Willkommen in Mittelerde: Die Parteien der Schweiz, Teil 1

Welche Partei wäre welches Volk in Mittelerde? Eine Fantasyspaziergang durch die Parteilandschaft der Schweiz. 

SP: Hochelben. Die Elben werden im „Herr der Ringe“ auch als die „weisesten und reinsten Lebewesen“ beschrieben. Ich würde jetzt keineswegs so weit gehen zu behaupten, dass das unbesehen auf die Sozialdemokraten zutrifft, aber es ist ungefähr der Anspruch, den sie an sich und ihre Umwelt stellen. Wie die Elben legen sie zudem Wert auf ein tadelloses Auftreten und eine schöne blumige Sprache (die ausser ihnen kaum jemand versteht, aber klare Kommunikation ist ja ohnehin ein völlig überschätztes Gut).

Die Elben waren ursprünglich durchaus ein sehr kämpferisches Volk, im Laufe ihres langen Lebens – Elben sind unsterblich –zogen sie sich immer mehr aus dem Geschehen der Welt zurück und beschränkten sich darauf, sich schlaue Pläne zur Rettung der Welt auszudenken, die dann andere ausführen mussten. Ähnlich verhält es sich mit der SP, die ihren Anfang bei wilden Arbeiterprotesten auf der Strasse nahm, inzwischen aber deutlich gesitteter auftritt. Statt mit Pflastersteinen, schmeissen sie lieber mit Argumenten um sich. Der SP wird ebenfalls nachgesagt, dass ihre Ideen in der Theorie immer grossartig funktionieren, in der Praxis allerdings  eher den Bach runtergehen (siehe Kommunismus). So wie auch die Elben der festen Überzeugung sind, dass das Nicht – Gelingen ihrer Pläne hauptsächlich an der Unfähigkeit der anderen Völker - insbesondere der, der Menschen - liegt, glaubt auch die SP daran, dass sich ihre Visionen sehr wohl erfüllen könnten, wenn die Leute  einfach mal machen würden, was sie ihnen befehlen.

Die Elben haben eine Schwäche für schöne Dinge und sind den Freuden des Lebens durchaus nicht abgeneigt. Dazu gehören Musik und Literatur ebenso wie gutes Essen, weshalb sie einfach alles miteinander kombinieren – genau wie die SP, die das gewissermassen zu einer eigenen Kunstform erhoben hat. Und so wie die Elben während dem sie Orks abschlachten noch locker einige Kunststücke vollführen, vermag es auch die SP so profane Dinge wie Wahlkampf mit Kunstförderung zu verbinden – und sei es nur die Kunst ihre Wahlbotschaften mit all den Fremdwörtern zu entziffern.

Dennoch, genau wie die sanftmütigen, melancholischen Elben in die Schlacht reiten, wenn es ihnen zu bunt wird, sind auch die Sozialdemokraten bereit die Waffen zu ziehen– wenn sie erst einmal über ihr Vorgehen debattiert, diskutiert, abgestimmt, noch einmal diskutiert und noch einmal abgestimmt haben, natürlich. 

Die Grünen: Waldelben. Wie der Name schon sagt, sind sie eng verwandt mit den Hochelben, unterscheiden sich allerdings dennoch von ihnen. Auf diese Unterschiede pochen sowohl die einen, wie auch die anderen. Ähnlich verhält es sich mit den Sozialdemokraten und den Grünen. Sie ticken ähnlich und doch nicht ganz gleich. Die Waldelben sind ein äusserst wehrhaftes und zähes Volk, da sie in Mittelerde quasi Tür an Tür mit den Bösen leben und immer wieder verhindern müssen, dass ihr Zuhause von diesen völlig überrannt wird.

Ähnlich verbissen kämpfen auch die Grünen gegen die zunehmende Zersiedelung und die daraus resultierende Zerstörung der Natur. Manche Waldelben leben auf Bäumen, die Grünen dagegen findet man sehr oft in grösseren Städten, was sie nicht daran hindert, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen. So legen sie auch grössere Distanzen  mit dem Fahrrad zurück (die Waldelben dagegen hüpfen gerne von Baum zu Baum, was für die Grünen natürlich schwer umsetzbar ist. Nicht weil sie zu unsportlich wären, sondern weil es schlichtweg nicht mehr genug Bäume gibt und sie daher nicht sehr weit kämen.)

Waldelben sind weniger schwermütig als die Hochelben, die mit der Zeit der Welt überdrüssig werden (was sich darin ausdrückt, dass sie Harfe spielend rumsitzen, etliche deprimierende Gedichte schreiben und schliesslich auf ein Boot steigen um Mittelerde zu verlassen). Auch die SP durchlebt ihre schwermütigen Phasen, in denen sie sich wortreich über den Zustand der Welt und die Macht des Bösen, beklagt und ausgiebig schmollt. Zwar gehen sie nicht gerade so weit über das Meer in ein verzaubertes Märchenland zu schippern, aber wenn sie sich zu stark angegriffen fühlen, verlassen sie durchaus auch mal den Saal. Die Grünen können das zwar auch, greifen allerdings lieber erst einmal zu Pfeil und Bogen (verbal, versteht sich), bevor sie sich würdevoll zurückziehen.

Die Waldelben sind anderen Völkern erst einmal misstrauisch eingestellt – so werfen sie Zwerge schon einmal in den Kerker. Auch die Grünen gehen selbstbewusst ihren eigenen Weg und scheuen sich nicht, den Gegner mit scharfen Worten zu attackieren, wenn sie es für nötig halten. So sind sie auch nicht gerade begeistert von dem AHV/Unternehmenssteuerreformpäckchen, das wiederum von der SP unterstützt wird. So wie die Waldelben und die Hochelben sich trotz ihrer nahen Verwandtschaft öfters in den Haaren liegen und sich darüber auslassen, wer nun elbischer sei, so liegt bei den Grünen und der SP eben auch immer die Frage in der Luft: Wer ist denn nun linker?