Mittwoch, 17. April 2019

So gehst du siegreich aus jeder politischen Diskussion hervor: Die 5 goldenen Regeln


Ostern steht vor der Tür und damit auch die unvermeidlichen Feiertage, die du mit deiner Familie und deinen Freunden verbringen wirst. Und bestimmt wird dabei auch die eine oder andere politische Diskussion geführt. Bist du dabei immer auf der Verliererseite? Kannst du dich nicht durchsetzen? Gelingt es dir nicht, deine Argumente anzubringen? Das Lama bietet Abhilfe! Nach vielen gesehenen Arena Diskussionen weiss es ganz genau, wie Profis debattieren!

Regel Nummer 1: HÖRE DEINEM POLITISCHEN GEGENER NIEMALS ZU! Egal was du bisher in diversen Kommunikationsratgeber gelesen hast: Zuhören ist Gift für dein Selbstbewusstsein! Wenn du deinem Gegenüber zuhörst, könnte es zum Beispiel passieren, dass du seine Argumente verstehst – oder dass du sogar seine Meinung übernimmst. Und das wäre fatal, denn schliesslich bist DU im Recht. Du hast also zwei Möglichkeiten. Entweder brüllst du alle, die eine andere Meinung haben als du, einfach nieder. Lass sie nicht zu Wort kommen. Diese  Methode eignet sich besonders dann, wenn ihr Zuschauer oder andere Zuhörer habt, denn so wirst ausschliesslich DU von ihnen wahrgenommen. Schreiende, laute Menschen, die die ganze Zeit eine dicke Lippe riskieren, werden grundsätzlich als kompetenter eingeschätzt. Deshalb gibt es auch so viele Männer in Führungspositionen.

Eine andere Möglichkeit ist, dass du zwar so tust, als würdest du dem anderen zuhören, in Wirklichkeit aber gedanklich an einem ganz anderen Ort weilst, um dich vor irritierenden Meinungsäusserungen zu schützen. Lege dir am besten ein paar nichtssagende Floskeln zurecht, die du jederzeit einstreuen kannst. Zum Beispiel: „Inhaltlich gesehen gebe ich dir Recht“,  oder „interessanter Ansatz“ oder   „bestechende Argumentation.“ Oder du sagst gar nichts, sondern nickst einfach nur hin und wieder beflissen – während du gedanklich Einhörner zählst oder Lama streichelst.

Regel Nummer 2: Wenn wir gerade bei Floskeln sind: Merk dir ein paar schlaue Sätze, die intellektuell und kompliziert klingen, am besten gespickt mit möglichst vielen Fremdwörtern, zum Beispiel: „Die exzentrische Wahl von Trump ist die Fleisch gewordene Nemesis der Avantgarde, die in ihrem Snobismus, der Kurzsichtigkeit des einfachen Populus verfallen ist.“  Dabei ist es zweitrangig ob der Satz überhaupt Sinn ergibt. Je mehr Fremdwörter du verwendest, desto weniger gross ist die Gefahr, dass irgendjemand auch nur halbwegs versteht, was du meinst. Und fragen wird niemand. Schliesslich will ja keiner blöd dastehen. Ebenfalls solltest du ein paar Zitate auswendig lernen, die du bei Gelegenheit einbringen kannst. Besonders gute Zitatengeber sind Winston Churchill, Oscar Wild und Darth Vader. Da findest du immer was Passendes für jedes Thema. Mit einem Zitat am richtigen Ort, hast du die Diskussion schon in der Tasche. Denn wer würde sich schon anmassen, Winston Churchill zu widersprechen?

Regel Nummer 3: Argumentiere IMMER mit Kindern. Sobald es um Kinder geht, hören die meisten Menschen auf logisch zu denken und werden emotional. Wenn du also eine Umfahrungsstrasse durch ein Naturschutzgebiet bauen willst, erwähne die vielen kleinen süssen Erstklässler, die durch diese immense Verkehrsentlastung nun wieder sicher über die Strasse gehen können. Drück dabei ordentlich auf die Tränendrüse! Auch Sätze wie „Willst DU deinen Kindern wirklich so eine Welt hinterlassen?“ oder  „wir müssen unsere Schwächsten schützen“ sind Erfolgsgarantieren!

Falls Kinder einfach nicht zum Thema passen, kannst du es auch mit Tieren versuchen, die eine ebenso emotionale Reaktion auslösen können. Wenn du zum Beispiel gegen irgendeine Überbauung argumentierst, erwähne die vielen kleinen armen Eidechsen, die ihren natürlichen Lebensraum verlieren. Am besten erzählst du gleich noch ein rührendes Einzelschicksal einer Eidechse. Orientiere dich dabei an „Dumbo“ oder „Bambi“, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass der Mensch die Natur ohnehin schon ruiniert hat. So sorgst du für ein paar hübsche Schuldgefühle.

Regel Nummer 4: Baue möglichst viele Zahlen in deine Argumentation ein, am besten in Kombination mit einer Rechnung à la: Betrachtet man die Ausgaben in Bezug auf die Zinseszins und dem Darlehen, ergibt sich ein Minus aus der Differenz zwischen Subtraktion und Addition.“ Scheue dich nicht einfach irgendwelche Zahlen zu verwenden. Niemand wird sie nachschlagen. Falls doch: Irgendwo findest du immer eine Statistik, die sich mit deinen Zahlen decken. Und wenn nicht, kannst du immer noch eine selbst basteln. Denn wie heisst es so schön: Traue nie einer Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Regel Nummer 5: Wo wir gerade beim Fälschen sind. Der grösste und schlaueste Politiker aller Zeiten hat es glasklar erkannt: Fakten sind dazu da, sie anzupassen, wie es uns beliebt. Wenn du also merkst, dass der andere mit seiner Meinung evtl. Recht haben könnte – weil du im Vorfeld wahrscheinlich schon den Fehler gemacht hast, zuzuhören – dann behaupte trotzdem weiter das Gegenteil. Wenn du dabei ein bisschen flunkern musst, tue es einfach, frei von der Leber weg. Wenn du sagst, dass Pinguine rosa sind, sind sie eben rosa!

Wenn du dich aber nicht auf das Konzept „Fakten sind eigentlich keine Fakten, sondern Vorschläge, wie es evtl. sein könnte“ verlassen willst, kein Problem. Dann kannst du immer noch das Thema wechseln. Entweder mit einem eleganten Übergang à la: „Hast du schon gehört…“ oder indem du ein politisches Thema mit einem anderen vermischst, dass eher in dein Weltbild passt, zum Beispiel indem du in den Raum wirfst, dass der erhöhte CO2 – Stoss ja auch an mehr Zuwanderung liegt und überhaupt….

Siehst du, so einfach ist das! Die politische Karriere ist dir sicher, wenn du diese Regeln beherzigst. Gut, vielleicht auch nur der Sieg bei der Küchentischdiskussion, aber immerhin. Probiere es aus über die Ostertage und geniesse deine Erfolge... Aber pass auf, dass du nicht versehentlich zum amerikanischen Präsidenten gewählt wirst!

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