Nun höre, du Volk von Langenthal, denn ich bringe euch
frohe Kunde, in düsterer und stürmischer Zeit: Die hochwohlgeborenen Stadträte –
und Stadträtinnen fanden sich erneut im stillen Kämmerlein ein, um ihre klugen
Köpfe über wichtige Geschäfte zu beugen. Mit weiser Voraussicht, hehrem Herzen
und scharfen Verstand gestalten sie die Zukunft unseres bezaubernden
Städtchens, stets unter den wachsamen Augen des Langenthal Olymps namens
Gemeinderat, der mit strenger Hand, aber weichem Herzen, die Geschicke
Langenthals lenkt!
Na, was meint ihr, soll ich mal ein Protokoll in diesem
Stil schreiben? Irgendeinmal mache ich das, denn immerhin hat der Stadtrat schon
manchmal Ausmasse eines Shakespeare – Dramas. Wobei, die erste Stadtratssitzung
verlief eigentlich sehr gesittet und speditiv. Liegt das vielleicht daran, dass
jetzt mehr Frauen im Parlament sitzen? Mit Bernhard Marti (SP), Samuel Köhli (SP), Daniel Steiner – Brütsch (EVP)
und Lars Schlapbach (SVP) traten gleich mehrere erfahrene Stadträte zurück und
für sie rückten fast ausnahmslos Frauen nach: Stefanie Fries – Loser (SP) Silvia
Roth – Burkhalter (Parteilos) und Janina Heiniger (EVP). Neu in der SVP
Fraktion ist Daniel Bircher (ohne Müsli, um den Wortwitz von Patrick Freudiger
zu zitieren). Geniesst es, ihr Neuen, so lange ihr noch könnt…
Auch das Stadtratspräsidium ist in diesem Jahr in
weiblicher Hand. Wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass Martina
Moser (SP) das Amt am internationalen Tag der männlichen Körperpflege übernimmt
(ja, den gibt es und der ist am 3. Februar). Auf jeden Fall meisterte Martina
Moser die Herausforderung souverän, wobei sie ja ihre Berufserfahrung als
Lehrerin mitbringt. So sehr unterscheidet sich der Stadtrat ja nicht von einer
Schulklasse. Ständig muss jemand zu den unpassendsten Zeiten aufs Klo, in der
Pause rennen einige nach draussen um zu rauchen und nicht jeder/jede hat das
mit dem Hand aufheben wirklich im Griff.
In ihrer Antrittsrede erinnerte Martina Moser an die
erste Stadtratspräsidentin Marianne Zurlinden und dankte den zahlreichen
Vorkämpferinnen, die dafür gesorgt haben, dass Frauen politisieren können und
dürfen. Ebenfalls widmete sie sich den Kleinsten: Kinder einer Tagesstätte
haben ihr ihre Wünsche geschrieben. Darunter sind eher materielle Wünsche wie ein
schöner Spielplatz, aber auch sehr persönliche. So wünscht sich ein Kind,
besser Skifahren zu lernen und ein anderes sehnt sich generell nach einer
besseren Welt.
Wenn das mal nicht das nächste SP – Mitglied ist.
Beim allerersten Stadtratsgeschäft im Jahr 2020, handelte
es sich eigentlich um ein Wiederaufgewärmtes: Zukunft Eissport Langenthal,
Genehmigung des Rahmenkredites. Spulen wir kurz zurück: Dieser Vorlage war
schon einmal im Stadtrat und zwar am 16. September 2019 (das war diese
monsterhafte Monstersitzung, die ich in mehrere Teile spalten musste, weil sie
so abartig lang dauerte). Damals bemängelte der Stadtrat unter anderem, dass
der GPK wichtige Akten fehlten, die Finanzierung eher schwammig aufgezeigt
wurde und keine Möglichkeiten formuliert worden waren, was im Falle einer
Insolvenz der KEB AG passieren würde. Deshalb entschied der Stadtrat sich zu
einer zweiten Lesung. Eine zweite Lesung bedeutet: Der Gemeinderat muss die
fehlenden Informationen nachliefern und die in der ersten Lesung angenommenen
Anträge umsetzen (um beim Schulvergleich zu bleiben: Sie müssen nachsitzen).
Bei diesem Rahmenkredit geht es um eine Summe von
insgesamt 2‘050‘000.- Zum Teil werden diese Gelder für den Weiterbetrieb der
Eishalle Schoren verwendet (die aufgemotzt werden muss). Der andere Teil wird
in den „Neubau der Eissporthalle Hard – Planungsverfahren“ und für den „Neubau der
Eissporthalle Hard - Finanzierung – und Organisationsmodelle“ investiert. Es
geht also eigentlich um drei Teilprojekte.
Vielleicht fragt sich jetzt der eine oder andere (oder
die eine oder andere) welche Kosten man sich unter einem Planungsverfahren
vorstellen muss. Das sind zum Beispiel die Kosten, die für externe Beratungen
anfallen, denn die Arealentwicklung muss schliesslich von Profis geplant werden
und die arbeiten im Normalfall nicht gratis (Willkommen im Kapitalismus). Auch
für die Entwicklung der finanziellen Strategie betreffend Neubau Eissporthalle
Hard werden Kosten anfallen zum Beispiel Landwertschätzung, die ebenfalls eine
Arbeitsleistung erfordert.
Wichtig beim Thema Rahmenkredit ist zudem, dass
eigentlich noch keine Ausgaben getätigt werden. Das Geld wird lediglich
reserviert. Nicht Bestandteil dieses Rahmenkredits ist die Finanzierung der
neuen Eishalle. Es ist nicht so, dass mit diesem Kredit Geld für die neue
Eishalle gesprochen wird, es wird lediglich Geld dafür gesprochen, die
Finanzierungsmodelle abzuklären. Das nur so als Klammerbemerkung zum
Rahmenkredit, damit das nachfolgende Geschreibsel für euch verständlicher ist.
Zurück zur aktuellen Stadtratssitzung. Die Vorsteherin des Sportdepartements Helena Morgenthaler
(SVP) hatte ihre Hausaufgaben auf jeden Fall gemacht. Die Aktenauflage wurde
umfangreich ergänzt und es fand ein Hearing statt, bei dem der Stadtrat fast
vollständig anwesend war. Allerdings erklärte Helena Morgenthaler auch, dass
der Gemeinderat nicht auf alle gewünschten Änderungen eingegangen ist. So
wollte der Gemeinderat nach wie vor nicht, dass die einzelnen Objektkredite
durch den Stadtrat bewilligt werden müssen, weil er der Auffassung war, dass
das zu einem Mehraufwand führen würde, der nur wenig Nutzen hätte. Ebenfalls
ablehnend stand der Gemeinderat dem Antrag vom damaligen Stadtrat Bernhard
Marti (SP) gegenüber, der bei der ersten Lesung bemängelte, dass es sich bei
der sogenannten Eigentumsbereinigung in Wirklichkeit um eine Schenkung an den
SCL handelte, weshalb das Teilprojekt „Weiterbetrieb Eissporthalle Schoren –
Infrastrukturaufwand“ in Teilprojekt „Weiterbetrieb Eissporthalle Schoren –
Infrastrukturaufwand – Beitrag SCL“ umbenennt werden sollte (ernsthaft, wer
denkt sich diese Projekttitel aus? Noch länger ging es wohl nicht…).
Hier möchte ich noch einmal eine Klammer machen: Bei der
Eigentumsbereinigung geht es darum, dass der SCL in der Eishalle Schoren
Investitionen getätigt hat (unter anderem eine Pressetribüne und eine MySports –
Lounge), die faktisch dem SCL gehörten. Durch die sogenannte finale Eigentumsbereinigung
geht der Besitz auf die KEB AG über. Dabei handelt es sich um eine Summe von
225‘998.75. Ein Teil des Stadtrats war schon in der ersten Sitzung der Ansicht,
dass Eigentumsbereinigung nicht ganz der korrekte Ausdruck ist.
Warum erklärte Paul Beyeler (EVP). Er stellte den Antrag,
die textliche Ergänzung „Beitrag SCL“ im Titel zu lassen, weil es sich, seiner
Meinung nach eben um keinen Ertrag für die Stadt, sondern höchstens um eine
Umlagerung der Kosen, zumal mit dem übertragenen Eigentum ja auch nichts
angefangen werden kann (wobei: So eine Pressetribüne für den Stadtratssaal wäre
doch auch ganz schön…) Obwohl Beyeler mal eben alle Kosten und Erträge aufrechnete
– wobei ich zugeben muss, dass ich ihm nicht ganz folgen konnte – ging der
Stadtrat mit dem Gemeinderat einig: Beitrag SCL wird aus dem Titel gestrichen, der
Begriff finale Eigentumsbereinigung bleibt.
Überhaupt waren der Stadtrat und Gemeinderat so harmonisch,
dass ich mich zwischendurch fragte, ob sie wohl alle zusammen eine Ehetherapie
besucht haben. Auch die Tatsache, dass der Gemeinderat die Kompetenz über die
Objektkredite bei sich selbst behalten will, führte zu keinerlei Diskussionen. Die
GPK stellte die formale Richtigkeit fest, die Fraktionssprecher bedankten sich
alle artig beim ABiKuS für die getane Arbeit (Falls ihr euch fragt, wer zum
Teufel dieser vielzitierte ABiKuS ist: Das ist Amt für Bildung, Kultur und
Sport) und die Einzelsprechenden zeigten sich ebenso positiv.
Lediglich die EVP schlug kritische Töne an. Ihr
Fraktionssprecher Jürg Schenk bemängelte die „Mir hei ja gnueg Gäud, gä mwea
nume us“ Haltung, die an den Tag gelegt wird, denn schliesslich habe man ein
strukturelles Defizit im Budget. Zudem erinnerte er an den hohen
Energieverbrauch der Eishalle Schoren, die im Widerspruch zum angenommenen Postulat
„Klimanotstand“ steht.
Ein Grossteil des Stadtrates war aber der Ansicht, dass
jetzt die Zeit gekommen ist, das Geschäft dem Stimmvolk vorzulegen, so dass der
Souverän über die Zukunft des Eissportes in Langenthal entscheiden kann. Mit 29
Ja ZU 3 Nein – Stimmen bei 3 Enthaltungen wurde das Geschäft schliesslich
verabschiedet.
Bei der Abstimmungsbotschaft kam es auf Antrag von Renate
Niklaus (GLP) zu einer Änderung. Sie und ihre Mitstreiterinnen Saima Sägesser
(SP) und Beatrice Lüthi (FDP) wollten, dass in der Botschaft ausgewiesen wird,
wie viele Frauen und Männer in den Sportclubs Mitglied sind. Dies sei ein
Schritt zu einem gendergerechten Budget, dass aufzeige, wie viel für Männer und
wie viel für Frauen ausgegeben wird, so Renate Niklaus. Mit einer knappen
Mehrheit konnten die Frauen einen Sieg verbuchen. So wurde die korrigierte
Botschaft verabschiedet. Das bedeutet, dass die Volksabstimmung wie geplant am
15. März stattfinden wird.
Der Stadtrat kam danach zu einem etwas weniger eisigen,
aber dennoch emotionalen Thema, das Langenthal immer wieder in Atem hält: Die
Alte Mühe. Eine Motion der SVP mit dem Namen „Planungssicherheit für die Alte
Mühle“ wünscht sich, dass vorwärts gemacht wird mit dem Areal. Konkret fordern
sie, dass die Stiftung Mühle aufgelöst und ins städtische Eigentum übertragen
wird, eine neue Überbauungsordnung für das Areal oder Teile davon ausgearbeitet
wird und dass der Gemeinderat eine Vorlage zum Verkauf oder der Abgabe im
Baurecht von Teilen der Liegenschaft ausarbeitet.
Das war jetzt eine der berühmten Motionen, die offene
Türen einrennen. Stadtpräsident Reto Müller (SP) konnte nämlich stolz das
Resultat einer Nutzungsstudie für die Alte Mühle präsentieren und konkrete
Konzeptvorschläge bringen. Und zwar wird auf dem Areal ein Disneyland
entstehen! Ja, ihr habt richtig gelesen, ein Disneyland, mit Märchenwald,
Schloss, Bahnen, Musicals, Mickey Maus und Cinderella! ICH BEKOMM EIN
DISNEYLAND!!!
Okay, ja, das hab ich erfunden. Natürlich gibt’s kein
Disneyland (obwohl ich finde, dass Langenthal eines braucht, aber auf mich hört
ja niemand. Bin ja nur das Lama). Dafür eine parkähnliche Anlage. Ziel ist es
natürlich auch, möglichst viel Fläche an Unternehmen/Dienstleister vermieten zu
können, um auch einen ökonomischen Nutzen daraus zu ziehen.
Da durch die bereits fortgeschrittenen Pläne des
Gemeinderates Teile der Motion bereits erfüllt sind, schlug der Gemeinderat
vor, die Motion in ein Postulat umzuwandeln. Der SVP – Sprecher Stefan
Grossenbacher ging darauf ein, nicht ohne triumphierend zu bemerken, dass es
manchmal eben etwas bringe, wenn man Druck aufsetzt (ohne jetzt Grossenbachers
Motivation untergraben zu wollen: Ich hatte eher das Gefühl, dass der
Gemeinderat einfach schon ziemlich weit in der Entwicklung des Geschäfts war
und die Motion eher dazwischen rutschte.)
Nachdem die Motion zum Postulat gewandelt wurde, kam
schon die nächste Motion aus den Reihen der SVP auf den Tisch: Sicherheit und
Ordnung statt Kriminalität und Vandalismus – Videokameras im Schulareal
Kreuzfeld.
Sicherheitsvorsteher Markus Gfeller (FDP) liess sich von
diesem hochdramatischen Titel nicht aus der Ruhe bringen. Er vertrat die
Haltung des Gemeinderates, der nicht so wirklich begeistert ist, von
Videokameras im Kreuzfeld. Seiner Meinung nach würde das lediglich dazu führen,
dass der Vandalismus an einem anderen Ort in der Stadt vorkommen würde, das
heisst, das Problem würde verlagert werden. Und die ganze Stadt wolle man nun einmal
nicht videoüberwachen (warum eigentlich nicht? Big Brother in Langenthal, wäre
doch was!) Stattdessen riet Gfeller dazu, Vandalismus konsequent anzuzeigen und
wenn nötig, die Polizei zu benachrichtigen.
Daniel Bösiger (SVP) war das als Motionär natürlich ganz
anderer Meinung. Er kritisierte, dass das Problem mit Vandalismus im Kreuzfeld schon
seit Jahren bestünde. SIP (eine milde Form eines Sicherheitsdienstes, der
ordnungstechnische Aufgaben in Langenthal übernimmt) zeige zu wenig Wirkung, klagte er, und die
KAPO habe ja eigentlich auch anderes zu tun, als bei Schulhäusern zu patrouillieren.
Ferner wies Bösiger darauf hin, dass andere Städte, zum Beispiel Sursee,
positive Erfahrungen mit der Einführung von Videokameras auf Schularealen
gemacht hätten. Zuletzt schoss er noch
den Vorwurf Richtung Gemeinderat ab, sie würden die Problematik nicht
ernstnehmen.
Das mit Abstand launigste Statement zu dem Thema hielt
ausgerechnet ein Direktbetroffener: Gerhard Käser (SP) ist Schulleiter vom
Kreuzfeld und sieht das Ganze wohl nicht ganz so tragisch, wie seine
Stadtratsgspännli aus der SVP. Fröhlich referierte er darüber, wo denn wohl die
Kameras auf dem roten Sportplatz installiert werden würden – am Tornetz? Etwas
ernster fügte er an, dass das Ersetzen zerbrochener Fenster wohl weniger kosten
würde, als das Installieren von Kameras. Und er gab noch Einblick in sein Leben
als Batman von Langenthal: Wird er in der Nacht angerufen und von den unschönen
Zwischenfällen in Kenntnis gesetzt, eilt er sofort auf den Sportplatz, um sein
Schulareal gegen die Vandalen zu verteidigen – sofern sie ihm körperlich nicht
völlig überlegen sind, wie er mit verschmitzten Lächeln nachschob.
Allerdings erzählte er auch eine etwas kuriose Episode.
Als er, ganz der vorbildliche Bürger, das SIP verständigen wollte, landete er
auf dem Anrufbeantworter und wurde erst drei Tage später zurückgerufen. Und die
KAPO Bern war auch nicht hilfreich, weil die meinten, der Langenthaler Posten
sei dafür zuständig – nur war der halt schon geschlossen. Wahrscheinlich hätte
Gerhard Käser eher mit dem Baseballschläger losziehen sollen, als mit dem Handy…
Pascal Dietrich (FDP) und Mike Sigrist (EVP) standen den
Videokameras eher kritisch gegenüber. Ersterer attestierte der SVP eine gute
Problemanalyse aber einen schlechten Lösungsansatz (das ist so wie ein Doktor,
der richtige Diagnosen stellt, aber leider nicht weiss, wie er die Krankheit
behandelt soll), Letzterer fand, dass Kameras das Sicherheitsgefühl der
Menschen eher schwäche als stärke.
Der leutselige Tonfall, den seine Stadtratskameraden
anschlugen, gefiel Janosch Fankhauser (SVP) gar nicht. Er habe mit einem
Schulhausmeister geredet, der das Kreuzfeld als zunehmend rechtsfreien Raum
bezeichnet hätte, erklärte Fankhauser, zur Verblüffung von Gerhard Käser, der
von seinem Hausmeister was ganz anderes gehört hatte (wahrscheinlich gibt es im
Kreuzfeld einen SP und einen SVP Hausmeister). Janosch Fankhauser ereiferte
sich während seines Votums so sehr, dass er gar Gerhard Käser frontal angriff,
weil der von den üblichen Verdächtigen geredet hat. Warum er die dann nicht
angezeigt hätte, fragte sich Fankhauser erbost und schloss mit der Bemerkung,
dass es schliesslich schon sehr viele Kameras im öffentlichen Raum hätten, von
denen wir gar nichts wissen.
(Vielleicht sollte ich dann aufhören, Bäume zu umarmen
und Strassenlaternen zu knutschen, wenn das alles tatsächlich gefilmt wird.
Möglicherweise schaut sich die Stadtverwaltung ja Filme über uns Bürger – und Bürgerinnen
an, wenn ihnen langweilig ist?)
Trotz der energisch – zornigen Voten der SVP – Fraktion:
Die Motion wurde abgelehnt. Keine Videokameras auf dem Schulareal Kreuzfeld.
Mit dieser Abstimmung war das letzte Geschäft
abgeschlossen und man kam zur parlamentarischen Fragestunde. Ja, die gibt es
noch. Die wurde die letzten Male einfach nicht mehr gemacht, weil die Sitzungen
immer so lange dauerten. Bei der parlamentarischen Fragestunde geht es nicht
etwa um ein Quiz, dem sich der Stadtrat stellen muss, vielmehr haben die
Stadtratsmitglieder die Möglichkeit, dem Gemeinderat unverbindlich Fragen zu
stellen.
In dieser Fragestunde ging es um den Versand der Easy
Vote Unterlagen, die alte Lautsprecheranlage der Turnhallte sowie um das
Gedeihen des Ferieninselprojekts. Zudem wurden Fragen zum Wochenmarkt, zu der
Bearbeitung von Baubewilligungsgesuchen und zum Verbot von Schottergärten
gestellt. Ihr seht also: Langenthal ist sehr vielfältig.
Als krönenden Abschluss der Sitzung verkündete Reto
Müller, dass gegen das neue Wahl – und Abstimmungsreglement (wir erinnern uns:
Das komplizierteste Reglement der Welt) Beschwerde eingegangen ist. Deshalb
werden die bevorstehenden Wahlen nach altem Reglement vorgenommen.
Na, dann hat sich die Arbeit ja richtig gelohnt…
Was sonst noch aufgefallen ist:
Der Stapi ist erkältet, aber ich spare mir jetzt blöde
Witze über das Coronavirus, denn das wäre sehr pietätlos, unlustig und taktlos.
Und mir fällt keiner ein. Ausser, dass ich die Vorstellung von einem Stadtrat
in Quarantäne ganz amüsant finde…also, wenn man sie zusammen in einen Raum
einsperre würde. Wäre ein interessantes Sozialexperiment.
Bei der Abstimmung über die Abstimmungsbotschaft (ein
Zungenbrecher!) kam es zu einem kleinen Chaos. Renate Niklaus und Saima
Sägesser waren so verwirrt, dass sie versehentlich gegen ihren eigenen Antrag
stimmten. Zum Glück bemerkte es die Stadtratspräsidentin rechtzeitig.
Zwischendurch hatten ich und meine Sitznachbarin Patricia
die tolle Idee, dass man gut Werbepausen einspielen könnte, wenn das Auszählen
der Stimmen länger dauert. Wir finden ja die Idee einer Super Bowl Performance
à la Jennifer Lopez und Shakira durchaus prüfungswert.
Best of
„Das Teil…immer wenn ich was zeigen will, schaltet es
einfach um!“ Reto Müller (SP) kämpft nicht nur mit seinem Schal und seiner
Erkältung, sondern auch mit der lieben Technik. Als er auf der Leinwand total
professionell das Konzept für die Alte Mühle mit, wechselte er versehentlich ständig
die Folien.
„Wir sagen nicht kategorisch ja, aber auch nicht
kategorisch nein.“ Politikerdeutsch mit Reto Müller.
„ Wenn wir Videokameras auf dem Kreuzfeldareal installieren
bzw. installieren lassen – denn es macht ja wahrscheinlich keinen Sinn, wenn
wir das selber machen….“ Markus Gfeller (FDP) ist eher Theoretiker als Macher,
zumindest wenn es um Videokameras geht.
„Ich weiss nicht, inwiefern ich das befangen bin –
schliesslich könnte ich in die Situation geraten auf dem Areal gefilmt zu
werden. Nasenbohren geht dann wahrscheinlich nicht mehr.“ Gerhard Käser (SP) sorgt
sich um seine Privatsphäre.
„Es sind immer die gleichen Verdächtigen, die kiffen,
saufen, Drogen konsumieren, dann hintereinander herjagen, sich mit Sachen
bewerfen und dabei irgendwas kaputt machen.“ Wieder Gerhard Käser, der die
Wochenendaktivitäten der Vandalen erläutert. Klingt spassig, jetzt weiss ich,
was ich in meiner Jugend verpasst habe.
„Mit Videokameras erwischt man ja nur die dümmsten 5%!“
Mike Sigrist (EVP) mit seiner eigenen Version der Darwin – Theorie.
„Ich war mal Stadtrat…war eine schöne Zeit.“ Reto Müller
in nostalgischer Stimmung.
„Zudem handelt es sich bei Januar und Februar um
Wintermonate mit Eis und Schnee…das gab’s früher noch.“ Markus Gfeller kennt
das weisse Zeug offenbar noch.
„Aber Samstage sind ja auch nicht kälter als Dienstage!“
Pascal Dietrich will auch am Samstag auf dem Markt einkaufen – mit oder ohne
Schnee.
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