Mittwoch, 18. November 2020

Telefonieren mit Lama: Renate Niklaus

 

 

 

Renate Niklaus ist Filialleiterin einer privaten Spitex und sitzt für die GLP im Langenthaler Stadtrat. Im Interview redet sie über die Stärken ihrer Partei und berichtet von einer verhängnisvollen Verwechslung.

Idealistin oder Pragmatikerin?

Eher eine Idealistin würde ich sagen. Ich glaube immer an das Gute. Und daran, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt.

Hundefan oder Katzenliebhaberin?

Ich mag Tiere allgemein sehr gerne. Aufgewachsenen bin ich mit einem Hund, später hatten wir in der Familie eine Katze. Tiere brauchen aber Zeit und Zuwendung. Diese Zeit kann ich momentan nicht aufbringen, deshalb habe ich momentan kein Haustier.

Was nimmst du aus deiner bisherigen Zeit als Stadträtin mit?

Ganz viele Eindrücke und spannende Erfahrungen, aber auch Ernüchterungen. Ich bin eher der Typ Macherin. Im Stadtrat habe ich aber lernen müssen, dass alles etwas länger braucht und dass man nicht immer alles so umsetzen kann, wie man es möchte. Man muss viel Geduld haben. Mein Handeln zielt darauf ab, Samen zu setzen, die später aufgehen werden, in der nächsten Generation oder der übernächsten. Auch wenn etwas jetzt gerade nicht geht, wird es in der Zukunft vielleicht umgesetzt werden.

Was war der grösste Erfolg des jetzigen Parlaments?

Aus meiner persönlichen Sicht waren dies eine Motion für Unterzeichnung der Charta der Lohngleichheit im öffentlichen Sektor und die Interpellation für Lohngleichheit in der Stadt Langenthal, welche alle Parlamentarierinnen fraktionsübergreifend eingereicht haben. Ich finde auch dass das Parlament allgemein in dieser ganzen Coronazeit offener und effizienter geworden ist und viele unkomplizierte Lösungen verabschiedet hat – zum Beispiel im Gastronomiebereich was die Bewilligung für die Bestuhlung im Aussenbereich angeht. 

Wo ist der Stadtrat gescheitert?

Ich mag das Wort „gescheitert“ nicht so. Es braucht halt alles viel Geduld, aber man muss auch sehen, dass die Mühlen der Politik generell langsam mahlen und dass nachhaltige Lösungen für die Zukunft nun einmal Zeit in Anspruch nehmen. Von aussen wird das oft nicht gesehen.

Was zeichnet Langenthal aus?

Langenthal ist sehr vielfältig. Einerseits  haben wir die Infrastruktur einer Stadt, andererseits viele ländliche Anteile. Dadurch, dass fast jeder jeden kennt, haben wir uns einen gewissen Dorfcharakter bewahren könne. Insgesamt haben wir eine gute Mischung.  In Langental bin ich geboren, daher ist es einfach meine Stadt, bzw. mein Dorf und ich bin stolz darauf, dass ich hier im Stadtrat sein darf.

Was fehlt Langenthal noch?

Ein Hallenbad. Klar, es wird immer argumentiert, dass Herzogenbuchsee ja eines hat, aber um da hinzukommen, muss man lange Wege zurücklegen. Und es ist meiner Meinung nach schlecht, wenn man das Auto hervorholen muss, um einen Sport betreiben zu können. Zudem sind unsere Sommer relativ kurz, daher ist die Badi nicht so lange offen. Viele Menschen, gerade die der älteren Generation, fühlen sich im Wasser sehr wohl und haben da auch die grössere Beweglichkeit. Ausserdem sollten unsere Schulen die Möglichkeit haben, das ganze Jahr Schwimmunterricht geben zu können. Das ist schliesslich Teil des Lehrplans 21. 

Was frustriert dich an der Politik?

Mich frustriert es, wenn keine Sachpolitik betrieben wird, sondern Parteipolitik. Besonders schlimm ist es, wenn  Parteien nicht zusammenarbeiten können. In meinem ersten Jahr im Stadtrat war das manchmal ein ziemliches Hin und Her, inzwischen hat sich das stark verbessert.

Deine Lieblingsblume?

Meierisli. Die sind klein und unscheinbar, sind aber nicht hochgezüchtet, sondern sehr natürlich. Und sie riechen gut. Ausserdem sind es Frühlingsblumen und der Frühling ist meine Lieblingsjahreszeit.

Deine Lieblingsgeschichte aus der Kindheit?

Aschenputtel. Weil das Märchen zeigt, dass Ehrlichkeit am längsten währt und dass man auch mit Aufrichtigkeit ans Ziel kommen kann. 

Worauf bist du stolz?

Auf meine Familie. Ich habe zwei ganz tolle Kinder und wir haben ein gutes Verhältnis zueinander, ganz ohne den berühmten Familienknatsch.

Deine grösste Stärke?

Ich versuche  immer, neutral zu entscheiden und so gut wie möglich unparteiisch  zu bleiben. Es ist mir wichtig, für alle ein offenes Ohr zu haben. Und ich bin authentisch und ehrlich.

Deine grösste Schwäche?

Dass ich es immer allen recht machen will. Ich bin manchmal zu lieb. Jetzt nicht nur in Bezug auf die Politik. Da läuft man  in Gefahr, schnell ausgenutzt zu werden. Aber ich habe inzwischen viel dazugelernt.

Wie wild war deine Jugend?

Die war nicht so wild. Ich war ein relativ braves Kind. Wobei meine Mutter vielleicht anderer Meinung wäre. Aber als Jugendliche ging ich nicht gross in den Ausgang. Das lag daran, dass ich eine Gärtnerlehre absolvierte und sechs Tage die Woche arbeiten musste. Da war ich schlicht zu müde, um noch gross feiern zu gehen.

Wer oder was hat dich im Leben am meisten geprägt?

Meine Eltern. Mein Vater hat einen ähnlichen Charakter wie ich und war früher auch im Stadtrat bzw. damals noch grossen Gemeinderat. Und meine Mutter ist eine starke Persönlichkeit, die uns Kinder ihre eigenen Erfahrungen hat machen lassen. Wir hatten ein offenes Haus und jedermann war immer herzlich willkommen.

Deine grösste Herausforderung in der Coronazeit?

Die grösste Herausforderung ist es, zu versuchen, das Negative nicht allzu zu sehr an sich ranzulassen und auch nicht ständig die Zahlen zu kontrollieren. Man darf nicht resignieren, sondern muss weiter hoffen, dass es irgendwann mal vorbei ist. Momentan sind überall viele Unsicherheiten in der Luft. Da versuche ich der ruhige Pol zu bleiben und mich nicht runterziehen zu lassen vom Strudel der Angst, sondern Zuversicht auszustrahlen.

Welchen Promi würdest du gerne mal treffen?

Ich bin jetzt nicht so promiaffin, aber die Sängerin Zaz finde ich eine sehr spannende Frau, deren Musik ich sehr gerne höre. Ich war auch schon an einem Konzert von ihr und sie hat eine tolle Bühnenpräsenz.

Warum sollte man GLP wählen?

Weil wir eine Partei der Mitte sind. Wir wollen Sachpolitik betreiben und sind weniger an parteipolitische Interessen gebunden. Wir stehen ein für Nachhaltigkeit, Menschlichkeit, trotzdem vernachlässigen wir die Wirtschaft nicht. Es ist wichtig, diese zu stärken. Aber es muss eine nachhaltige Wirtschaft sein.

Wie grün ist Langenthal?

Es dürfte noch grüner werden. Einiges ist schon in Bewegung, dennoch könnten wir mehr Grünflächen haben. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir nachhaltig bauen. Deshalb habe ich mich auch geärgert in der letzten Sitzung, dass man zwar die Schulhäuser sanieren will, aber Fenster und Hülle unberührt bleiben sollen, obwohl es doch eine Gelegenheit gewesen wäre, genau dort umweltfreundlichere Bauweisen ins Auge zu fassen. In Sachen alternative Energien hat Langenthal schon wichtige Schritte unternommen und auch der Bau von Stromtankstellen ist eine erfreuliche Entwicklung. Es ist im Tun, aber es darf ruhig noch mehr kommen. Ein weiteres Ziel wären sichere Fahrradwege in der ganzen Stadt.

Warum wurden die Geschäfte im Stadtrat während der letzten Legislatur öfters ausgebremst?

Ich habe das Gefühl, dass die Linken manchmal einfach vorwärts machen und Geschäfte öfters durchwinken wollen. Auf  der bürgerlichen Seite sind eher die Juristen, die alles auseinandernehmen und analysieren wollen, weil sie gut überlegte Lösungen wollen. Ich kann beide Seiten irgendwo verstehen. Die zweiten Lesungen bremsen schon ab.

Allerdings haben wir an den letzten Stadtratssitzungen gesehen: Wenn ein Geschäft gut vorbereitet ist, gehen sie eher durch, wenn sie nicht so gut vorbereitet sind, knorzt es mehr. Und wir haben in dieser Legislatur viele Reglemente verabschiedet. Da ist es schon wichtig, die nicht einfach unbesehen abzusegnen. Nicht, dass man das hinterher, wenn alles schon in Kraft ist, plötzlich merkt, dass da was nicht stimmt.

Was macht dir bei der Arbeit im Stadtrat am meisten Spass?

Ich habe immer mehr Spass daran. Es ist einfach schön in der Stadt, wo man gross geworden ist, mitzudiskutieren  und die  Zukunft zu prägen, so dass sie weiterhin ein lebenswerter Ort ist.

Und was macht dir am wenigsten Spass?

Sehr lange Voten, die sich immer wiederholen. Ich mag es nicht so, wenn um den heissen Brei geredet wird. Da bin ich eher für kurz, knapp und klar.

Wie feierst du Weihnachten?

Im kleinen Familienrahmen. Wir sind da relativ unkompliziert. Mal feiern wir mit Baum, mal ohne Baum. Und im Wald waren wir auch schon.

Dein peinlichstes Erlebnis?

Ich habe einmal beim traditionellen Fischessen an der Fasnacht  den Regierungsstatthalter Marc Häusler mit Reto Müller verwechselt,  weil sie sehr ähnlich verkleidet waren. Als ich es bemerkt habe, war es mir schon recht peinlich.

Was bringt dich zum Lachen?

Das ist sehr situativ bedingt. Wobei letzthin habe ich eine lustige Karikatur gesehen. Die Freiheitsstatue, die hinter ihrem Sockel kauert und verschüchtert „isser weg?“ fragt.

Abschlussfrage: Dein grösster Wunsch für die Wahlen?

Dass ich noch ein paar Kollegen oder Kolleginnen bekomme die mich unterstützen. Ich  fühle mich zwar sehr gut aufgehoben in der EVP - Fraktion, aber es wäre schon schön wenn die GLP zulegen könnte und wir Fraktionsstärke erlangen würden. Das Parlament könnte ruhig noch ein wenig grünliberaler werden.

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