir der Stoff nicht so schnell aus.

Und auch der Stapi hat so auf jeden Fall immer genug zu tun. An der Hauptversammlung stellte Reto Müller mal wieder sein Talent schneller reden zu können als ein Maschinengewehr unter Beweis. Zu Begriffen wie „Alte Mühle“ oder „ESP Bahnhof“ gab er so blitzschnell und pointiert Stellungnahmen ab, dass Roman Kilchsperger vor Neid erblasst wäre. Wenn das mit dem Stapi nichts mehr für ihn ist, könnte er es glatt als Moderator beim „Donnschtig – Jass“ versuchen.

Besonders bemerkenswert war der sichtliche Stolz auf das Projekt „Mediterrane Nächte“, das für Langenthal untypisch schnell umgesetzt wurde. Wenn’s ums Trinken geht, können sich Gemeinde – und Stadtrat offenbar tatsächlich zusammenraufen. Ebenso zufrieden zeigte sich Reto Müller auch mit der „möblierten“ Stadt. Überall in Langenthal wurden Stühle und Tische verteilt, wo man sich gemütlich und ohne Geld ausgeben zu müssen niederlassen konnte. 5 Stühle wurden geklaut (Aber ich wette, nicht aus Böswilligkeit. Vermutlich sind letzten Sommer irgendwo irgendwann fünf verschiedene Leute arg verkatert aufgewacht und haben sich gefragt: Was zum Teufel macht dieser hässlich rosafarbene Stuhl in meinem Wohnzimmer?)

Sowohl der Jahresbericht des Präsidiums als auch des Fraktionschefs wurden kommentarlos genehmigt, genau wie das Budget. Ach ja und der Vorstand wurde in dieser Form bestätigt. Das bedeutet Roland Loser und Saima Sägesser bilden weiterhin das Co – Präsidium, Benjamin Fessler (jep, das ist mein Bruder) darf weiterhin Protokolle schreiben, Soraya Taibo kümmert sich um die Finanzen, Michèle Nufer um die Medien, Sascha Burkhard betreut die politischen Aktionen und Claudia Horisberger ist für die Mitgliederwerbung zuständig. Never change a winning Team.

Nach reichhaltigem Apéro (inklusive der obligatorischen roten Suppe) ging es dann auch schon weiter und man warf einen Blick in die Kristallkugel. Was erwartet uns im nächsten Jahr? Neben den Nationalratswahlen (Telefonaktion! Ich kann‘ s kaum erwarten. Aber zumindest wird man dabei nicht nass) steht ein weiteres Grossereignis an: Die SP Langenthal wird 100! Oder 95! Oder 115! So genau kann man das nämlich gar nicht sagen. Irgendwie existieren da keine exakten Aufzeichnungen, wann sich die Genossen in Langenthal nun genau zusammengeschlossen haben. Da sieht man mal wie wichtig exkat geführte Protokolle sind! In 200 Jahren werden mir die Nachkommen der SP Langenthal dankbar sein, dass ich so gewissenhaft gebloggt habe!

Egal ob jetzt 100 oder 200, auf jeden Fall ist die Sektion im goldenen Alter und das muss gefeiert werden! Mit einer Party! Ich persönlich wäre ja für ein Helene Fischer Konzert! Oder nein, noch besser, wir machen ein Musical! Ich kann es mir schon vorstellen: Singende SP – Stadträte im Wettstreit mit singenden FDP – Stadträten! Vergesst „Westside – Story“ wir machen eine „Longvalleystory!“ Oder wenn das mit dem Singen nicht klappt, können wir es auch mit einem Ballett versuchen. Das würde sich schon deshalb lohnen, weil ich zu gerne ein paar unserer SP – Männer in Strumpfhosen sehen würde…ach, ich habe so gute Ideen!
Wenn ich in der Politik in den letzten Jahren etwas gelernt habe dann das: Gewählt wird immer. Wir sind im Jahre 2019 und schon werfen die Wahlen 2020 ihre Schatten. Und was braucht man für Wahlen? Kandidierende! Und wer kandidiert normalerweise? Mitglieder! Auch deshalb ist die Mitgliederwerbung von enormer Wichtigkeit, wie die Co – Präsidentin betonte. Und schlug auch gleich ein Jahresziel vor: Jeder solle doch eine neue Person an eine Parteiversammlung mitbringen (Zählen Kater auch? Und Fantasiefreunde?)
Auf die Motivation der Mitglieder kann die SP auf jeden Fall zählen. Paul Bayard zum Beispiel scheute sich nicht, seine Socken auszuziehen und damit rum zu wedeln. Nicht weil er sie lufttrocknen wollte, sondern weil es ganz besondere Socken waren: SP – Socken! Tja. Die SP sorgt für warme Füsse in kalten Zeiten….oder einfach für ein kräftiges Käsearoma im Wahlkampf.

(An dieser Stelle möchte ich mit einem alten Klischee aufräumen, mit dem Klischee des „Cüpli – Sozis“, dass ich zugegebenermassen auch schon bedient habe. In den drei Jahren in denen ich SP – Mitglied bin, habe ich noch nie erlebt, dass an einer HV oder PV Cüpli getrunken wurden. Ich sehe immer nur Bier, Bier, Bier! Wo ist mein Cüpli, huere Siech no mal?!)

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