Langenthaler*innen erkennt man daran, dass
sie in Restaurants gerne das Geschirr umdrehen, um zu prüfen, ob es vielleicht
aus „ihrer“ Fabrik stammt. Und das, obwohl die ruhmreichen Zeiten der
Porzellanfabrik schon lange vorbei sind. 1906 gegründet, war die Porzi lange
Zeit das industrielle Herzstück von Langenthal. Schleppend, aber unaufhörlich
begann dann in den 90er Jahren der Niedergang. 2003 wurde schliesslich die
ganze Fabrik nach Tschechien verkauft, die Produktion in Langenthal
eingestellt. Eine Geschichte, wie aus einem Roman von Thomas Mann.
Die bewegte Vergangenheit des Areals ist
nicht nur historisch interessant, sie ist auch mit ein Grund dafür, dass viele Einwohner*innen an ihrer Porzi hängen.
Sie wollen mitreden, wenn es um die Zukunft des Porziareals geht. Wie diese
Zukunft aussehen soll: Darüber wird seit längerer Zeit gestritten. Denn
Haupteigentümer und Zwischennutzende haben eine sehr unterschiedliche
Auffassung darüber, wie es mit der Porzi weitergehen soll. Doch wie kam es zu
diesem Konflikt? Ein Versuch, die neuere Geschichte des Areals der Reihe nach
zu erzählen.
2001 siedelte sich die erste Zwischennutzerin
auf dem Areal an. Da lag die Porzellanfabrik schon in den letzten Zügen. Nach
der endgültigen Schliessung der Fabrik, liessen sich auch andere Zwischennutzer
nieder. Tanzstudios, Schreinereien, Grafikbüros – die Mischung ist bunt.
Religionsgemeinschaften, Werkende, Kreative fanden ein Zuhause. Freilich nur
für ihre Tätigkeiten. Das Areal liegt in einer sogenannten Arbeitszone. Wohnen
ist hier nicht vorgesehen. Diese Zwischennutzenden sind Mieter und Untermieter.
Ein Grossteil der Arealfläche gehörte nach
der Stilllegung der Fabrik einer spanischen Investorengruppe. Zu dieser Fläche
zählten unter anderem die Ofenhalle, die Pförtnervilla, das Wohlfahrtsgebäude,
das Ursprungsgebäude und das Verwaltungsgebäude. Die Spanier zeigten wenig
Interesse daran, das Areal weiter zu entwickeln. Die fehlenden Investitionen
rächen sich inzwischen. Die Gebäude sind dringend sanierungsbedürftig.
Die Stadt dagegen hatte die Zukunft des
Areals jedoch durchaus im Blick. 2012 gab Langenthal einen Grundlagenbericht
bei Lohner und Partner in Thun in Auftrag. Dieser konstatiert, dass auf dem
Areal durchaus auch Wohn -, Verkaufs – und Freizeitnutzungen denkbar seien,
kommt aber zum Schluss, dass Langenthal bereits über grosse Baulandreserven für
Wohnnutzungen verfüge. Für die zukünftige Entwicklung des Areals sieht der
Bericht daher eine Variante mit reiner Arbeits-und Freizeitnutzung vor,
vielleicht noch ergänzt durch Gastronomie.
2014 legte der Gemeinderat schliesslich den
„Nutzungsmix“ fest. Dieser sieht vor, dass das zukünftige Areal zu 40 Prozent
aus Wohnen, zu 40 Prozent aus Arbeit und zu 20 Prozent aus Verkauf bestehen
soll. Eine Definition, die später Folgen haben wird.
Zwei Jahre später wurde der Verein
PorziAreal gegründet, mit der Absicht,
dem Areal mehr Leben einzuhauchen. Mitglied im Verein sind einige
Zwischennutzer*innen, die sich um die Zukunft der Porzi Gedanken machen,
grösstenteils sind es aber engagierte Langenthaler*innen, die ein historisches
Interesse am Areal haben oder sich auf politischer Ebene für die Porzi
einsetzen wollen. Menschen, denen die Porzi am Herzen liegt. Und daher wachsam
die weiteren Entwicklungen im Auge behalten.
2017 wurde bekannt, dass es tatsächlich einen
neuen Eigentümer gibt: Ducksch Anliker hatte die Nachfolge der spanischen
Investorengruppe angetreten. Damit kehrte die Porzi quasi wieder in den Schoss
der Heimat zurück, denn Ducksch Anliker ist ein Langenthaler Architekturbüro
und wird von Stephan Anliker geleitet. Eine Persönlichkeit im Oberaargau. Einst
errang er selbst sportliche Triumphe im Spitzensport. Später wurde er Präsident
des SC Langenthal. Dessen grosse Erfolge in den letzten Jahren, werden auch
seinem Management zugeschrieben. Seine Präsidentschaft bei GC war dagegen ein
Schlag ins Wasser. Das berührt in Langenthal jedoch kaum jemanden. Stephan Anliker
ist ein einflussreicher Mann im Oberaargau.
Der schwierigen Verflechtung aus
Denkmalschutz, Kantonalen Vorgaben, städtischer Mitsprache und aktueller
Zwischennutzung, ist sich Anliker von Anfang an bewusst. Gerade der letzte Punkt ist heikel. Anliker will das
Areal nicht einfach nur sanieren oder erneuern. Er will es umgestalten. Das
wird Konsequenzen haben für die aktuellen Nutzenden. Momentan sind die Mieten
sehr niedrig. Wird das Areal aufgewertet, werden die Preise steigen. Manch
einer wird sich die Porzi dann nicht mehr leisten können. Das beherbergte
natürlich Konfliktpotential.
Ebenfalls im Jahr 2017 initiierte der
Porziverein das Pozikafi ein öffentlich
durchgeführter Anlass, bei dem Nutzer*innen, aber auch generell Interessierte,
sich austauschen konnten. Der Porziverein lud auch Ducksch – Anliker dazu ein.
Diese sahen in dieser Zusammenkunft die Chance, eine Umfrage durchzuführen. Die
Teilnehmenden an diesem Workshop füllten ausführliche Fragebögen aus und gaben
Auskunft über ihre Zukunftsvision, ihre Bedürfnisse und Wünsche. Mit dem Porzi
– Verein hatte Ducksch Anliker vereinbart, dass die Ergebnisse dieser
Fragebögen in weiteren Porzikafis besprochen werden würde. Das ist nie
geschehen. Das erste Porzikafi war zugleich das letzte Porzikafi, obwohl
Ducksch – Anliker versichert hatte, dass weitere stattfinden sollen. Die erste
Saat des Misstrauens war gesät.
Parallel dazu war die grosse Testplanung
angelaufen. Diese war von der Stadt verlangt worden. Eine Testplanung soll das
Potential des Areals ausloten und am Ende eine Vision präsentieren, auf die
anschliessend hingearbeitet werden soll. Aktiv mitreden bei dieser Testplanung,
durften, neben der Stadt und dem Denkmalschutz, diejenigen, die ebenfalls
Eigentum auf dem Porzi – Areal besitzen, sofern sie einen gewissen finanziellen
Beitrag leisteten – denn Testplanungen sind schliesslich nicht gratis. Die
Vertreter des Porzi – Vereins waren bei den Gesprächen zwar anwesend, durften
sich allerdings nicht äussern. Ende 2018 war die Testplanung dann abgeschlossen.
Bevor die Ergebnisse der Öffentlichkeit
präsentiert wurden, geschah Anfang 2019 etwas, was das Scheinwerferlicht erneut
auf die Porzi warf: Langenthal bekam den Wakkerpreis verliehen. Als Grund wird
unter anderem der sorgsame Umgang mit dem industriellen Erbe angegeben – damit
ist auch die Porzi gemeint. Das ist insofern spannend, weil zur Zeitpunkt der
Vergabe des Preises ja noch gar nicht offiziell feststand, in welche Richtung
sich dieses industrielle Erbe entwickeln würde. Der Transformationsprozess war
ja erst in der Planungsphase, die Ergebnisse der Testplanung noch nicht
öffentlich. Man ist versucht, zumindest
in Bezug auf die Porzi, von Vorschusslorbeeren zu reden, die das Ringen um die
Zukunft der Porzi, noch einmal verkomplizierten.
Kurz nach der unerwarteten Auszeichnung mit
dem Wakkerpreis, verkündete Enrico Slongo, der Stadtbaumeister, seinen Weggang
aus Langenthal. Unter ihm war es in Sachen Porzi zu einer Wendung gekommen.
Sein Vorgänger, Urs Affolter, hatte noch den Grundlagenbericht 2012 in Auftrag
gegeben, der sich für eine sanfte Renovierung und einer rein gewerbliche
Nutzung ausspricht. Unter Slongo geriet der jedoch immer mehr in Vergessenheit
und wurde zunehmend verdrängt von ehrgeizigeren Konzepten. Die Testplanung ist
zum Teil auch Slongos Vermächtnis.
Im Februar 2019 wurde die Testplanung
schliesslich veröffentlicht. Die Kritik daran liess nicht lange auf sich
warten. Viele stiessen sich daran, dass bei der Testplanung die ganze Porzi
miteinbezogen wurde – also auch Grundstücke, die gar nicht Ducksch Anliker
gehören. Als Affront, empfinden das die Eigentümer*innen, denn schliesslich
werden sie ungefragt, in eine Vision eingebettet, die sie selbst womöglich gar
nicht teilen. Man bemühte sich, die Wogen zu glätten. Die Testplanung richte
sich nach dem Siedlungsrichtplan, der das ganze Porzi Areal umfasse, liess
Ducksch Anliker verlauten, zudem zeige man lediglich Möglichkeiten auf, niemand
müsse sein Gebiet entwickeln, wenn er das nicht wünsche. Doch das Misstrauen
war erneut geweckt worden.
Auch die Testplanung selbst wurde mit
gemischten Gefühlen aufgenommen, denn geht es nach dieser, stehen der Porzi
einschneidende Veränderungen bevor. Die Porzi soll sich zu einem urbanen
Stadtteil entwickeln, einem Subzentrum, wie die Langenthaler*innen es vom
Bäregg – Quartier kennen. Dafür muss das Areal geöffnet werden und eine
Durchwegung stattfinden. Es soll dem öffentlichen Verkehr zugänglich gemacht
werden. Die BLS Haltestelle soll in die Mitte des Areals verschoben werden.
Wohnungen sollen entstehen. Tiefgaragen angelegt werden. Und Hochhäuser gebaut
werden. Geplant sind deren fünf. Die Gebäude, die als erhaltenswert eingestuft
wurden – darunter die Direktorenvilla, die Ofenhalle und das Wohlfahrtsgebäude
– werden nach wie vor Teil des Areals sein. Rund die Hälfte der jetzigen
Gebäude wird verschwinden, darunter – als einer der ersten Gebäude – die
Elektrotunnelofenhalle.
Präsentiert wurde die Testplanung im Spanier. Ein Lokal, das nur wenig Platz für Publikum bietet. Auch,
dass im Vorfeld eher zaghaft auf den Informationsanlass hingewiesen worden war,
sorgte für Unmut. Der Verdacht drängte sich auf, dass Ducksch Anliker sich
möglichst wenig unangenehmen Fragen stellen wollte und deshalb darauf abzielte,
keine allzu grosse Menschenmenge zuzulassen.
An diesem
Abend war die Stimmung aufgeheizt. Besonders die geplanten Hochhäuser
stiessen vielen sauer auf. Wofür braucht es denn Hochhäuser, in einer Stadt, in
der der Leerwohnungsbestand relativ hoch ist? Wieso soll sich die Porzi, die
vielen in ihrer jetzigen Nutzungsweise ans Herz gewachsen ist, in ein
Subzentrum weiter entwickeln? Ja, warum eigentlich? Um diese Frage zu
beantworten, muss man wissen, dass die Vision eines Subzentrums im Süden,
keineswegs die Idee von Ducksch Anliker war. Die Bestrebungen, das Porziareal
zu einem hippen, urbanen Quartier zu machen, haben schon viel früher ihren
Ursprung.
Bereits im Agglomerationsprogramm der dritten
Generation vom Juni 2016 wird das Porzi
- Areal als zukünftiger Kern von Langenthal Süd definiert. Im
vielzitierten Siedlungsrichtplan, lanciert im Jahr 2014, genehmigt im Jahr
2017, wird es noch konkreter. Hier ist zu lesen, dass die Porzi sich zu einem
Subzentrum entwickeln soll und eine Öffnung des Areals für Wohn – und
Freizeitnutzungen vorgesehen ist. Zudem wird die Porzi als potentieller
Standort für Hochhäuser definiert. 2018 folgte dann das konkrete
Hochhauskonzept, das zum Schluss kommt: Die Porzi eignet sich als Standort für
Hochhäuser.
Der Gemeinderat, damals noch unter der
Führung von Thomas Rufener (SVP) hat also bereits 2014 eine Marschrichtung
festgelegt. Die ehrgeizigen Zukunftspläne für die Porzi bestehen seit Jahren,
sie sind nicht das zufällige Produkt einer Testplanung. Damals, als bekannt
worden war, dass Ducksch Anliker neuer Haupteigentümer auf dem Areal ist,
behauptete Enrico Slongo, das Architekturbüro sei der einzige Bewerber gewesen,
der dem Nutzungsmix zugestimmt hatte. Das entsprach nicht den Tatsachen. Es gab
noch einen anderen Bewerber, der ebenfalls bereit war, die vom Gemeinderat
gewünschte Nutzmischung umzusetzen: Die Stiftung Abendrot, eine Pensionskasse,
die allerdings eher eine sanfte Renovierung anstrebte. Aber diese Form der
Entwicklung kam für die Stadt ja gar nicht in Frage. Noch in einem
Zeitungsartikel vom 13. Juli 2017 machte Enrico Slongo die Absicht der Stadt
deutlich, im Porzi – Areal einen zusätzlichen Hotspot zu errichten. Das legt den Schluss nahe, dass Ducksch
Anliker nicht deshalb den Zuschlag
bekommen hat, weil er als Einziger dem Nutzungsmix zugestimmt hat, sondern weil
er derjenige Bewerber war, der bereit war, die Vision der Stadt umzusetzen. Ein
Grund wieso die Stadt hartnäckig an dieser Zukunftsentwicklung festhält ist das
kantonale Raumplangesetz, das eine Verdichtung innerhalb der Städte vorsieht.
Hochhäuser sind ein möglicher Weg, diese Verdichtung zu erreichen.
Ducksch
Anliker beruft sich in der Testplanung dann auch auf diese Vorgaben.
Trotz der städtischen Rückendeckung bekamen sie bei der Präsentation deutlichen
Widerstand zu spüren. Insbesondere die anwesenden Zwischennutzer*innen zeigten
eine deutliche Skepsis gegenüber dieser „neuen“ Porzi. Kündigungen wurden
befürchtet. Ducksch Anliker bestritt,
dass solche geplant seien. Doch noch während Ducksch Anliker dies behauptete, waren die ersten
Kündigungen schon unterwegs. Schlechtes Timing oder kommunikatives
Missverständnis: Das Vertrauen der Mieter*innen in die Plangemeinschaft
bröckelte aufgrund dieser Fehlinformation weiter.
Kurze Zeit später wurde klar, wieso diese
Kündigungen nötig geworden waren. Grund dafür war die geplante Verschiebung der
Bahnhaltestelle Süd in die Mitte des Areals. Da die BLS zu der Zeit ohnehin mit
Sanierungen entlang der Bahnlinien beschäftigt war, wollte Ducksch Anliker diese Zeit nutzen, um bereits mit den
ersten Abbrüchen auf dem Areal zu beginnen
Ein Vorgehen, das von der Presse, von den Zwischennutzer*innen, sowie
dem Porziverein als undemokratisch wahrgenommen wurde, denn hätte man die Haltestelle
zu diesem Zeitpunkt bereits in die Mitte des Areals gezügelt, hätte man einen
wesentlichen Teil der Testplanung bereits umgesetzt, bevor diese überhaupt
demokratisch legitimiert wurde. Die Stadt pfiff Ducksch Anliker zurück.
Stadtpräsident Reto Müller (SP) machte in einem Interview deutlich, dass der
Gemeinderat keine Abbruchbewilligungen erteilen werde, solange die
grundeigentümerverbindliche Regelung nicht geklärt sei.
Der Standort der Südhaltestelle gibt auch
deshalb zu reden, weil nicht klar ist, wie notwendig die Verschiebung überhaupt
ist. Fest steht, dass die Haltestelle im aktuellen Zustand nicht
behindertengerecht ist und deshalb umgebaut werden muss. Ursprünglich hiess es
vonseiten der BLS, dass dies auch am jetzigen Standort möglich sei. Später,
nach einem Gespräch zwischen BLS, Anliker und Stadt, wurde kommuniziert, dass
die Haltestelle verschoben werden muss, um die notwendigen Umbauten vornehmen
zu können. Doch der öffentliche Druck zeigte Wirkung: Ducksch Anliker zog im
August 2019 die Kündigungen wieder zurück. Die Abbruchpläne fielen – zumindest
vorerst - ins Wasser.
Im Januar 2020 wurde von der Stadt ein
Mitwirkungsverfahren gestartet. Die Bevölkerung und die Parteien hatten die
Möglichkeit, ihre Wünsche für die zukünftige Entwicklung des Porziareals
schriftlich einzugeben. Das Mitwirkungsverfahren endete am 29. Februar. Die
Resultate wurden bis jetzt nicht veröffentlicht. Das, und die Ankündigung von
Ducksch Anliker, 2021 die eigenen
Geschäftsräume auf das Porzi – Areal zu verlegen, bilden den vorläufigen
Schlusspunkt in Sachen Porzi.
Die Diskussionen rund um die Porzi haben sich
in den letzten Jahren verschärft. Grund dafür ist ein Zielkonflikt zwischen den
drei Hauptakteuren: Die Stadt Langenthal, Ducksch Anliker und der Porziverein.
Letzterer ist unzufrieden mit der Testplanung und hat ein eigenes
Nutzungskonzept vorgelegt. Dieses hat einen gänzlichen anderen Ansatz und will
das Areal nicht komplett umgestalten, sondern aus dem Bestand heraus
entwickeln. Das heisst, dass die Gebäude zwar saniert und renoviert werden, auf
neue, ambitionierte Bauten, die mit den historischen Grundbild der Porzi
brechen würden, aber verzichtet wird. Das Areal soll als Ganzes erhalten
werden. Zudem soll die Porzi weiterhin zahlbaren Raum bieten für Kleingewerbe,
Handwerksbetriebe und Kultur. Der Porziverein vertritt den Standpunkt, dass die
Porzi mit den heutigen Zwischennutzungen bereits auf dem richtigen Weg ist.
Das Konzept stösst in Langenthal auf einige
Sympathie. Trotz des im Siedlungsrichtplan errechneten Bevölkerungszuwachses
empfindet es manch einer als überzogen, wenn nicht gar grössenwahnsinnig, noch
mehr Wohnungen in Langenthal zu bauen. Zumal mit dem ESP – Bahnhof bereits ein
ähnlich ehrgeiziges Projekt realisiert werden wird. Auch für die Alte Mühle
gibt es hochfliegende Pläne. Dabei gestaltet sich schon die Belebung der
Innenstadt schwierig. Es stimmt, die Planungen des Kantons Bern zielen darauf
ab, Langenthal als Zentrum im Oberaargau zu stärken. Die Frage ist nur, ob die
Menschen in Langenthal das auch wollen. In Sachen Porzi werden sie
mitentscheiden können, denn die Umzonung, die notwendig ist, um die Vision der
Plangemeinschaft umzusetzen, wird vors Stimmvolk kommen.
Eines ist klar, der Porziverein wird sich
weiterhin gegen die Pläne der Stadt und Ducksch Anliker stemmen. Ihr Widerstand
ist nicht nur das Resultat einer verunglückten Kommunikation, die geprägt war
von falschen Versprechungen und komplizierten Konzepten. Vielmehr ist er
Ausdruck der Furcht, die Porzi ein zweites Mal an den rasenden Fortschritt zu
verlieren. Denn wenn die Testplanung wahr wird, wird vom ursprünglichen Geist
des Areals, nicht mehr viel übrig bleiben. Die erhaltenswerten Gebäude werden
inmitten des urbanen Zentrums kaum mehr sein, als eine verstaubte Erinnerung an
die vergangenen Tage des Ruhms. Und die Menschen, die die Porzi in den letzten
Jahren geprägt haben, werden verschwunden sein, denn egal wie man es dreht und
wendet: Für sie wird früher oder später kein Platz mehr sein, in diesem neuen
Hotspot von Langenthal.
Es wäre sehr zu hoffen, dass sich trotz schwieriger Ausgangslage und einer angespannten Lage, wo die Verständigung schwierig ist, eine einvernehmliche Lösung findet. Am Ende eben mehr als das, was man z.B. mit dem grossen Wasserrad gemacht hat, also bitte nicht eine Überbauung in der Art von Bauklötzen, wie sie sich in Langenthal an verschiedenen Orten befinden in Form von Wohnraum für Besserverdienende. Aber auch nicht ein Museum. Massstab wäre eine "lebendige" Nutzung, die sich entwickeln kann und Raum lässt für Kleingewerbe, Kunst und Begegnung. Ich wünsche mir, dass die Stadt das Potential, welches im Porzi-Areal vorliegt, in etwas Zukunftsweisendes überführen kann, ein Grund, warum Menschen in Langenthal aussteigen und etwas Besonderes finden können.
AntwortenLöschenDie momentane Situation ist so verfahren, dass es schwer werden wird, eine Lösung zu finden. Ich persönlich bin generell kein Fan von allzu ehrgeizigen Transformationsprozessen in Bezug auf Langenthal. Ich mag das Städtchen und sehne mich keineswegs danach, ein Zentrum für den Oberaargau zu werden...aber das ist meine eigene, persönlich gefärbte Meinung.
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