Dienstag, 15. Oktober 2024

Und täglich grüsst der Rechtsextremismus


Ein Kommentar zum heutigen Interview zur Wahl des Stadtpräsidiums

Wahlen in Langenthal: Reto Müller gegen Marco Burkhalter | Berner Zeitung

Wo sind wir eigentlich falsch abgebogen, dass Menschen, die rechtsextremistische Aktivitäten aufdecken und entsprechende Verbindungen öffentlich machen, kritisiert werden, während diejenigen, die es nicht schaffen sich klar davon zu distanzieren, Mitgefühl ernten?

Ich staune. Ich staune wirklich, wenn ich mir das heutige BZ - Interview von Reto Müller und seinem Gegenkandidaten Marco Burkhalter durchlese und letzterer vom amtierenden Stadtpräidenten damit konfrontiert wird, dass sein Freund und Wahlhelfer für die PNOS aktiv war und alles, was den Kommentarschreibenden zu diesem Umstand in den Sinn kommt, ist, Reto Müller vorzuwerfen, er würde ja nur «taktieren». Und weil das allein noch nicht reicht, versucht man ihn gleich noch ihn zum Linksextremisten zu erklären und natürlich darf auch die obligatorische Verharmlosung der PNOS nicht fehlen und selbstverständlich sind ja alle Medien so schrecklich links und tendenziös.

Eigentlich wollte ich ja nichts mehr zu den Stapiwahlen schreiben – aber das lasse ich nicht so stehen.

1.)     Die PNOS waren keine «potenziell kontroverse Vereinigung», wie es in den Kommentaren behauptet wird, sondern eine rechtsextremistische Partei, die tiefbraunes Gedankengut verbreitete und die nonchalante Verharmlosung, die hier wieder einmal betrieben wird, ist bedenklich.

2.)     Der Name des besagten Wahlhelfers wurde von Marco Burkhalter selbst in einem vorhergehenden Interview gedroppt und es braucht nur eine kurze Google Suche und man stösst auf einem Artikel aus dem Jahre 2017, in dem dieser Freund – der für die PNOS als Grossrat kandidierte - freimütig erklärt «es braucht etwa 10 Prozent Rechtsradikalität, um die Politik aufzumischen», was so ziemlich alles über das damalige Gedankengut dieses Herrn verrät, was man wissen muss. Wenn Burkhalter den Namen schon rausposaunt, wäre es angebracht gewesen, dass er gleich Transparenz schafft, sich klar inhaltlich von Rechtsextremismus abgrenzt und vielleicht auch noch erklärt, wo denn dieser Freund momentan politisch steht, wenn der dann sogar den Wahlkampf mitorganisiert.

 

3.)     Da der Stapi gewusst haben wird, dass genau dieser Vorwurf von wegen, er wolle seinen Gegner nur schlecht machen, kommen wird, war es mutig von ihm, diesen Punkt anzusprechen und auch richtig. Solche Sachen gehören auf den Tisch, nicht unter den Teppich. Das mag man Taktik nennen, ich nenne es Rückgrat. Sollten sich vielleicht die einen oder anderen wachsen lassen.

 

4.)     Hätte Marco Burkhalter sowohl genug Zeit als auch Plattformen gehabt, ein Wahlprogramm zu präsentieren - aber außer, dass man gewissen Kaderleuten (die aber auch nicht näher definiert werden) den Lohn kürzen soll, wird auch in diesem Interview nur rumschwadroniert, ohne irgendeine konkrete Lösung zu präsentieren. Es gebe neben den „bösen Medien“ übrigens auch noch so eine lustige Erfindung namens Internet, da kann man Blogs erstellen und Instagram oder Facebook und dort kann man ganz frei schreiben was man denn wie machen möchte. Davon hat ihn niemand abgehalten – auch wenn seine „Fans“ es in den Kommentaren suggerieren wollen.

 

5.)     Reto Müller aufgrund seiner JUSO – Vergangenheit eine linksextreme Tendenz andichten zu wollen ist lächerlich. Die JUSO ist nicht linksextrem, sie ist die Jungpartei der SP und steht zum Rechtsstaat und der Demokratie – das konnte man von den PNOS nie behaupten und das wird man auch von der Jungen Tat nie behaupten können. Und jeder, der sich auch nur fünf Minuten mit Reto Müllers politischem Profil auseinandersetzt, weiss, dass er sicher nie beim Schwarzen Block war und auch keine Mitglieder davon als Wahlhelfer beschäftigt.

 

Diesen Kommentar habe ich übrigens – in gekürzter Form – bei der BZ zu veröffentlichen versucht, worauf mir mitgeteilt worden ist, dass er nicht den Kommentarregeln entspreche – weil auf den Stapi eindreschen und haltlose Unterstellungen über ihn verbreiten, ist okay, ist ja schliesslich nur ein Linker, der muss das schon abkönnen – aber Leute mit ihren eigenen problematischen Aussagen konfrontieren, das geht dann natürlich zu weit. Der Kommentar von wegen die PNOS sei eine «potenziell kontroverse Vereinigung» hat die Redaktion bis jetzt drin gelassen – ist ja nur ein bisschen Verharmlosung von Rechtsextremismus, wen schert das schon.

Cool diese linken Medien, oder?

Aber zum Glück bin ich ein freies Lama und als solches sage ich euch: Wählt Reto Müller – weil wir einen Stapi brauchen, der auch dann den Mund aufmacht, wenn es ungemütlich für ihn wird.

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