Sonntag, 22. November 2020

Telefonieren mit Lama: Janosch Fankhauser

 


Janosch Fankhauser von der SVP ist Baubiologe und Inhaber einer Schreinerei. Seit vier Jahre politisiert er als Fraktionspräsident im Stadtrat. Im Interview äussert er sich zu den Stärken der SVP und umschreibt seine Haltung zur Klimapolitik.

Theoretiker oder Praktiker?

Definitiv ein Praktiker. Ich bin der, der mit den Händen arbeitet, schliesslich bin ich Schreiner. Generell bin ich sehr praxisbezogen und ein Macher. Zwar bin ich  der Meinung, dass man das Unmögliche möglich machen kann, aber ich sehe halt dann schon auch, dass nicht alles umsetzbar ist, was die Theoretiker*innen analysieren.

Bier oder Wein?

Das kommt stark  auf die Tages – und Jahreszeit an. An einem heissen Sommerabend greife ich lieber zu einem frischen kalten Bier. Da ich grundsätzlich aber ein geselliger Mensch bin und in Gesellschaft vorzugsweise Rotwein trinke, ist es über das ganze Jahr betrachtet eher Wein.

Deine Lieblingsbeschäftigung?

Selbstverständlich Akten lesen… Tatsächlich pflege ich eher wenige Hobbys, weil ich einfach wahnsinnig gerne arbeite. Wenn ich mit meinen Händen etwas Neues erschaffen kann, ist das für mich unglaublich schön. Und daneben spielt natürlich das Familienleben eine grosse Rolle. Ich habe zwei Söhne und geniesse die Zeit mit ihnen und meiner Frau.

Wieso braucht Langenthal eine starke SVP?

Das müsste man jetzt fast auf die Frage runterbrechen:  Warum sollte man SVP wählen? Ich bin bei der SVP Langenthal, weil sie Grundwerte vertritt, die mir am Herzen liegen. Die Partei ist wichtig für Langenthal, weil sie die nötigen Impulse setzt, zum Beispiel in der  Bildungspolitik oder auch in der Finanzpolitik. Meine Befürchtung ist, dass wir, wenn alles zu stark nach links kippt, beziehungsweise es sogar ins Sozialistische abdriftet, die Ausgaben nicht mehr in Griff haben werden. Und wenn man die Kosten nicht mehr unter Kontrolle hat, wird es schwierig. Als SVP Langenthal vertreten wir aber auch den Grundsatz,  dass wir zwar mitentscheiden, aber nicht einfach unsere Ideen durchboxen wollen. Wir möchten mitgestalten im Sinne der Bürger*innen und der KMUs.

Was sind die Schwerpunkte der SVP?

Das beginnt mit dem Familiären und Heimatverbundenen, beides Dinge, die wir hochhalten und  als nicht selbstverständlich betrachten. Schweizweit kommt natürlich immer wieder das Thema auf den Tisch: Wie fest wollen wir uns auf fremde Richter stützen? Wir wollen eigenständig bleiben, frei in unserem eigenen Land leben und es geniessen. Und in Langenthal wollen wir das Miteinander pflegen und fördern.

Ein wichtiger Punkt ist für uns die ganze Bildungspolitik in Langenthal. Da stehen wir ja manchmal ein bisschen am Pranger, weil wir andere Massstäbe setzen, als andere Parteien, Massstäbe, die oft als konservativ ausgelegt werden. Dabei geht es uns nicht darum, dass wir die alten Werte jetzt ums Verrecken behalten wollen, sondern dass wir das was gut daran ist, wertschätzen und nicht einfach vergessen. Bildung ist sehr wichtig. Wir wollen unsere Kinder zu mündigen Nachkommen erziehen, die weiter gut zu unserem Land schauen und für ihr eigenes Wohl sorgen können. Da nicht alle Kinder auf dem gleichen Level sind, braucht es ein breit abgestütztes Bildungsangebot. Und ein leistungsorientiertes Bildungssystem ist zentral. Dazu gehören für mich klare Strukturen und dass die Lehrpersonen auch mal was einfordern können, ohne dass die Eltern gleich in die Schule rennen, um sich zu beschweren. 

Finanzen sind natürlich ein stetiges Thema. In dieser Legislatur wurden grosse Kredite gesprochen, die unumgänglich waren. Und wir stehen als Partei sehr  für eine schlanke, bürgerfreundliche Verwaltung ein. Wir wollen keinen aufgeblähten Verwaltungsapparat, der den Bürger*innen auf der Tasche liegt.

Und wie stehst du zur Klimapolitik?

Umweltpolitik steht natürlich immer mehr im Mittelpunkt. Ich vertrete da eine etwas andere Haltung als die SVP Schweiz. Ich bin ganz klar der Auffassung, dass wir zu viel der Ressourcen der Welt verbrauchen. Der Knackpunkt ist: Auf was können und wollen wir in Sache Wohlstand verzichten? Um das zu lösen brauchen wir keine Regulatoren, sondern vor allem Eigeninitiative. Als Baubiologe liegt es für mich auf die Hand, dass wir bewusst mit den zur Verfügung stehen Materialien umgehen müssen. So können wir zum Beispiel energieeffiziente Häuser und Fahrzeuge bauen. Aber ich tue mich schwer damit, Dinge zu verteufeln. Eine Ölheizung ist nicht per se schlecht. Umgekehrt sollte man auch nicht einfach eine Energieform blind fördern. Das resultiert dann oft in Widersprüchlichkeiten. Alle brauchen Strom, niemand will AKWs – das geht nicht auf, weil der Solarstrom einfach noch nicht so weit ist.

Optimal wäre es, wenn wir alle Energieträger, die wir haben, den Begebenheiten anpassen und nutzen könnten. Und natürlich soll und muss jeder Einzelne seinen Verbrauch hinterfragen. Wegen einer Shoppingtour mal kurz nach London zu fliegen, macht jetzt einfach wenig Sinn und ist klimaschädlich. Dennoch finde ich, es sollte auch in Sachen Nachhaltigkeit immer Wahlmöglichkeiten geben. Ich mag es nicht, wenn ich keine Alternative habe. Für mich ist das kein Wert der Demokratie.

Wie motiviert bist du für die nächste Legislatur?

Ich bin sehr motiviert. Oft werde ich ja gefragt, wieso ich so viel Zeit für Lokalpolitik aufwende. Manchmal braucht es schon viel Energie und Nerven. Aber die Demokratie ist ein wertvolles Gut und das soll man nicht mit den Füssen treten. Wenn niemand die Ämter übernimmt, die es dafür braucht, leben wir nicht mehr in einer Demokratie. Deshalb bin ich  gerne ein Puzzleteil des Ganzen, auch wenn es hin und wieder anstrengend sein kann. Es gibt Themen, die liegen dir besser und Sachen, die liegen dir weniger, entsprechend unterscheidet sich der persönliche Aufwand. Die letzten Sitzungen waren sehr lang, da kommt der Zeitfaktor noch dazu. Trotzdem bin ich immer noch sehr motiviert in diesem System mitzumachen.

Erinnerst du dich noch an deinen ersten Auftritt am Rednerpult?

Nicht wirklich. Soweit ich weiss wurde ich ziemlich ins kalte Wasser geworfen, weil ich als Fraktionspräsident recht schnell ans Rednerpult musste, obwohl ich noch nicht viel Erfahrung hatte. Wie es genau war, weiss ich nicht mehr, das ist immerhin schon vier Jahre her. Ich weiss aber, dass ich je nach Tagesform oder Geschäft mehr  oder weniger nervös bin. Es gibt Themen, da bin ich sehr „chribbelig“ aus Angst falsch verstanden zu werden. Man will möglichst viel Zuspruch erhalten und Mehrheiten gewinnen. Das ist nicht immer einfach. Was du kannst, ist dir Mühe zu geben, alle korrekt zu begrüssen und den sachlichen Ablauf einzuhalten.

Woher kommt dein Interesse an der Politik?

Als Jugendlicher war ich nicht heftig an Politik interessiert. In der Schule haben wir zwar   staatspolitische Geschichte durchgenommen, aber wir haben es irgendwie zu wenig gelebt. Später bin ich dann zwar immer wählen gegangen, richtig exponiert habe ich mich allerdings nie. Ich war ein normaler Bürger. Dann wurde ich für die Schulkommission angefragt, ich fing an mich im Vorstand der Partei zu engagieren, habe ich mir für den Stadtrat zur Verfügung gestellt und wurde prompt gewählt. 

Wo hat Langenthal Verbesserungspotential?

Da ist die Frage, was man analysieren will. Der Verwaltungsapparat hat schon Verbesserungspotential. Aktuell ist er nicht sehr bürgerfreundlich, sondern sehr kompliziert. Um ans Ziel zu kommen, muss man ziemlich viel Vorarbeit leisten. Da ist  grosses Potential vorhanden. Diesem Potential darf man sich nicht verschliessen, auch wenn es vielleicht Stellenabbau bedeutet.

Langenthal steht finanziell zwar gut da, aber aktuell laufen viele kostenintensive Projekte. Das liegt daran, dass wir quasi einen Investitionsstau abarbeiten, weil in manchen Bereichen lange nichts gemacht wurden. Da müssen wir schon Acht darauf geben, was für fixe Ausgaben wirklich  nötig sind und welche nicht. Ich reite deshalb so auf den Finanzen  rum, weil es das Geld der Bürger*innen ist, das wir ausgeben. Und für die Stadt Langenthal müssen die Einwohner*innen im Vordergrund stehen. Wenn wir einen Input geben, muss der Output auch entsprechend sein. Und man muss immer reflektieren, ob man etwas wirklich will, weil man es braucht oder ob man es einfach will, weil alle anderen es haben. Im Bauwesen ist es vor allem wichtig, dass wir dem Wakkerpreis gerecht werden können.

Was macht Langenthal gut?

Die Bildung ist sicher auf dem richtigen Weg. Wir sind ein schönes Dorf. Das Städtische, das Urbane suche ich persönlich jetzt nicht so, aber die Mischung aus ländlich – urban ist eine schöne Grundlage. Wir haben eine Zentrumsfunktion, die wir gut ausfüllen. Ich habe das Gefühl, dass die umliegenden Gemeinden von uns profitieren. Im Grundsatz geht es den Bürger*innen in Langental gut und Langenthal ist lebenswert. Wir sind in allen Bereichen sehr breit abgestützt, so haben wir zum Beispiel mehrere Altersheime und können auch im Sport auf ein breites Angebot zurückgreifen. Durch die vielen kulturellen Vereine können wir selber unseren Alltag attraktiv gestalten und finden so schnell Gleichgesinnte. Wir müssen nicht wahnsinnig weit weg, um unseren Kindern eine umfassende Ausbildung bieten zu können.

Wenn du Stapi wärst: Was würdest du ändern?

Also darüber habe ich mir jetzt noch nie Gedanken gemacht, weil das für mich echt nicht zur Diskussion steht.

Welche Grundsätze verfolgst du in der Politik?

Offenheit. Das braucht es als Basis für einen Dialog. Und nur aus einem guten Dialog, kann auch eine gute Lösung entstehen. Ich sehe mich als lösungsorientiert und ich will was bewegen. Dabei ist mir aber wichtig, dem Gegenüber immer Respekt entgegenzubringen. 

Wie gehst du mit Kritik um?

Das kommt darauf an, ob sie berechtigt ist. Ich lasse Kritik nicht einfach an mir abprallen, sondern nehme sie immer gerne auf. Aber ich kann sie nicht immer gleich gut verwerten. Wenn ich Fehler mache, bin ich auch bereit diese auf mich zu nehmen und auszubaden. Manchmal formuliere ich zum Beispiel etwas bewusst ein wenig provokativ und wenn ich so was rauslasse, muss ich halt auch einstecken können.

Dein besonderes Talent?

Kreativität. Wenn es mir gelingt, mit meinen Händen etwas zu schaffen, woran andere Freude haben, ist das für mich eine schöne Befriedigung. Politik ist zwar eher sachlich, aber auch da  kann man Dinge entstehen zu lassen: Du kannst etwas definieren und dann trägt es Früchte. Deshalb gestalte ich gerne mit.

Und welches Talent hättest du gerne?

Ich bin zufrieden, mit dem was ich habe. Aber ich würde gerne meine Menschenkenntnis noch besser schulen. Ich bin zwar intuitiv veranlagt,  aber Mitmenschen zu lesen ist nicht so einfach.

 

 

Dein Kindheitstraum?

Ich bin eher bescheiden aufgewachsen und hatte kleine Träume, von denen ich wusste, dass ich sie irgendwann auch verwirklich kann. Da war jetzt nichts Riesiges darunter wie ein Mondflug. Ich hänge auch heute nicht Sachen nach, die ich mir nicht erfüllen kann. Da bin ich eher Realist. Aber ich habe schon als Kind immer einen Weg gefunden, das zu erreichen, was ich will. Und ich bereue nichts, was ich gemacht habe

Was wäre für dich das grösste Unglück?

Wenn mit der Familie etwas wäre. Alles Materielle wäre nicht so tragisch.

Wie sieht Langenthal in 50 Jahren aus?

Wie Langenthal in 50 Jahren aussieht…das  ist schwierig zu beantworten. Ich weiss gar nicht, ob ich dann überhaupt noch lebe. Ich hoffe, Langenthal ist dann noch so lebenswert wie heute.  Und für die Schweiz hoffe ich, dass wir nicht in der EU sind. So weit nach vorne schauen ist aber fast ein wenig vermessen. Die Zeit bleibt ja nicht stehen und was wir heute noch als gut empfinden, ist in 50 Jahren vielleicht nicht mehr Richtige. Ich hoffe, wir haben auch in 50 Jahren immer noch Leute hier, die mitgestalten und in Langenthal investieren wollen.

Brauchen wir ein neues Stadion?

Grundsätzlich ja. Wir sind breit abgestützt in den Sportvereinen. Der SCL hat die gleiche Daseinsberechnung wie LVL und der FCL, in die man in den vergangenen Jahren auch investiert hat. Deshalb brauchen wir eine Eisfläche. Das ist übrigens auch im Schulgesetz verankert.

Wie soll sich die Porzi aus deiner Sicht weiterentwickeln?

Das ist kein einfaches Thema. Die Porzi ist ja an einen Privaten verkauft worden. Und ich bin der Meinung, dass der Eigentümer das letzte Wort haben soll, weil er auch zahlt. Die Frage ist, wie sehr dürfen Bürger*innen bei der Gestaltung mitreden. Denn wenn es um so ein grosses Grundstück geht, wie jetzt in Langenthal hat der Eigentümer auch eine gewisse Verpflichtung. Wichtig ist, dass der Grundeigentümer seine Pläne offenlegt. Und dann geht’s um das  Bauvorhaben. Dafür existieren Grundlagen. Es wäre vermessen, dem Eigentümer zu grosse Vorschriften und Auflagen zu machen. Es soll jedem Eigentümer überlassen sein, wie er mit seinem Grundstück weiter verfahren will.

Der schönste Moment in deinem Leben?

Da gab es ganz viele schöne Momente. Ein sehr besonderer Moment war das Kennenlernen meiner Frau und dass ich an ihrer Seite sein darf.

Welche Eigenschaften schätzt du bei anderen Menschen am meisten?

Offenheit. Ehrlichkeit. Loyalität. Respekt.

Dein Feierabendritual?

Ein Feierabendritual habe ich nicht. Aber ein wichtiges Ritual für mich ist das gemeinsame Mittagessen mit meiner Familie. Dass ich all die Jahre daheim essen konnte, ist ein Privileg. 

Abschlussfrage: Wie sehe der perfekte Wahlausgang für dich aus?

Wenn sicher 60 Prozent an die Urne ginge und möglichst alle ihre Meinung kundtun würden, wäre das toll. Ehrlich gesagt wünsche ich mir eine starke SVP. Ich träume schon von einem Stadtratssitz mehr oder dass wir zumindest die Sitze halten und die bürgerliche Mehrheit bewahren können. 

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