Sonntag, 1. November 2020

Telefonieren mit Lama: Sascha Burkhard


 

Sascha Burkhard kandidiert zum zweiten Mal für die SP als Stadtrat. Im Interview erläutert der 39 - jährige Schaltanlagenmonteur, wieso der SCL für die Stadt wichtig ist und was die Politik in Langenthal seiner Meinung nach, in den letzten vier Jahren verpasst hat.

Bist du eher ein Pessimist oder Optimist?

Eindeutig ein Optimist. Das Glas ist immer halb voll. 

 

Trotz des Optimismus: Was sind Sachen, die dir aktuell Sorgen bereiten? 

Hm, was bereitet mir Sorgen? .... Sicher die Spaltung der Gesellschaft und dass wir allgemein weniger Respekt voreinander haben. Generell empfinde ich es so, dass eher eine schlechte und gereizte Stimmung herrscht. Wir hören uns nicht mehr zu und es ist auch schwerer geworden, eine Meinung zu äussern, die von der deines Gegenübers abweicht.

Wann hattest du denn das letzte Mal Ärger, weil du eine andere Meinung geäussert hast?

 

Beim Thema Kampfjet. Ich war für die Anschaffung von Kampfjets, mein Kollege dagegen. Wir haben uns da ziemlich in die Haare gekriegt und plötzlich kam es zu einer hitzigen, fast schon aggressiven Diskussion. Aber wir haben uns dann wieder beruhigt und konnten trotzdem noch ein Bier zusammen trinken. Meinungen prallen halt auch mal aufeinander, das ist normal, denke ich. 

 

Was hilft dir, um wieder gute Laune zu bekommen?

 

Sonne, Reden, Natur, Freundin, Freunde und Bier...

Hast du ein Lieblingsbier? 

Momentan mag ich Quöllfrisch und die Bierstation von meinem Getränkehändler.

Bist du eher eine Partymaus oder ein Stubenhocker?

Eine Stubenmaus. Ja, ich gehe gerne feiern, aber ich kann mich auch gut zuhause still halten. Ich lese gerne oder werkle etwas im Garten.  Auch das Sammeln von Pilzen gehört inzwischen zu meinen Hobbies. Und natürlich verbringe ich auch gerne Zeit mit meinen Freunden und meiner Freundin.

Ist die SP eine Partei zum Spass haben?

 

Ja, ich glaub schon. Man kann untereinander aber auch Ärger haben. Gerade die SP hat ein breitgefächertes Publikum, da zirkulieren einfach verschiedene Meinungen die auch mal aufeinander prallen,  Reibungen gehören da halt dazu. Spass haben wir trotzdem immer wieder. 

Was fehlt dem Langenthaler Nachtleben noch?

Mich stören die Lärmverordnungen. Es wäre schön, wenn man um drei Uhr morgens draussen noch ein Bier konsumieren könnte. Aber ich finde, Langenthal hat für  seine Grösse ein gutes Angebot.

Bist du eher ein Familienmensch oder ein Einzelgänger?

Beides. Ich liebe es Zeit für mich zu haben, aber ich mag auch Menschen um mich. Das kommt ganz auf meine Laune an. Auf jeden Fall möchte ich einmal eine Familie gründen. Oder sagen wir es so: Ich würde nicht nein sagen, wenn es sich ergeben würde.

Was ist deine schönste Kindheitserinnerung?

Die Ferien bei meinen Grosseltern. Die Eltern meines Vaters hatten einen Campingplatz am Bodensee und die Eltern meiner Mutter einen Bauernhof im Rheintal.  Da mussten wir jedes Mal mithelfen und arbeiten. Das war streng, aber es war trotzdem schön in der Natur zu sein und Tiere um sich zu haben. Und mit der Familie Zeit zu verbringen.

Ist die heutige Welt geeignet, um Kinder zu bekommen?

War sie das denn jemals? Ich glaube Neandertaler und der Homo Sapiens haben sich das auch nicht gefragt.

Was würdest du deinen Kindern für Werte mitgeben wollen?

Gleichberechtigung, Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeitssinn. Also, dass die Kinder wahrnehmen, dass es es nicht in Ordnung ist einen Fluss zu vergiften und dass dafür jemand geradestehen muss. Respekt und Toleranz sind auch wichtige Eigenschaften.

Warum bist du in die Politik gegangen bzw. warum willst du in die Politik gehen? 

Ich möchte die Gesellschaft aktiv mitgestalten.

Gab es ein bestimmtes Ereignis, dass dich politisiert hat?

Ja, die Masseneinwanderungsinitiative. Wir leben in der Schweiz und  haben vier Sprachen. Faktisch haben wir vier verschiedene Kulturen in unserem Land. Und trotzdem hetzt man gegen Menschen aus anderen Ländern. Ich meine, auch Leute mit Schweizer Pässen halten sich nicht immer an Regeln. Es kommt doch nicht auf die Nationalität an, sondern auf den Menschen.

Hast du dich deshalb für die SP entschieden? Weil die Partei sich klar gegen die Masseneinwanderungsinitiative ausgesprochen hat?

 

Das hatte eher damit zu tun, dass die Werte der SP zu mir passen. Ich habe mich mit mehreren Parteien beschäftigt und der SP fühlte ich mich am meisten verbunden, auch wenn jetzt nicht jede Position zu 100 Prozent mit meiner übereinstimmt.

Bist du eher selbstbewusst oder schüchtern? Und sag jetzt nicht beides!

 

Ich wollte gerade beides sagen, sorry. Ich würde sagen, dass ich eher scheu bin. Andere würden mich dagegen wahrscheinlich als selbstbewusst einstufen. Ich habe nicht so grosse Probleme auf andere zuzugehen, aber das habe ich mir eigentlich antrainiert. Und es kommt auch immer auf die Umgebung an. Bei der Arbeit bin ich selbstsicher,  im Ausgang traue ich mich allerdings nicht immer, andere anzusprechen. 

 

 

Bist du eher ein Typ für den Stadt– oder Gemeinderat?

 

Ein Stadtpräsident! Nein, kleiner Scherz, ich würde sagen Stadtrat. Man fängt ja klein an.

Diskutierst du gerne?

Sehr. Und ich bin ziemlich emotional. Ich weiss, das ist nicht  gerade die perfekte Eigenschaft für einen Politiker. Der geborene Diplomat bin ich nicht gerade. 

Warum braucht es dich im Stadtrat?

Ich denke, je nach Thema würde es mir gut gelingen, Brücken zwischen den Parteien zu bauen. Und ich bin hartnäckig, manchmal fast schon mühsam, wenn ich was erreichen will.

Was ist für dich wichtiger: Der eigenen Haltung treu bleiben, oder der   Parteimeinung folgen?

 

Meine eigene Haltung. Ich habe keine Probleme damit meine    Meinung gegen die Mehrheit der Partei zu vertreten. In unserem Land herrscht Meinungsfreiheit. Solange es nicht sexistisch, rassistisch oder sonst irgendwie abwertend ist, sollte das kein Problem sein.

Wenn am selben Tag zur gleichen Zeit im Schoren ein SCL –Match und im Stadttheater eine Vorstellung stattfinden würde: Was würdest du besuchen?

Hm, wahrscheinlich würde ich in den Schoren gehen. Wobei ich ein grosser Fan von Theater bin. Ich mag zum Beispiel die Vorstellungen von Shnawaria, einer Theatergruppe aus Langenthal, total gerne.

Wann warst du denn zuletzt im Stadion?

 

Uff, das ist schon ziemlich lange her, letzte Saison vor Corona.

Wie wichtig ist der SCL für Langenthal?

 

Sehr wichtig. Vor allem die Vereinsarbeit, die der Club leistet. Viele Jugendliche finden dort eine Struktur und lernen, was Gemeinschaft bedeutet und wie es ist, zusa,,em etwas zu erreichen. Der SCL ist ein Aushängeschild für Langenthal. Klar, man nimmt uns nicht nur wegen dem Club wahr, aber oft ist es eben der SCL der das Scheinwerferlicht auf uns lenkt. Das Stadttheater ist auch wichtig, und das nicht nur wegen dem kulturellen Angebot.  Es ist ein schöner Bau und die Art, wie er entstanden ist, war vorbildlich.  Es  war ein offener und transparenter Prozess, weil man immer wieder Führungen anbot und die Stimmbevölkerung so an der Entwicklung teilhaben liess. Auch, dass die Kleinkunst ihren Platz gefunden hat, ist super. 

 

 Ist Langenthal für dich eine Sportstadt?

Ja, schon. Wir haben den SCL, der mehrmals Schweizermeister in der SL wurde, den FCL, den LV, ULA und soviel ich weiss, auch gute OL –Läufer*innen. Wir haben sogar ein Footballteam. Ausserdem gibt es den Vita Parcours und man kann, wie ich es tue, Pétanque auf dem Wuhrplatz spielen.

 

Denkst du, das Langenthal Kultur und Sport in gleichen Teilen gerecht wird?

 

Ich glaube schon. Vielleicht nicht unbedingt was die finanzielle Unterstützung anbelangt. Aber wir haben ein grosses Kulturangebot. Die Bibliothek bietet verschiedene Lesungen an, es gibt das LAKUZ, den Kulturstall, ein Museum, das Old Capitol, das Kunsthaus und s‘ Chrämi. Ausserdem bietet Langenthal verschiedene Stipendien an, zum Beispiel das Literaturstipendium der Lydia Eymann Stiftung. Und wir haben die Porzi, ein Sommer - und ein Winterkino, genau wie das Wuhrplatzfest.

 

Wenn du was an der Stadt mit einem Fingerschnippen ändern könntest: Was wäre das?

 

Ich würde die Nachtruhe wegzaubern, auch wenn viele daran wahrscheinlich keine Freude hätten. 

 

Was hat die Langenthaler Stadtpolitik für dich in den letzten Jahren versäumt?

 

Man hat die grossen Baustellen zu sehr vernachlässigt: Porzi, Mühle, Markthalle, Stadion…  gut, bei Letzterem tut sich inzwischen was, aber auch da sind wir lange  nicht wirklich vorwärts gekommen.

 

Ist Langenthal eher Dorf oder Stadt?

 

Gegen aussen sind wir eine Stadt, gegen innen ein Dorf. Wenn ich mit Nichtlangenthaler*innen kommuniziere, rede ich von der Stadt, bei den Kollegen heisst es, ich gehe ins Dorf.

 

Wie viel Sozialdemokratie braucht Langenthal?

 

Wir brauchen sicher eine Mehrheit. Die Bedürfnisse von schwächeren Menschen müssen  wieder mehr Gehör finden und die ganze Bodenthematik, mit zu wenig günstigem Wohnraum und zu viel leerstehenden Wohnungen, muss aufs Tapet. Deshalb braucht es jetzt Unterschriften für die Gemeindeinitiative "Wohnen in Langenthal". Langenthal braucht Solidarität statt Profit.

 

Chrämi oder Bären?

 

Chrämi. Wegen Pinky.

 

Wie würdest du bei einem allfälligen Wahlsieg feiern? Mit Champagner oder Bier?

 

Ich würde erst die Korken der Champagnerflaschen knallen lassen und dann ein Bier trinken.

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