Plötzlich ist es da. Erst
war es mehr eine Art Gerücht, dann wurde es schliesslich zur schwammigen
Gewissheit und jetzt ist es eine vollendete Tatsache: Das Referendum gegen den
Nachwuchsbeitrag an den SCL. 786 Unterschriften sind zusammen gekommen. Sind
400 davon gültig, darf das Volk darüber abstimmen, ob die Stadt den Beitrag an
die Eismiete des SCL erhöht - oder eben nicht.
Der Weg, den das Referendum
genommen hat, ist ungewöhnlich. Normalerweise sind es Parteien, die ein
Referendum anstossen oder zumindest dem Komitee angehören. In diesem Fall
nicht, keine der Langenthaler Parteien hat sich offiziell hinter das Referendum
gestellt. Stattdessen ist es eine Art loses „Bürgerkomitee“, in dem
verschiedene Einzelpersonen aus verschiedenen Parteien und Interessengruppen
wirken. Untypischerweise hat das Komitee auf publikumswirksame Auftritte
verzichtet, stattdessen hat es sich entschiedenen, die Unterschriften in aller
Stille zu sammeln (ich sage untypischerweise, weil man normalerweise die
Lancierung pompös inszeniert. Schliesslich will man erstens so vielen Leuten
wie möglich den Unterschriftenbogen unter die Nase halten und zweitens ist das
ja die Chance, sich als Politiker/Politikerin in Szene zu setzen).
Jetzt, nach langer
Funkstille hat sich einer der Unterschriftensammler in der BZ geäussert: Diego
Clavadetscher, seines Zeichens Präsident der FDP, in diesem besonderen Fall
eher als Einzelkämpfer unterwegs, steht Rede und Antwort, nicht aber ohne
hinterherzuschieben er wolle nicht im Fokus stehen. Diese seltsame
Schüchternheit des Bürgerkomitees gab schon im Vorfeld Rätsel auf
(tatsächlich fragte ich mich zwischendurch, ob es das Komitee wirklich gibt
oder ob es sich dabei um mysteriöse Märchengestalten handelt). Fast scheint es
so, als wolle niemand recht zugeben, dass er/ sie dabei ist. Angst vor der
eigenen Courage?
Denn couragiert ist es,
dieses Referendum. Immerhin geht es um den SCL. Kaum ein Thema in Langenthal
ist dermassen emotional aufgeladen (so kann ich mich noch daran erinnern, dass
ich mit meinem früheren „Wald – und – Wiesen – Blog heftige Reaktionen bekommen
habe, als ich einmal den hohen Stellenwert des SCL in Frage stellte). Das hat
mich früher immer wieder verblüfft. Vielleicht weil mich Sport generell nicht
so berührt, vielleicht auch weil meine Familie keine Ur – Langenthaler sind.
Inzwischen kann ich es – zumindest zum Teil – besser nachvollziehen. In einer
immer komplizierter werdenden Welt, sind die einfachen Regeln des Sports, die
rauen Helden auf dem Eis, die klare Trennung zwischen Gegner und Freund, das
was man braucht. Zugleich ist die Mannschaft für viele Teil der Kindheit und
auch ein konstanter Begleiter durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Dennoch
bin ich der Meinung, dass es in Langenthal auch möglich sein muss, über den SCL zu diskutieren.
Der SCL versteht es
meisterlich, seinen Einfluss geltend zu machen. Das hat er auch an jener Stadtratssitzung
bewiesen, an der es um die Entscheidung ging, ob die Stadt nun mehr zur
Eismiete beitragen soll oder nicht. Die Kinder des Nachwuchses standen Spalier,
so dass jeder der Stadträte zwangsläufig durch sie hindurchmusste, im Vorfeld
wurden offenbar – so habe ich es der Diskussion entnommen – Karten verschickt, mit
denen die Kinder die Stadträte direkt um ihre Zustimmung baten, und im Zuschauerraum
fühlte man sich fast wie auf einer Sponsorenparty. Auf diese Weise ist es dem
SCL gelungen, eine sachliche Diskussion, die sich um Finanzen drehte, auf eine
emotionale Ebene zu heben. Diese Strategie hat am Ende auch verfangen. Das war
einfach kluges Marketing und ist auch nichts Verwerfliches. Dem SCL ebenfalls
in die Hände gespielt hat natürlich, dass die Stadt sich gerne mit dem Prädikat
„Sportstadt“ schmückt, was natürlich klug klingt, natürlich aber auch
verpflichtet.
Diese Emotionalität hatte
eine – nennen wir es mal – interessante Wirkung auf den sonst eher nüchternen
Stadtrat. Spätestens als Lars Schlapbach (SVP), meinte, man solle sich doch nicht in juristischen Spitzfindigkeiten
verlieren, sondern einfach mal aufs Bauchgefühl hören, klappte einem die
Kinnlade runter. DAS von einem Bürgerlichen? Von einem Bürgerlichen der SVP,
die sogar bei der dringend benötigten Aufrüstung der IT noch darauf pochen, möglichst
viel Geld einzusparen? Klarer konnte man nicht aufzeigen, dass es bei dieser
Diskussion nicht um Parteigrenzen geht. Sondern vielmehr um die persönliche
Gewichtung des SCL.
Bei den „juristischen
Spitzfindigkeiten“ ging es aber eben nicht um irgendwelche fehlenden Kommas,
sondern es ging um konkrete, formale Mängel des Antrags, die von der Geschäftsprüfungskommission
festgestellt wurden, Mängel, die sich um die Frage drehten, ob der Antrag
überhaupt die rechtlichen Grundlagen erfüllt. Die GPK war der Auffassung, dass
das Geschäft mangelhaft ist. Die vorberatenden Kommissionen – darunter die
Sportkommission - haben das Geschäft
abgelehnt. Und die Stadträte sind einfach darüber hinweggegangen. Da fragt man –
oder Lama – sich schon, wieso man jedes Mal den ganzen Tingeltangelzirkus
abzieht, wenn der Stadtrat dann doch einfach achselzuckend darüber hinweg geht,
nur weil es halt um Sport geht.
125‘000 Franken hat der
Stadtrat dem SCL zugesprochen. Das erregt den Missmut der anderen Sportvereine
von Langenthal, die von solchen Beträgen nur träumen können. Wobei man hier
auch die Relationen sehen muss. Der SCL zahlt für die Benutzung der Eisfläche
eine hohe Miete, weil die Halle, im Gegensatz zum Schwimmbad oder der
Dreifachturnhalle, nicht der Stadt gehört. Andere Sportclubs müssen deutlich
weniger zahlen. Deshalb sei die Neiddebatte fehl am Platz, finden die Gegner
des Referendums.
Finanziell gesehen mag das
stimmen, aber niemand kann ernsthaft behaupten, dass der SCL in Langenthal
keine Sonderstellung geniesst – schon gar nicht nach dieser Stadtratssitzung. Ich
erinnere hier daran, dass derselbe Stadtrat sich aus Kostengründen gegen die
Schulsozialarbeit entschieden hat (ich rede hier von richtiger, nachhaltiger
Schulsozialarbeit, nicht von diesem kostenneutralem Geblubber). „Das hat nichts
miteinander zu tun“, werde ich regelmässig belehrt. Doch. Für das eine will man
Geld in die Hand nehmen und für das andere eben nicht. Das nennt man Prioritätensetzung.
Sport scheint das Einzige zu sein, für das der Stadtrat sich zusammenraufen
kann. Immerhin ein gemeinsamer Nenner, könnte man sagen. Aber ein –
entschuldigt die Ausdrucksweise – verdammt kleiner Nenner.
Egal wie sehr man auf die Tränendrüse drückt, beim SCL Nachwuchs geht es
nicht um irgendwelche armen Waisenkinder, die eingekleidet werden müssen. Es
geht um Sport. Vielleicht noch um Stadtmarketing. Ja, vielleicht auch um ein
kollektives Wir – Gefühl, das der SCL erzeugen kann. Ob das 125‘000 Franken
wert ist, darf jetzt voraussichtlich das Stimmvolk entscheiden.
Deshalb war es richtig, das
Referendum zu ergreifen. Weil es auch unsere Steuern sind, die hier für einen
relativ kleinen Teil der Bevölkerung ausgegeben werden. Wenn der SCL wirklich
diese breite Unterstützung hat, wie sie der Stadtrat annimmt, brauchen sich die
Gegner des Referendums ja auch nichts zu fürchten. Vielleicht ist es auch einfach an der Zeit, den hohen Stellenwert, den Sport in dieser Stadt generell einnimmt, zu hinterfragen.
AntwortenLöschenKeine Kreditprüfungsdarlehen sind Gelder, die von einem Kreditgeber auf ein Kreditnehmerkonto eingezahlt wurden, ohne dass eine Suche nach der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers durchgeführt wurde