Weil wir uns schon mindestens eine halbe
Stunde mit keinem Reglement befasst hatten, wurde das sofort nachgeholt: Der
Hauptdarsteller des nächsten Aktes hiess Wahl – und Abstimmungsreglement und
ja, der hatte schon in einem vorherigen Stadtratsstück seinen grossen Auftritt.
Jetzt ging es noch um letzte Änderungen. Inzwischen hat der Gemeinderat die
verlangte Wahlsimulation mit dem überarbeiteten Reglement durchgeführt. Stapi
Reto Müller (SP) brache dann frohe Kunde: Das komplizierteste Wahlreglement der
Welt (O – Ton Stadtrat) besteht in der Praxis tatsächlich. Einigermassen. Es
gibt aber einen heiklen Punkt, den der Gemeinderat noch einmal in den Stadtrat
bringen wollte: Gemeinderatswahlen.
Um das zu erklären muss ich weiter ausholen.
Der Stadtrat hatte in der letzten Besprechung des Reglements bestimmt, „dass
die Stimmen derjenigen Person, die ins Stadtpräsidium gewählt wurde, in der
Gemeinderatswahl als ungültig gewertet werden“. Klingt cool oder? Cool
und…hochgestochen. Aber intellektuell. Ich versuch’s jetzt mal einigermassen
verständlich zu formulieren und wenn ich es falsch verstanden habe, dürfen die
mitlesenden Stadträte/Stadträtinnen gerne in den Kommentaren korrigierend
eingreifen.
Der Gemeinderat wird im Proporzverfahren
gewählt. Jede Partei gibt ihre Liste ein. Diese
Listen sammeln dann bei der
Wahl Stimmen, die zusammengerechnet werden. Diejenige Liste mit den meisten
Stimmen, bekommen am meisten Sitze. Dadurch entsteht eine Art Zauberformel. Das
Gegenteil von der Proporzwahl ist die Majorzwahl. Wählt man im Majorz, sind am
Ende diejenigen Personen gewählt, die am meisten Stimmen geholt haben,
ungeachtet ihrer Listenzugehörigkeit. Wenn also 5 FDPler die meisten Stimmen
machen würden, wären 5 von 7 Sitzen mit Liberalen besetzt, was natürlich nicht
im Sinn einer ausgewogenen Exekutive wäre. Der Stapi dagegen wird so gewählt.
Wenn ich das richtig interpretiert habe, ist
es in Langenthal normalerweise so, dass der Stapi auf der Gemeinderatsliste
seiner Partei antritt. Das sorgt für zusätzliche Listenstimmen. Nach Ansicht
des Stadtrates sollen diese Stimmen aber wegfallen, um den Wählerwillen nicht
zu verfälschen. Der Gemeinderat dagegen ist der Auffassung, dass es sich genau
umgekehrt verhält: Mit diesem Ansatz werde der Wählerwille erst recht
verfälscht.
Und nicht nur der Gemeinderat sieht das so.
Reto Müller (SP) machte deutlich, dass dieser Absatz zu Ärger bzw. einen
Rechtsstreit führen könnte und zwar mit dem „Oger.“ Zumindest verstand ich die
ganze Zeit Oger und fragte mich schon, was zum Teufel Shrek jetzt mit dem
Wahlreglement zu tun hat, bis Pascal Dietrich (FDP) freundlicherweise erklärte,
was es mit dem ominösen „Oger“ auf sich hat. Es heisst nicht „Oger“ sondern
„AGR“ und ist das kantonale Amt für Gemeinden und Raumordnung“. Die schauen den
Gemeinden auf die Finger, ob es bei ihnen auch rechtlich korrekt zugeht, eben
auch was Wahlbestimmungen betrifft.
Pascal Dietrich (FDP) von der GPK zeigte sich
kampfeslustig. Seiner Ansicht nach, müsse man sich vor dem AGR keineswegs
fürchten, denn die Chancen diesen Rechtsstreit zu gewinnen, stünden gar nicht
zu schlecht. Er stützte seine Ansicht vor allem auf die Einschätzung von Daniel
Arn, dem Sekretär der GPK und Rechtsexperte, der der Stadt eine 50: 50 Chance
einräumte, den Rechtsstreit zu gewinnen. Und auch das Inkrafttreten des neuen
Reglements würde keineswegs verzögert werden, denn man könnte den umstrittenen
Satz problemlos ausklammern bis die Sache geklärt sei.
Ins gleiche Horn wie sein Parteikollege
stiess Diego Clavadetscher (FDP), der ebenfalls der Ansicht war, man müsse auf
seiner Autonomie gegenüber dem AGR beharren. Irgendwie konnte ich mir nicht
helfen: Das Wort „Autonomie“ und das ständige Betonen, der Kanton dürfe nicht
zu sehr eingreifen, erinnerte mich irgendwie an die Brexit – Diskussion im
fernen Britannien…ob wir wohl bald über den Lanxit abstimmen?
Nicht ganz so aufrührerisch zeigte sich
Bernhard Marti (SP). Man sei dann schon angewiesen auf die Genehmigung des AGR,
widersprach er. Zudem bezweifelte er, dass der Stadtrat, der es ja geschafft
hat, dieses komplizierte Flickwerk namens Wahl – und Abstimmungsreglement
überhaupt erst zu fabrizieren, es wirklich besser wisse, als das kantonale Amt.
Auch von anderer Seite wurden Zweifel an dem Machwerk laut. Eigentlich wollte
man es vereinfachen, stattdessen hat man es eher verschlimmbessert. „Die
Kommission hat hier nicht gerade brilliert, da nehme ich mich nicht aus“,
merkte Pascal Dietrich (FDP), selbstkritisch an. Nur, jetzt ist das Kind
geboren und man kann es schlecht zurück in den Mutterleib stopfen (ja, ich
hatte schon bessere Metaphern).
Die SVP ist ja bekanntlich sehr für
Unabhängigkeit und so überraschte es auch nicht, dass sie der Idee, gegen das
AGR in den Kampf zu ziehen, nicht abgeneigt waren. „Wir können es ja mal
probieren“, bemerkte Janosch Fankhauser (SVP) geradezu munter. Und dann
probieren wir noch, Bananenbäume zu pflanzen. Und eine Einhornzucht
aufzuziehen. Es lebe das Bauchgefühl!
Stadtpräsident Reto Müller (SP) versuchte
vergeblich das Ruder noch einmal rumzureissen. „Es geht hier nicht darum unsere
Autonomie zu verteidigen“, entgegnete er. Zudem sei es der Informatiker
gewesen, die darauf hingewiesen hat, dass man dieses komplizierte Verfahren
durchaus programmieren könne, dass er dem aber noch nie in dieser Form begegnet
sei (Momente im Leben eines Politikers: Wenn der Informatiker dir sagt, dass du
da eine seltsame Idee ausgebrütet hast…). Auch die mangelnde Rechtssicherheit
sei ein Problem, denn immerhin ginge man mit diesem Reglement im jetzigen
Zustand fürs Volk, argumentierte er. Doch er fand kein Gehör, der Stadtrat
beschloss, den heiklen Passus drin zu lassen und wenn nötig, den Rechtsstreit
mit dem AGR zu wagen. Und weil sie das nicht selber können bzw. dürfen
beauftragten sie den Gemeinderat mit dieser Schlacht, ganz wie der General, der
schlaue Pläne macht, die dann andere an der Front ausführen dürfen. Der
Gemeinderat sah jetzt nicht so begeistert aus. Wohlmöglich war die Freude aber
auch einfach so gross, dass sie ihr nicht angemessen Ausdruck verleihen
konnten.
Ein weiterer Antrag betreffend Wahlreglement
kam aus den Reihen der SP. Saima Sägesser forderte, dass bei der Zuteilung der
Kommissionen auch auf eine angemessene Vertretung der Geschlechter Rücksicht
genommen werden muss. Dies mache Sinn, so Sägesser, denn es sei auch
wissenschaftlich erwiesen, dass gemischte Teams besser arbeiten würden und man
brauche sich nur daran zu erinnern, wie viele Frauen in den Kommissionen
anzutreffen seien, um zu verstehen, dass es diesen Passus brauche. Da auch im
Stadtratsregelement eine ähnliche Formulierung anzutreffen sei (auch die wurde
auf Antrag von Saima Sägesser reingenommen), sei es nur logisch im Wahl – und
Abstimmungsreglement nachzuziehen.
Diego Clavadetscher (FDP) war dem nicht so
abgeneigt, allerdings erkundigte sich nach Sanktionen, denn ohne Konsequenzen
bei der Nichterfüllung, sei diese „Auflage“ sinnlos (also ich hätte da schon
ein paar Sanktionsideen. Zum Beispiel, dass alle rein männlichen Kommissionen
zur Strafe nur im glitzernden Prinzessin Lillifee Kostüm tagen dürfen…). Egal
ob mit oder ohne Sanktionen, Carole Howald (JLL) sprach sich grundsätzlich
gegen derlei Quoten aus. „Frauen schaffen das auch ohne“, zeigte sie sich
überzeugt. Saima Sägesser konterte, dass es sich eben nicht um Quoten handle.
„Sonst hätte ich es reingeschrieben“, erklärte sie.
Lars Schlapbach (SVP, scheint generell nicht
viel mit diesen „Genderfragen“ am Hut zu haben. „Das gehört nicht ins
Reglement“, gab er seine Auffassung kund, schliesslich habe es auch weniger
Frauen im Parlament, da sei es nur logisch, dass es auch weniger weibliche
Kommissionsmitglieder habe (ich kann dieser Argumentation nicht ganz folgen,
weil die meisten Kommissionen ja eben nicht nur aus Parlamentsmitgliedern
bestehen. Möglicherweise wollte er mit seiner Äusserung aber auch einfach nur
unterstreichen, dass generell weniger Frauen in der Politik zu finden sind).
Beatrice Lüthi (FDP) schlug sich vehement auf
die Seite von Saima Sägesser und zerpflückte die üblichen Frauen – müssen –
halt – selber – schauen – dass – sie – besser – vertreten – sind – Standpunkte,
indem sie darauf verweist, dass man auf kleinere Fraktionen auch Rücksicht
nehme, um deren angemessene Vertretung sicherzustellen. „Oder sollen wir in
Zukunft auch sagen, dass kleinere Fraktionen halt grösser werden müssen, wenn
sie besser vertreten sein wollen?“, lautete ihre rhetorische Frage. Die FDP
Frauen und einzelne FDP - Männer schlossen sich der Ratslinken an und somit
konnte sich Saima Sägesser über einen erneuten Erfolg freuen. Ihr Antrag
obsiegte (um es mit Freudigers schönem Juristendeutsch auszudrücken.)
So endete der dritte Akt mit einem
triumphalen Ritt der Walküren und das grosse Finale kündigte sich mit eifrigem
Papierrascheln an.
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