Montag, 16. Dezember 2024

Das andere Stadtratsprotokoll - der (Fast) Liveticker zur Stadtratssitzung vom 16.12.2024: Die Weihnachtsedition

 

Prolog: Kommet, ihr Stadträt:innen, o kommet doch all

 

·        Die ganze Welt ist von weihnachtlicher Stimmung geprägt und liegt sich innig in den Armen, um kitschige Weihnachtslieder zu trällern – die ganze Welt? Nein, ein winziges Dorf im Herzen des Oberaargaus hört nicht auf der zuckersüssen Harmonie Widerstand zu leisten und eisern spröde Stadtratssitzungen abzuhalten. Hallo und herzlich willkommen zum allerletzten *Trommelwirbel* anderen Stadtratsprotokoll 2024 und auch zum letzten anderen Stadtratsprotokoll in dieser Legislatur, denn heute heisst es Abschied nehmen: In dieser Kombination kommt der Gemeinde – und Stadtrat nicht mehr zusammen, dabei ist es, als wäre es erst gestern gewesen, als er jung und voller Träume seine allererste Sitzung abgehalten hat. Sie werden so schnell gross. Wo sind meine Taschentücher, wenn ich sie brauche?

·        Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob sich das heute überhaupt lohnt, denn es wird eine sehr kurze Sitzung, denn danach gehen die Herren und Damen Stadträte schlemmen (wahrscheinlich vegane Wildschweine) und all zu viele Traktanden stehen ja jetzt nicht auf der Liste. Aber ich war jetzt schon an so vielen Sitzungen, es hätte sich irgendwie falsch angefühlt an dieser jetzt nicht dabei zu sein. Und ja, ich weiss, wie hobbylos sich das anhört («hallo, ich bin Désirée und in meiner Freizeit streichle ich gerne Katzen, treffe schlechte Lebensentscheidungen und höre Menschen zu, die sich wegen Schwimmbädern und Strassenbeschilderungen kabbeln»).

 

 

Teil 1: Herbei, oh ihr Jurist:innen!

 

·        Und es geht wieder einmal um die Schulen. Beziehungsweise um die Schulraumstrategie und die Volksschulinfrastruktur. Bei beiden wird eine Fristverlängerung beantragt und prompt gewährt (was soll man auch anders machen? Die anwesenden Gemeinderäte dazu zwingen sofort eine Sitzung abzuhalten und irgendwas aus den Ärmel zu schütteln?) Da sich Mathias Wüthrich bei seiner letzten Berichterstattung als Gemeinderat darauf beschränkt zu sagen, dass er sich kurzhalten will und dann einfach nichts Weiteres sagt, wird das Geschäft in Rekordzeit durch den Stadtrat gebracht. Wären wir immer so schnell, bräuchten wir nur die Hälfte der Sitzung (aber es wäre, zugegebenermassen, nicht halb so spannend).

·        Die EVP/GLP Fraktion darf Geld verteilen – den sogenannten Ratskredit. Mike Sigrist schlägt vor, den Kredit an Salti di Gioia zu vergeben, ein Fonds, der Kinder und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien die Möglichkeit gibt, an Tanzkurzen im Dance Center Langenthal teilzunehmen. Der Kredit wird widerspruchslos genehmigt. Tanzen ist super – sollten wir alle viel mehr machen, ich wünschte manchmal, dass wir noch Bälle hätten, wo wir potenzielle Lebenspartner:innen beim Walzer tanzen kennenlernen könnten, ich stelle mir das wesentlich romantischer vor als auf Tinder zu swipen (was mich daran erinnert, mir wieder einmal Sissi anzusehen).

·        Martin Lerch (SVP) kündigt gleich mal an, dass er sich nicht so kurzhalten wird wie seine Vorgänger, weil er nämlich den alljährlichen Besuch der GPK in der Verwaltung zusammenfasst, wobei er sich insbesondere begeistert zeigt, dass sie sich gleich mehrere Power Point Präsentationen reinziehen durften mit über 150 Slides (wie ich sie um diese volle Dröhnung Power Pont beneide). Einblicke bekam die GPK in die Ressorts Bauwesen (offenbar ist eine Verschlankung des Baureglements geplant, also freuet euch, ihr Bauenden) und Abfallentsorgung (also das Resort heisst nicht Abfallentsorgung, aber es ging wohl hauptsächlich um das Thema Entsorgung).

·        Weil der jetzige Stadtratssekretär auf Ende Februar demissioniert, wurde von der GPK ein Ausschuss bestimmt, der Ersatz für dieses Amt sucht. Die Zeit drängt, weil wir jetzt schon Ende Legislatur ist und ein:e Stadtratsekretär:in – wie der Name es schon sagt – schon noch so wichtig ist für den Stadtrat. Ich würde es ja machen, aber meine juristischen Kenntnisse beschränken sich auf die Fähigkeit, ein OR aufzuschlagen, und ich glaube, das reicht nicht ganz für diese anspruchsvolle Tätigkeit. Aber wenn ihr Jurist:innen seid und Bock auf eine spannende Stelle hat, go for it!

 

Teil 2: O du fröhliche gnadenbringende Vergangenheit

·        Am Jahresende werden wir erfahrungsgemäss immer alle mit Rückblicken bombardiert, gerne untermalt mit dramatisch – fröhlicher Musik, um geschickt zu übertönen, dass unser Jahr genau so langweilig und stressig war wie die Jahre zuvor, und natürlich passiert das auch im Stadtrat. Stadtpräsident Reto Müller (SP) zeigt auf, welche Ziele in den letzten vier Jahren erreicht wurden und welche nicht (da war doch was mit den Kindergärten…) Am Ende bedankt sich der Stadtpräsident für die konstruktive Zusammenarbeit und freut sich auf weitere vier Jahre voller Herausforderungen. Nächstes Mal hätte ich es gerne mit Musik – ich würde den Herr der Ringe Soundtrack vorschlagen.

·        Und damit kommen wir zum Schlusswort der Stadtratspräsidentin Saima Sägesser (SP). Konsequenterweise widmet sie auch ihre letzte Worte an die Kultur und stellt sich dabei noch einmal nicht nur hinter das Stadttheater, sondern bedankt sich auch ausdrücklich bei der SVP – Gemeinderätin Helena Morgenthaler, die immer wieder auch in den eigenen Reihen Überzeugungsarbeit leisten musste. Die scheidende Stadtratspräsidentin betont aber auch die persönlichen Herausforderungen in diesem Amt. Es sei nicht immer einfach gewesen, Beruf und Politik unter einen Hut zu bringen, zumal sie parallel zum Amt der höchsten Langenthaler auch in der Privatwirtschaft eine Führungsposition übernommen hat und gleichzeitig die Abschiedssaison von «Kultur im Stöckli» geschmissen hat – die von ihr allein (!) geführte Kulturplattform ist nach zehn Jahren nun leider auch Geschichte. Aber alle Geschichten haben ein Ende – sogar die guten.  Und so wie sie die Legislatur mit Kultur angefangen hat, beendet sie die Legislatur auch mit Kultur. Genauer gesagt mit Melanie Pfützenreuter, die ein etwas anderes Weihnachtsgedicht vorträgt.



·        Tja und das war’s ihr lieben Leute. Diese Legislatur ist beendet und damit auch diese Lama – Saison. Es waren vier intensive Jahre und für mich auch – entschuldigt die direkte Wortwahl, aber ihr seid es euch ja gewöhnt von mir – sehr beschissene Jahre, die in vielerlei Hinsicht schmerzhaft und manchmal nur schwer zu ertragen waren. Das hat sich schlussendlich auch aufs Lama ausgewirkt. Immer wieder habe ich pausiert, weil ich es nicht mehr gepackt habe. Aber ich bin immer wieder zurückgekommen, weil – und das meine ich ganz ehrlich – ich immer wieder festgestellt habe, wie viel mir das Lama gibt. Zum einen, weil ich von allen Seiten und parteiübergreifend immer unglaublich viel Wertschätzung erfahre (sehr viel übrigens vom Stadtrat, obwohl ich es ihm manchmal echt nicht leicht mache, mich zu mögen), aber auch, weil es mir einfach guttat, mich nicht immer mit mir selbst zu beschäftigen, sondern den Blick zu erweitern. Und natürlich habe ich mit euch eine ganz tolle, liebe Community, die auch nach langen Pausen immer wieder zu mir zurückgekommen ist. Danke dafür. Wir sehen uns.

Best of

«Zuerst war es zu dunkel und dann zu hell» Schöpfungsgeschichte mit Stadtratspräsidentin Saima Sägesser (SP).

«Fab…Nid de Fabian Fankhauser… » Manchmal sagen auch andere von der GLP/EVP Fraktion etwas. Wieder Saima Sägesser.

« Ich denke Jurist :innen können sich auch bewerben.» Und irgendwie hören wir Beatrice Lüthi laut «Jawohl!» schreien. Noch einmal Saima Sägesser.

«Ich kann alles… ausser Kindergärten bauen, das kann ich nicht.» Sogar ein Stapi kommt manchmal an seine Grenzen. Reto Müller (SP).

«Du hast es mit dem Funken gut gemeint – manchmal hat es dann im Stadtrat dann gebrannt.» Die Feuerwehr ist ja jetzt generalüberholt: Fabian Fankhauser (GLP)


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