Während ich das letzte Mal
noch fast alleine auf den Zuschauerrängen sass (abgesehen von den Journalisten –
und Journalistinnen. Und Patricia, die irgendwie noch das Kunststück
fertigbrachte, zuzuhören und parallel dazu die Namen verschiedener Knochen zu
lernen) wurde dieses Mal eine solche Menschenflut in den Saal gespült, dass ich
flüchtig dachte, ich hätte mich versehentlich in ein Taylor Swift Konzert
gesetzt (wobei, dafür waren zu wenig Teenies da). Als ich unter den
zahlreichenden Anwesenden meine ehemalige Handarbeitslehrerin ausmachte (ihr
Anblick verpasste mir einen kleinen Schock, weil ich mich mit Grauen an all die
Stunden erinnerte, in denen ich versuchte, Socken zu stricken oder ein T –
Shirt zu nähen. Mit sehr mageren Erfolg, was weniger an ihren, als an meinem
mangelnden Fähigkeiten lag), war klar, um wen es sich beim Publikum
grösstenteils handelte: Die Lehrpersonen von Langenthal marschierten auf, weil
es um die geplante neue IT – im schönsten Englisch salbungsvoll ICT4Kids
genannt – in den Schulhäusern ging.
Stadtratspräsident Patrick
Freudiger (SVP) interpretierte den ungewöhnlichen Menschenauflauf dann auch
gleich als Folge der – wieder einmal – vollgestopften Traktandenliste (klar.
Weil alle ganz scharf darauf sind, sich bis zwölf Uhr nachts ein
Stadtratsprogramm über Kredite, Kunstrasen und Abstimmungsbotschaften reinzuziehen.
Ist schliesslich fast so gut wie ein Tatort…) und machte darauf aufmerksam,
dass das Stadtratsbüro wieder einmal in neuer Besetzung glänzt. Martina Moser
(SP), die Vizestadtpräsidentin war krank. Für sie sprang Paul Bayard (SP) ein.
Ja, bei diesem Tisch geht es momentan wirklich zu, wie im Taubenschlag. Gut
sind bei den Stühlen keine Namen eingraviert, sonst müsste man dauernd neue
Möbel anschleppen.
Neue Möbel brauchen die
Schulen in Langenthal nicht – zumindest nicht alle – aber eine neue IT –
Einrichtung. Denn die, die momentan in den Klassenzimmern beziehungsweise Informatikräumen
zur Verfügung steht, ist hoffnungslos veraltet, von Spinnweben umwuchert, von
Staub bedeckt, unbrauchbar, kaputt…okay, so schlimm ist es nicht. Aber sie ist
nicht mehr zeitgemäss (ach, da werden Erinnerungen wach an den Informatikunterricht,
wo du Solitaire gespielt und auf Facebook rumgehangen bist, statt brav deine
Exceltabelle durchzurechnen. Jaja, damals was ich noch jung und wild…) Deshalb hat
der Gemeinderat ICT4 Kids weiterentwickelt zu ICT4Kids 2.0. Tadamm!
Da aber nun einmal nichts im
Leben gratis ist (schon gar nichts Technologisches. Ausser es wird von Daniel
Düsentrieb hergestellt) muss die Stadt sehr viel Geld investieren. Warum dieses
Geld gut investiert und die Anschaffung einer neuen IT nötig und sinnvoll ist,
dieser Frage stellte sich der Ressortvorsteher, Gemeinderat Matthias Wüthrich
(Grüne). Er legte dar, wie wichtig es ist, die Kinder und Jugendlichen optimal
auf die digitalisierte Zukunft vorzubereiten, auch wenn man noch nicht weiss,
wie diese genau aussieht. „Vielleicht kann auch eine Floristin in Zukunft einen
3D – Drucker für ihr Arrangement gebrauchen“, meinte er. Der Computer würde in
dieser neuen IT – Ausrichtung zur wichtigen Ergänzung des Schulmaterials und
wie das Etui, einfach dazugehören. Mithilfe von Folien zeigte er auf, welche
technischen Hilfsmittel den Schulen zur Verfügung gestellt würden.
Erfreulicherweise soll es neu überall WLAN geben (hoffen wir mal, dass es nicht
die berühmten WLAN – Kabel sind…). Damit werden die Schulen Langenthals
endgültig Teil der technischen Zivilisation. Hurra!
Kosten können unter anderem
dadurch ein wenig eingespart werden, weil man auf Teile der alten Infrastruktur
zurückgreifen kann (wie z.B auf die alten Glasfaserkabel) und der First Level
Support nicht mehr komplett bei der Stadt liegt, wodurch dort Personalaufwand
wegfällt.
Dem Gemeinderat kommt in dem
Geschäft ein Umstand entgegen, den sie nicht beeinflussen konnten: Die Stadt
Bern sorgte in den letzten Wochen für Schlagzeilen, weil sie es fertig gebracht
hat, die IT an ihren Schulen erfolglos zu erneuern (Doch, das System ist super.
Es funktioniert nur nicht, aber eigentlich ist es super). Statt selbst zu
wursteln hat die Stadt Langenthal den Auftrag an eine externe Firma vergeben. Ein
Schritt, der sich nun, nach dem Desaster in Bern, als richtig herausstellte.
Des einen Leid, des andern Freud, könnte man sagen.
Der Rahmenkredit für ICT4Kids 2.0 beläuft sich auf 1‘404‘000
Franken, also eine wirklich stattliche Summe, die in den Jahren 2020 – 2024 investiert
werden wird. Wer die letzten Stadtratssitzungen verfolgt hat, weiss, dass der
Stadtrat sich bei grossen Summen gerne mal etwas schwertut und nicht selten auf
eine zweite Lesung auswich. Nicht aber bei diesem Geschäft. Der Sprecher der
GPK, Diego Clavadetscher, stellte dann, abgesehen von ein paar redaktionellen
Änderungen, keine Anträge (aber es wurde wieder einmal ein falsch gesetztes
Komma bemängelt. Vielleicht schenke ich dem Stadtrat zu Weihnachten ein Buch
mit den Kommaregeln.) Auch die Fraktionssprecher – und Sprecherinnen zeigten sich
von ihrer sanften und nachgiebigen Seite.
Paul Beyeler (EVP) bedauerte
zwar, dass man bei der Wahl der Softwareanbieter auf den Riesen Microsoft zurückgreifen
musste – weil Bern bewiesen hat, dass Open Source an einigen Kinderkrankheiten
leidet – unterstützt im Namen seiner
Fraktion aber trotzdem den Gemeinderat. Ihm schloss sich Diego Clavadescher
(FDP) an, wobei er darauf hinwies, dass die erhöhten Anforderungen des
Lehrplans 21 auch nicht viel Wahlfreiheit lassen, dass der Gemeinderat aber
eine gute, wenn auch keine luxuriöse Lösung gefunden hat.
Sandro Baumgartner (SP)
machte es kurz. Für die SP – Fraktion sei klar, dass sich dadurch die
Attraktivität des Bildungsstandorts Langenthal erhöhe und somit folge sie in
dem Geschäft auch fast einstimmig dem Gemeinderat. Von der anderen Seite des
politischen Spektrums kam ebenfalls keine grosse Gegenwehr. Corinna
Grossenbacher (SVP) erklärte, dass ihre Partei das Geschäft unterstütze, denn
schliesslich sei Bildung ein wichtiges Ziel. Ganz konnte sie sich eine Kritik
an den hohen Kosten dann allerdings nicht verkneifen. Man habe hier die Rolls
Royce Lösung gewählt, merkte sie an und warnte vor einen Kostenexplosion.
Matthias Wüthrich (Grüne),
der als der zuständige Gemeinderat am Ende der Debatte noch einmal Stellung
nehmen konnte, begründete die Wahl von Microsoft Office. „Mir wäre auch wohler,
wenn wir auf Grosskonzerne verzichtet hätten“, sagte er und für einen Moment
schwang ein Hauch von Rebellion und Unabhängigkeit in seiner Stimme mit. Nur,
müsse man sich im Klaren darüber sein,
dass die meisten weiterführenden Schulen und Arbeitgeber mit Office arbeiteten,
weshalb es Sinne mache, die Schüler – und Schülerinnen auch darauf auszubilden.
Ob es nun am Wüthrichs guter
Argumentation lag, an den vielen anwesenden Lehrpersonen (die sich bei einem
negativen Entscheid vielleicht kreischend auf die Stadträte – und Stadträtinnen
gestürzt hätten) oder einfach daran, dass in Zeiten der rasend fortschreitenden
Digitalisierung allen klar geworden ist, dass die Ära der Schreibmaschinen und
Röhrenbildschirmen endgültig vorbei ist oder ob es eine Mischung aus all diesen
Komponenten war: Auf jeden Fall stimmte der Stadtrat dem Beschlussentwurf fast
einstimmig zu und bewilligte damit den notwendigen Kredit.
Der jetzt noch vors Volk
muss. Und damit das sogenannte Volk (das sind wir) auch weiss, was es da genau absegnet
oder eben nicht absegnet, wird immer eine Abstimmungsbotschaft verfasst, die
dann mit dem Wahlmaterial verschickt wird (merkt euch das. Eine solche
Abstimmungsbotschaft sorgte später für einigen Ärger). Bei der Botschaft zu
diesem Geschäft wurden vom Stadtrat noch ein paar Änderungen beantragt.
Unter anderem wurde auf
Anregen von Paul Beyeler (EVP) die Botschaft ergänzt, indem man explizit
festhielt, wer den Auftrag bekommen hat und wieso man sich für diesen Anbieter
entschiedet hat (für die, die es interessiert: Es ist Letec IT Solutions). Ebenfalls auf Antrag
der EVP wurde ein Satz hinzugefügt, der festlegt, was mit den abgegebenen
Geräten nach Ende des Schuljahres passiert (sie werden auf einen Haufen
geschmissen , verbrannt und dann tanzen alle 5G Gegner nackt drumherum…nein,
das war ein Scherz, die Geräte werden von den Schülern abgegeben. Was dann mit
ihnen passiert, ist noch nicht klar definiert.)
Für kurzzeitige Irritation –
zumindest beim Stadtratspräsident – sorgte ein Antrag von Saima Sägesser (SP),
der bei einem Abschnitt auffiel, dass die weibliche Form nicht verwendet wurde.
Sie verlangte deshalb, dass in der gesamten Abstimmungsbotschaft auf eine
gendergerechte Sprache geachtet wird. „Also, soll es dann heissen
Lehrerinnengeräte?“, fragte ein sichtlich verwirrter Patrick Freudiger. Hilfe
kam aus dem Publikum. „Lehrpersonengeräte“, schlug jemand der Anwesenden vor.
Es kann eben auch sehr hilfreich sein, wenn der Saal mit Lehrer – und Lehrerinnen
vollgestopft ist…Saimas Sägessers Antrag kam trotz grammatikalischer
Diskussionen durch. Und hatte nebenbei dafür gesorgt, dass zumindest bei den
darauffolgenden Voten, mehr auf gendergerechte Formulierungen geachtet wurde
(auch wenn sie aus manchem Mund etwas spöttisch klang…)
Als die angepasste Botschaft
verabschiedet wurde, bekam der Stadtrat etwas Seltenes: Applaus. Die
Lehrpersonen waren offensichtlich zufrieden mit der Arbeit des Parlaments und
verliessen den Saal singend und tanzend (okay, ja, das ist etwas übertrieben.
Ich steh halt auf Musicals!).
Nach einem kurzen Intermezzo
der neuen Stadtbaumeisterin Sabine Gresch, die Gelegenheit bekam, sich kurz
vorzustellen, wandte man sich einem neuen Geschäft dazu: Der Fusion von
Langenthal und Obersteckholz. Nach langer Verlobungszeit und Aushandeln der
Aussteuer, liegt nun ein Ehevertrag vor.
Ihre Eminenz, Stadtpräsident
Reto Müller (SP) stellte das Geschäft kurz vor und skizzierte kurz die
Geschichte dieser Eheschliessung. Beide Gemeinden, Obersteckholz und
Langenthal, haben im Vorfeld die Risiken und Chancen abgeklärt. Probleme traten
auf, bei der Frage nach der Wasserversorgung, doch die wurden inzwischen
bereinigt. Der Entwurf des Fusionsvertrag wurde geprüft und die versprochene
Informationsveranstaltung für die Einwohner – und Einwohnerinnen von Langenthal
und Obersteckholz wurde abgehalten. Damit stehe einer Abstimmung nichts mehr im
Wege und der Gemeinderat bitte nun den Stadtrat um Zustimmung, so Reto Müller.
Bernhard Marti (SP) stellte
im Namen der GPK, die formelle Richtigkeit des Geschäfts fest. Der
Geschäftsprüfungskommission war in ihrer fünfstündigen Sitzung (ich glaube, er
hat wirklich fünfstündig gesagt. Wahnsinn oder?) allerdings aufgefallen, dass
im Vertrag nur definiert wird, dass die Obersteckholzer das passive und aktive
Wahlrecht bei der Wahl des Stadtrats und Gemeinderats ausüben können. Nicht
erwähnt wird aber die Stapiwahl. Die GPK vermutete dabei einen
Unterlassungsfehler, keine Absicht. Schliesslich macht es ja keinen Sinn, die
Obersteckholzer bei der Wahl des Stapis auszuschliessen. Ist ja auch ihr Papi…Stapi
mein ich.
Stadtpräsident Reto Müller bestätigte
die Vermutung der GPK. Man hatte einfach vergessen die Wahl des Stadtpräsidiums
ebenfalls reinzuschreiben. „Natürlich, wir könnten jetzt sagen, dass die Wahl
des Gemeinderats, den Stapi miteinschliesst“, interpretierte Müller und
erklärte, dass allfällige Änderungen am Vertrag, dem Gemeinderat Obersteckholz
vorgelegt werden müssten, wenn man sich jetzt dafür entscheidet, den Vertrag
abzuändern.
Als würden im Stadtrat nicht
schon genug Juristen – und Juristinnen rumrennen, kam wieder ein externer
Experte zum Zug. An diesem Abend war das Martin Buchli, der ausführte, dass es
aus streng juristischer Sicht schon einen Unterschied zwischen Stapi – und Gemeindewahlen
gebe. Die Definition sei aber schlicht vergessen worden. Er plädierte dafür,
den Text entsprechend zu ändern, weil Auslegungssachen à la „in –
Gemeinderatswahlen – sind – Stapiwahlen – irgendwie – auch – inbegriffen, immer
heikel wären. Klar, die Dokumente seien ausgehandelt, so Buchli, aber die
Oberstockholzer würden sich wohl kaum dagegen wehren, wenn sie den Stapi
ebenfalls wählen können.
„Tja, ist eben schon
scheisse, wenn man nicht weiss, ob man nun mitgemeint ist oder nicht, hm?“,
bemerkte Beatrice Lüthi (FDP) spitz, in Anspielung auf die immer wiederkehrende
Debatte, ob mit der männlichen Form die weibliche Form nun mitgemeint ist oder
nicht. „Und übrigens gibt es auch Juristinnen, nicht nur Juristen hier, Herr
Buchli“, setzte sie hinzu.
Wonder Woman hat gesprochen,
sag ich da nur.
Nach dem kurzen Ausflug in
feministische Gefilde ging es dann wieder um die Frage: Ändern oder nicht
ändern? Der Stadtrat entschied sich schliesslich für ersteres: Die besagte
Textstelle wird mit der Wahl des Stadtpräsidiums ergänzt. Der Gemeinderat
Obersteckholz wird über die Mutationen brieflich in Kenntnis gesetzt werden.
Nachdem diese Unsicherheit
ausgeräumt war, stimmte der Stadtrat dem Fusionsvertrag zu und beauftragte das
Stadtratsbüro mit dem Anpassen der Abstimmungsbotschaft. Auch dieser Entscheid
wurde beklatscht, dieses Mal von den anwesenden Obersteckholzern
(möglicherweise dachten die auch nach dem Klatschen der Lehrpersonen, in
Langenthal müsse man erst applaudieren, bevor ein Beschluss rechtskräftig
wird).
Und täglich grüsst das
Personalreglement, dachte ich seufzend beim Traktandum 3. Nachdem in der ersten
Lesung des Personalreglements viele Änderungsanträge eingegangen waren (und
lange und ausgiebig darüber debattiert wurde), startete man nun in die zweite
Lesung. Mir schwante schon Übles und ich machte mich innerlich auf eine weitere
zähe juristische Diskussion gefasst, als Reto Müller im Namen des Gemeinderates
verkündete, dass sie alle
Änderungsvorschläge des Stadtrates übernommen haben und keine Gegenanträge mehr
stellen werden.
Das beschleunigte das
Geschäft natürlich erheblich. Zwar wurden noch ein paar Anpassungen
vorgenommen, allerdings nichts Dramatisches, zumal auch die Parteien darauf
verzichteten, ihre Änderungsvorschläge, die in der ersten Lesung bereits
abgeschmettert wurden, noch einmal aufs Tapet zu bringen. Vielleicht hatten sie
ein Einsehen mit mir. Oder Hunger. Oder einfach auch keine Lust, alles noch
einmal durchzukauen. Dem entsprechend abgeänderten Personalreglement wurde
zugestimmt.
Damit hat Langenthal jetzt
offiziell ein zeitgemässes Personalreglement! Champagner für alle!
Nach einer kurzen
Essenspause, in der sich die Stadträte – und Stadträtinnen stärken konnten,
ging es sportlich weiter. Also, nicht, weil der Stadtrat plötzlich um den Tisch
gejoggt wäre oder eine Yogasession eingelegt hätte, sondern weil das nächste
Geschäft sich um Sport drehte. Um genauer zu sein: Es ging um das neue
Kunstrasenfeld für den FC Langenthal.
Sportministerin Helena
Morgenthaler (SVP) umriss in kurzen Worten, dass schon bei der Sanierung des
Stadion Hards ein Kunstrasenfeld angedacht war, man aber aufgrund der hohen
Kosten schlussendlich darauf verzichtet hatte. Im März 2017 folgte dann die
Motion von Roland Loser, Pascal Dietrich und Urs Zurlinden, die die Einfühung
eines Kunstrasenfelds forderte. Das deckte sich mit dem FC Langenthal, der sich
ein Kunstrasenfeld in der Rankmatte wünschte, eine Investition, die sich der
Club mit eigenen Mitteln, nicht leisten kann, weshalb er auf die Hilfe der
Stadt angewiesen ist. Helena Morgenthaler betonte die Leistungen des FC
Langenthals, der schliesslich auch mal den Sozialpreis der Stadt entgegen
nehmen durfte, etwa 500 Mitglieder zählt und 17 Juniorteams trainiert. Zudem
sei es ein Verein mit Tradition, schob Gemeinderätin Morgenthaler hinterher.
Das Kunstrasenfeld würde ausserdem noch anderen Vereinen und Clubs zugänglich
gemacht werden. Und es würde die in Langenthal übermässig genutzten Turnhallen
entlasten.
Der Stadtrat musste nun den
Kredit bewilligen. Aber eben nicht nur. Ebenfalls in der Vorlage enthalten sind
der Darlehensvertrag und die Leistungsvereinbarung der Stadt mit dem FC
Langenthal. Das ist, laut einigen Stadträten, ungewöhnlich und wirft die Frage
auf, ob Verträge in den Stadtrat gehören. Denn nach dieser Logik, müsste nun
auch jede Vertragsänderung wieder durch das Parlament. Paul Beyeler stellte im
Namen der GPK zudem fest, dass beim Darlehensvertrag nicht ein Kaufrecht,
sondern ein Vorkaufsrecht beschrieben wird.
Aber nicht nur das ist
problematisch. Im Darlehensvertrag hat sich ein weiterer Fehler eingeschlichen.
Er wurde auf 40 Jahre festgelegt. Ein Vorkaufsrecht kann jedoch nur für 25
Jahre festgelegt und maximal um 10 Jahre verlängert werden. Da fehlen also fünf
Jahre. Diego Clavadetscher (FDP) forderte deshalb in einem Änderungsantrag eine
entsprechende Anpassung.
Daraus ergaben sich jedoch
andere juristische Schwierigkeiten. Ein solcher Antrag ist ein
Rückweisungsantrag, entschied das Stadtratsbüro und sei auch als solcher zu
behandeln. Diego Clavadetschers Argumentation, dass dem Stadtrat die
Möglichkeit gegeben werden muss, diese juristische Scharte auszumerzen, ohne
dass sie eine weitere Verzögerung in Kauf nehmen müssen. Denn ein Rückweisungsantrag
würde bedeuten, dass es nicht zur Abstimmung kommt.
Das war dann wohl der
ausschlaggebende Punkt, wieso der Stadtrat sich über diesen Fehler im Vertrag
hinwegsetzte. „Es ist wichtig, dass wir endlich den Nagel einschlagen. Wir
müssen mal etwas durch den Stadtrat bringen!“, forderte Roland Loser (SP) und
traf damit, wahrscheinlich einen Nerv. Nach einer Legislatur voller
juristischer Debatten, zweiten Lesungen und Fehlern, wo eigentlich keine Fehler
hätten passieren dürfen, hatten viele Stadträte – und Stadträtinnen wohl
einfach keine Lust, noch einmal eine zweite Runde bei einem Geschäft zu drehen.
Man kann es ihnen nicht verdenken. Roland Loser konnte den Nagel auf jeden Fall
einschlagen. Dem Beschlussentwurf wurde zugestimmt und Helena Morgenthaler sah
für einen Moment so aus wie eine Katze, die gerade Milch geklaut hat: Rundum zufrieden
mit sich selbst.
Weniger zufrieden waren
manche Stadträte mit der Abstimmungsbotschaft zum Referendum gegen die Erhöhung
des städtischen Beitrags an die Eismiete des SCL Nachwuchs. Wir erinnern uns:
Der Stadtrat hat sich nach einer langen, emotionalen Debatte für die Erhöhung des
Betrags ausgesprochen – allerdings relativ knapp. Daraufhin wurde das
Referendum ergriffen. Und deshalb wird nun das Volk entscheiden können.
Urs Zurlinden (FDP) störte
sich daran, dass dem Referendumskomitee so viel Platz für ihre Argumentation
gegen die Erhöhung des Beitrags an die Eismiete eingeräumt wird und um das zu
korrigieren, hat er gleich selbst den Rotstift hervorgeholt und den Text des
Referendumskomitees zusammengekürzt. In seinem Votum liess er dann seinem
Missmut über das Referendum freien Lauf. Zwar sei es ein demokratisches Recht,
das Referendum zu ergreifen, aber es dränge sich schon der Verdacht auf, dass
die andersdenkende Minderheit im Stadtrat einfach schlechte Verlierer seien. Er
stellte den Antrag, seinen zusammengekürzten Text, statt des Originaltextes in
die Abstimmungsbotschaft zu übernehmen.
Auf wenig Liebe stiess er
mit diesem Vortrag bei Parteikollegin Beatrice Lüthi, die klar machte, dass
jede Seite das Recht habe, im Abstimmungsbüchlein zu argumentieren – egal wie
sinnvoll oder nicht sinnvoll die Argumente nun sind. Zudem sei es delikat,
einem Referendumskomitee Worte in den Mund zu legen und das ganze Vorgehen
grenze an Zensur.
Diego Clavadetscher –
ebenfalls FDP – verteidigte als Mitglied des Referendumskomitees die
Argumentation in der Abstimmungsbotschaft. Schliesslich hätten sie nur das
geliefert, was gefordert worden war, ohne zu wissen, was sonst noch in der
Abstimmungsbotschaft stünde. Den Text empfinde er zudem als korrekt. Im
Interesse der Demokratie bitte er darum den Stadtrat, den Antrag von Zurlinden
abzulehnen.
Pascal Dietrich wiederum
(der übrigens auch in der FDP ist. Eigentlich könnten wir diese Episode
Schlacht in der FDP nennen), holte gar das Gesetzesbuch hervor, um die
Argumentation von Beatrice Lüthi zu zerpflücken (im ersten Moment dachte ich
ja, er blättert in der Bibel. Wenn’s um den SCL geht, wundert mich gar nichts
mehr im Stadtrat…). „Es gibt keinen verfassungsrechtlichen Grundsatz, der
Selbstdarstellung in Abstimmungsbotschaften garantiert“, trumpfte Dietrich auf
und überhaupt, sei die Argumentation nicht verändert, sondern nur gekürzt
wurden. Und, die Spielregeln würden schliesslich vom Stadtrat gemacht werden (L’état,
c’est moi!).
Unerwartete Schützenhilfe
für Clavadetscher kam von Roland Loser (SP), dessen Herz bekanntlich für den
SCL schlägt. Er riet davon ab, den Antrag von Urs Zurlinden anzunehmen und plädierte
dafür, den Kampf gegen das Referendumskomitee sportlich aufzunehmen. Die
Mehrheit des Stadtrates sah das offenbar ähnlich. Der Antrag wurde deutlich
abgelehnt.
(Hier erlaube ich mir einen
Lama – Einschub: Zum Glück hat der Stadtrat so entschieden, alles andere, wäre
im höchsten Masse undemokratisch und ungeschickt gewesen. Es geht ganz sicher
nicht, dass ein Befürworter der Vorlage, bei den Argumenten des Gegners
rumkürzt, weil er ihnen – Zitat - den Platz nicht gönnt. Und kürzen ist auch
ändern. Es lässt aber tief blicken, dass
wieder einmal beim Thema SCL versucht wird, die demokratischen Instrumente so
zu beugen, wie es einem in den Kram passt).
Mehr Erfolg hatte Pascal
Dietrich mit seinem eigenen Antrag. Er forderte, dass in der
Abstimmungsbotschaft klar aufgezeigt wird, welche Folgen es hätte, wenn die
Stadt ihren Beitrag an die Eismiete nicht erhöht. Die Juniorenabteilung müsste
wohlmöglich verkleinert werden und im schlimmsten Falle müsse man einzelne
Mannschaften auflösen. Die Mehrheit des Stadtrates stimmte diesen Antrag zu.
Beim Traktandum 6 durften
wir uns dann Fotos von Bodenbelägen, Lampen und Rollläden ansehen, die schon
einige Jahre zu viel auf dem Buckel haben. Das Schulhaus Elzmatte braucht eine
Sanierung und das bezweifelte auch niemand. Dem Geschäft wird zugestimmt.
Auch beim nächsten
Traktandum ging es um das Schulhaus Elzmatt. Allerdings nicht um die Böden,
sondern um die Verkehrsführung, die dort, gelinde ausgedrückt, nicht optimal
ist. Um genau zu sein: Dort ist es für die Schulkinder saugefährlich, weil kein
Trottoir vorhanden ist, Busse rumkurven und Elterntaxis sich die nicht
vorhandene Klinke in die Hand drücken. Daraus entstanden ist eine Motion, die
mehr Verkehrssicherheit in diesem Stadtabschnitt fordert.
Wenig überraschend steht der
Gemeinderat diesem Anliegen positiv gegenüber. Und auch im Stadtrat war man
sich einig, dass sich diese Situation unbedingt bessern müsse. Pascal Dietrich
(FDP) meinte allerdings, dass der Schlüssel zur Lösung des Problems bei den
Elterntaxis läge. Immer mehr Eltern bringen ihre Sprösslinge zur Schule, was
dazu führt, dass es bei den Schulzentren manchmal eher aussieht wie ein Verkehrsübungsplatz
als wie ein Schulhof. Nur, wird es wahrscheinlich schwer werden, die Eltern
dazu zu bringen, diese Taxifahrten aufzugeben. Und es ist ein Teufelskreis. Je
unsicherer der Schulweg, desto mehr Eltern bringen ihre Kinder zur Schule, was
den Schulweg noch gefährlicher macht, weshalb noch mehr Eltern…ihr versteht was
ich meine.
Motionärin Franziska Zaugg –
Streuli (FDP) brachte es schliesslich mit ihrem Votum auf den Punkt. „Wir haben
eben über die Sanierung von Rollläden, Böden und Lampen im Elzmatt gesprochen.
Ich wäre froh, wenn unsere Kinder dort behütet abkommen.“ Recht hat sie. Wenn sie platt gefahren sind, nützt den
Kindern die gute Infrastruktur des Schulhauses auch nichts. Der Stadtrat
gewichtete die Sicherheit der Kinder auf jeden Fall hoch und erklärte die
Motion als erheblich.
Ein Postulat aus den Reihen
der Grünen und Roten beschäftigte sich mit der Frage nach Mehrweggeschirr und
schlug vor, dass die Stadt gemeinsam mit der Stiftung WBM ein Konzept
erarbeitet. Dies wäre, so Serge Wüthrich von den Grünen, ökologischer. Zudem
sei die WBM auf so niederschwellige Arbeiten angewiesen und wenn man z. B die
Mehrwegbecher mit Bildern von regionalen Künstlern verschönern würde, hätte man
auch noch Werbung. Die sympathische Idee fand im Stadtrat nur wenig Gehör. Das
Postulat wurde als nicht erheblich
erklärt. Der Gemeinderat argumentierte, dass man sich noch nicht auf einen
festen Anbieter festlegen wolle, da es unterschiedliche Anlässe mit
unterschiedlichen Bedürfnissen geben werde. Der freie Markt solle zudem spielen
können.
Die folgenden Interpellationen
stammten von Pascal Dietrich, der offenbar ein Herz für Busse hat (Busse im
Sinn von Brumm, Brumm, nicht Busse im katholischen Sinn). Mit einer
Interpellation hatte er Erfolg. Die Haltestelle an der Blumenstrasse wird nicht
aufgehoben. Die andere betraf die Umleitungen, die nötig sind, wenn das
Stadtzentrum blockiert ist. Da konnte der Gemeinderat keine Lösung
präsentieren.
Und damit war man dann am Ende
der Monstersitzung angelangt. Zumindest fast, denn es gab noch zwei
Verabschiedungen. Daniel Schick und Daniel Steiner – Brütsch gaben ihren
Austritt aus dem Rat bekannt. Patrick Freudiger ehrte Daniel Schick als
stillen, überlegten Schaffer, der sich für die Belange der KMU einsetzte.
Daniel Steiner – Brütscher hob er hervor als einen, der den Stadtrat geprägt
hat und Spuren hinterlassen wird. Mit ihm verliert der Stadtrat quasi ein Stück
des Inventars.
Und ich einen zuverlässigen Best – of Lieferant.
Und ich einen zuverlässigen Best – of Lieferant.
Verdammt.
Best of
„Zumal
Juristen ja sowieso nicht rechnen können.“ Nun, Stadtratspräsident Patrick
Freudiger (SVP), vielleicht können es ja Juristinnen?
„Unsere Informatikräume, die
zurzeit hauptsächlich für den Französischunterricht genutzt werden.“ Matthias
Wüthrich (Grüne). Naja so lange sie nicht für den Schwimmunterricht genutzt
werden geht’s ja noch. Wobei: Surfen würde ja auch so funktionieren. Sogar ohne
WLAN.
„Er ist so speditiv, dass er
nicht einmal ein Mikrofon braucht.“ Patrick Freudiger bewundert das
Stimmvolumen von Diego Clavadetscher (FDP), der seine Anträge einfach mal in
den Saal trompetet. So geht’s auch.
„Es geht hier in allen Teilen und Belangen
gesitteter zu, als in der Stadt Bern!“ Patrick Freudiger heisst die neue
Stadtbaumeisterin willkommen und kann sich einen Seitenhieb auf den grossen
Bruder Bern nicht verkneifen.
„Ich bin zum Glück kein
Jurist!“ Wahrscheinlich auch ein Glück für die FDP, Robert Kummer. FDP). Noch
einer, der in der Fraktion, das Gesetzbuch anders auslegt, wäre wahrscheinlich
echt einer zu viel.
„Wenn man schon allen
Kindern I – Pads in die Finger drückt, sollen sie sich auch bewegen.“ Janosch
Fankhauser (SVP) über die Erhöhung des Beitrags an die Eismiete des SCLs. Das Dumme
ist nur: Die meisten Jugendlichen können sich heute bewegen und gleichzeitig
auf einen Bildschirm starren…
„Also, alle machen
Handzeichen aber niemand will sich äussern.“ Patrick Freudiger nervt sich über
Stadträte, die sich zwischendurch als Verkehrspolizisten betätigen.
„Das ist so ein dummer Satz!“
Der Freund des schönen Wortes, Urs Zurlinden (FDP)
„Ich hoffe, ihr habt alles
verstanden. Ich hatte am Gymer altgriechisch und kein Englisch.“ Beatrice Lüthi
bringt internationales Flair in den Stadtrat.
„Ich gehe mit Beatrice in
einem einig: Ich hatte auch altgriechisch am Gymnasium. Aber dann hören die
Gemeinsamkeiten auf!“ Urs Zurlinden (FDP). Immerhin. Dann können sie die
Diskussion ja auf Altgriechisch weiterführen.
„Der Ratspräsident hat
verhindert, dass ich meine Notizen hole!“ Pascal Dietrich (FDP) wird von seinen
Notizen ferngehalten und zum Bleiben am Rednerpult verdonnert. Hoffentlich
durfte er inzwischen seinen Platz verlassen.
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